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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Amalgammühle; Amalgamsilber; Amalia; Amalie

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Amalgammühle - Amalie (Elisabeth, Landgräfin von Hessen-Cassel)

Eisenstückchen und Quecksilber zusammengemengt. (Die nachstehende Abbildung stellt in Fig. 1 den Längen-, in Fig. 2 den Querdurchschnitt dieser Fässer dar; a. Quickfaß, b Fülltrichter, s Füll- und Entleerungsöffnnng, g Triebrad.) Hierbei wird durch das metallische Eisen, unter Bildung von Eisenchlorid, das Chlorsilber zu Metall reduziert, das mit dem Quecksilber Amalgam bildet. Letzteres wird nach dem Entleeren der Fässer und dem Entfernen der Erzrückstände von dem überschüssigen Quecksilber durch Pressen befreit und in Retorten oder sog. Tellerapparaten, d. h. unter einer eisernen Glocke terrassenförmig übereinander gestellten eisernen Tellern, aufgeglüht, wobei Silber in Kuchen- oder auch in Tellerform zurückbleibt, Tellersilber oder Ausglühmetall genannt, und das abdestillierte Quecksilber unter Wasser aufgefangen wird. Die Ausbildung der Schmelzprozesse, die Entdeckung besserer Methoden, Erze auf nassem Wege zu verarbeiten, hat in Europa die A., die namentlich auf dem Amalgamierwerk der Halsbrückner Hütten bei Freiberg in großartiger Weise betrieben wurde, verdrängt, während man in Mittel-und Südamerika die Haufenamalgamation als einen für dortige klimatische und andere Verhältnisse passenden Prozeß noch zur Silbergewinnung anwendet. Golderze werden ohne vorherige Röstung amalgamiert, indem man die Erze sehr fein mahlt und mit Quecksilber versetzt, welches das metallische Gold auflöst und mit ihm Amalgam bildet, das wie das Silberamalgam weiter verarbeitet wird.

^[Abb.] Fig. 1

^[Abb.] Fig. 2

Amalgammühle, s. Amalgamation und Gold.

Amalgamsilber (Silberamalgam), ein silberweißes, in Formen und Kombinationen des regulären Systems, namentlich Rhombendodekaedern krystallisiertes Mineral, das auch derb, eingesprengt, in Trümmern, Platten und als Anflug vorkommt, die Härte 3 bis 3,5, das spec. Gewicht 13,7 bis 14 besitzt und eine Verbindung von Quecksilber mit Silber darstellt; einige Varietäten führen auf die Formel AgHg mit 35,02, andere auf Ag2Hg3 ^[Ag<sub>2</sub>Hg<sub>3</sub>] mit 26,43 Proz. Silber, ja Abarten aus Chile enthalten sogar 43 bis 63 Proz. Silber, weshalb überhaupt bestimmte Proportionen kaum anzunehmen sein dürften. In Salpetersäure ist es leicht löslich, im Kolben giebt es Quecksilber und hinterläßt schwammiges Silber, das auf Kohle zu einer Kugel zusammenschmilzt. Fundorte sind die alten Gruben von Moschellandsberg und Mörsfeld in der Pfalz, die Grube Friedrichssegen bei Oberlahnstein, Szlana in Ungarn, Almaden in Spanien, Allemont im Dauphiné, Chanarcillo in Chile, wo das A. meist von Zinnober und Quecksilber begleitet wird.

Amalia, Heilige, zu Anfang des 7. Jahrh., vermählt mit Witger, Pfalzgrafen von Lothringen, Mutter des heil. Adalbert, Bischofs von Reima. Später gingen A. und ihr Gemahl in ein Kloster der heil. Gertrud, wo sie um 650 starb. - A., eine andere Heilige von fürstl. Herkunft, kam früh in das Kloster der beil. Landrada zu Lüttich. Pippin der Kleine bestimmte sie zur Gemahlin für seinen Sohn Karl. Sie lehnte jedoch diese Anträge ab und floh auf ihre Güter, wo sie auch starb. Ihre Gebeine ruhen seit 1370 in Gent. Der Gedächtnistag dieser beiden Heiligen fällt auf den 10. Juli.

Amalia, Anna, Herzogin von Sachsen-Weimar, geb. 24. Okt. 1739, Tochter des Herzogs Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel und der Philippine Charlotte, Schwester Friedrichs d. Gr., wurde 16. März 1756 mit Ernst August Konstantin von Sachsen-Weimar-Eisenach vermählt, der schon 28. Mai 1758 starb. 1759 vom Kaiser mündig erklärt, übernahm sie als Vormünderin ibres Sohnes Karl August (s. d.) die Regentschaft und richtete in unermüdlicher Fürsorge das durch den Siebenjährigen Krieg schwer betroffene Land wieder auf. Zur Erziehung der Söhne berief sie 1772 Wieland nach Weimar. Seit Karl Augusts Regierungsantritt (1775) widmete sie sich der Pflege von Kunst und Wissenschaft und versammelte Dichter, Künstler und Gelehrte um sich; sie komponierte auch mit Begabung für Konzert und Bühne, z. B. Goethes "Erwin und Elmire". Sie starb 10. April 1807 zu Weimar. - Vgl. von Beaulieu-Marconnay, Anna A., Karl August und der Minister von Fritsch (Weim. 1874); Springer, Anna A. von Weimar und ihre poet. Tafelrunde (ebd. 1875); Briefe von Goethes Mutter und der Herzogin Anna A., hg. von Burkhardt (1885) und von Heinemann (Lpz. 1889); Bornhak, Anna A., Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach (Berl. 1892).

Amalie, Marie Friederike, Königin von Griechenland, Tochter des Großherzogs August von Oldenburg, geb. 21. Dez. 1818, vermählt 22. Nov. 1836 mit dem König Otto von Griechenland. Schön und mutvoll, mit vollem Herzen der Ausschmückung von Athen und der Wohlthätigkeit hingegeben, hat sie ihrem Gemahl zur wahren Stütze gedient. Ihre Willenskraft aber artete häufig in Widerspenstigkeit aus und führte zu gewagten Entschlüssen. Ihre Hartnäckigkeit bekundete sich besonders bei der durch ihre Kinderlosigkeit veranlaßten Nachfolgerfrage, indem A. einem Wittelsbacher ihren eigenen Bruder entgegenstellte. Bei der allmählich wachsenden Unbeliebtheit des Königs (s. Griechenland) galt sie der Opposition als die Stifterin jedes Übels und wurde 1861, während der Abwesenheit Ottos, als Regentin von einem Mordversuche bedroht (18. Sept.). 1862 folgte A. ihrem vertriebenen Gemahl nach Deutschland. Sie lebte seitdem mit ihm in Bamberg, wo sie 20. Mai 1875 starb.

Amalie, Elisabeth, Landgräfin von Hessen-Cassel, geb. 29. Jan. 1602, Tochter des Grafen Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg, durch ihre Mutter eine Enkelin des Prinzen Wilhelm I. von Oranien, vermählt seit 1619 mit dem Erbprinzen, spätern Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Cassel. A. war eine staatskluge Fürstin, die zu Lebzeiten ihres Gemahls sowie nach dessen Tode (1637) als Vormünderin ihres Sohnes, Wilhelm VI., und Regentin von Hessen-Cassel die Landgrafschaft nicht nur glücklich durch die Stürme des Dreißigjährigen Krieges hindurchführte, sondern ihre Hausmacht noch verstärkte, auch die Gleichberechtigung der Reformierten mit den Bekennern der Augsburgischen Konfession im Westfälischen Frieden erlangte. Sie starb 3. Aug. 1651. - Vgl. Insti, A. Elise, Land-^[folgende Seite]