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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Amerikanische Rasse (Südamerika)

von deren Sprachen man wenig mehr weiß. Im Staate San Luis-Potosi sitzen bei Ciudad del Maiz und am obern Rio Verde bis zur Sierra Gorda die Pame, und auf sie folgen die Othomi (s. d.), die als die eigentlichen Aborigines des centralen Mexiko gelten, und ihre Verwandten, die Mazahua. An sie schließen sich im W. die Nation der Tarasca (s. d.) und ihre Verwandten, die Matlatzinca, im O. im Staate Veracruz die Totonaca (s. d.), die ihrerseits im N. die zur Mayafamilie gehörigen Huarteca (s. d.) zu Nachbarn haben, während südlich an sie, wie es scheint, in alter Zeit andere Zweige der Mayafamilie grenzten (s. Olmeca). Zwischen diese Stämme haben sich dann die, wie es scheint, den Sonorischen Völkern verwandten Nahua (s. d. und Tafel, Fig. 2, 3, 4), die Stämme mexik. Zunge, gedrängt und die Teile des centralen Hochlandes eingenommen. Auf diese wiederum folgen dann die beiden verwandten Nationen der Mixteca (s. d.) und Zapoteca (s. d. und Tafel, Fig. 14, 15), die aber ebenfalls von allen Seiten von Urvölkern umsetzt sind, unter denen im N. die Mazateca und Chinanteca, im S. die Chatino, im O., in den centralen Teilen des Isthmus von Tehuantepec, die Mixe und die Zoque zu nennen sind.

In Tabasco, Chiapas, Yucatan, Guatemala und den angrenzenden Teilen von Salvador und Honduras sitzt die kompakte Masse der Mayavölker (s. d.), zwischen ihnen aber auch Bruchstücke der Nation der Nahua und Urstämme, wie die den Mixe verwandten Xinca. In Honduras bilden die Lenca einen besondern Sprachstamm. In Nicaragua und dem angrenzenden, zur Republik Costa-Rica gehörigen Depart. Nicoya die Manque oder Mangue, denen die Chiapa (s. d.) verwandt sind, nach welchen der mexik. Staat Chiapas seinen Namen erhalten hat. Zwischen den Manque sitzt wiederum ein Bruchstück der Nation der Nahua, die Nicaragua (s. d.). In den waldigen Distrikten des östl. Nicaragua wohnen eine Anzahl wenig bekannter Stämme, zu ihnen gehören die Mosquito am Unterlauf des Rio San Juan. Im östl. Costa-Rica hausen eine Anzahl unter sich verwandter Stämme, wie die Cabecar, Bribri, Brunca (s. Talamanca). Der Isthmus von Panama wurde in alter Zeit von einer Nation eingenommen, für deren Sprache der Name Cueva angegeben wird. (S. Darien.)

Südamerika. Merkwürdig durcheinander gewürfelt sind die Stämme des südl. Amerikas. Schier endlos ist die Sprachzersplitterung, und stellenweise hat auch Sprachmischung die Verhältnisse noch komplizierter gestaltet. In der Sierra Nevada de Sta. Marta, wo die alten Berichte von einer streitbaren Nation der Arhuacos reden, werden heute noch vier verschiedene Sprachen gesprochen, von denen drei, das Köggaba, Guamaca und Bintucua, unter sich verwandt sind, während das Chimila, das auf der Westseite der Sierra gesprochen wird, abzuweichen scheint. In Antioquia werden in alter Zeit drei Hauptnationen erwähnt, deren sprachliche Stellung noch zweifelhaft ist: die Catia, zwischen dem Rio Atrato und dem Rio Cauca, zu beiden Seiten der Serrania de Abibe: die Nutabe zwischen dem Cauca und dem Rio Porce; die Tahami zwischen dem Porce und dem Rio Magdalena. Am Atrato selbst hausen die Cuna und südlich von ihnen die Choco und zahlreiche andere Stämme. Im obern Caucagebiet trafen die Eroberer verschiedensprachige Stämme von kannibalischen Gewohnheiten, darunter die goldreichen Quimbaya. Im Thal des Magdalenenstroms werden in alter Zeit eine ganze Anzahl Stämme aufgeführt, wie die Panche, Muzo, Tolima, Neiva, deren Sprachen zum Teil noch heute gesprochen werden. Auf dem Hochlande im O. des Magdalenenstroms wohnten die Chibcha (s. d.), deren Sprache aber heute ausgestorben ist, und an den Abhängen der Centralcordillere zwischen den Oberläufen des Magdalenenstroms und des Cauca die Nation der Paez. Eine weite Verbreitung hat das Quechua (s. d. und Tafel, Fig. 5, 6), die Sprache der Inkaperuaner, die von der Nordgrenze der Republik Ecuador bis an das bolivian. Hochland reicht. Ihr parallel gingen in alter Zeit längs der Küste eine Reihe Dialekte, die unter dem Namen der Yuncasprächen (s. d.) bekannt sind, von denen aber jetzt nur noch im nördl. Teile des Gebietes einige wenige Reste übriggeblieben sind. Im S. schließen sich an die Inkaperuaner die Colla, die jetzt Aymara (s. d.) genannt werden. Weiter die Calchaqui und in Chile die Araukaner (s. d. und Tafel, Fig. 20) oder Moluche.

Von den zahlreichen Stämmen, welche im O. der Anden und in dem weiten Waldgebiet des Amazonas hausen, hat neuerdings Karl von den Steinen unter dem Namen Nu-Stämme eine Anzahl zusammengefaßt, die in einem breiten Streifen vom bolivian. Hochlande bis nach Venezuela ziehen, die Mündungen der Nebenflüsse des Amazonas vom Ica bis zum Rio Negro einschließend. Als hauptsächlichste derselben sind zu nennen die Maypure am Orinoco, der Bund der Manao an der Mündung des Rio Negro in den Amazonenstrom, die Ipurina (s. Tafel, Fig. 7) am Rio Purus und die Baure und Moxo (Mojo) im Quellgebiet des Madeira in Bolivia. Zu ihnen gehören auch noch die Piro am Ucayali, die Anti in den Teilen nördlich von Cuzco, die Pareci im Ouellgebiet des Tapajoz nördlich von Cuyaba, die Kustenau, Mehinaku und Waura im Quellgebiet des Xingu und die Guana im südl. Mato Grosso. Ferner die Wapisiana und Atorai im Centrum von Guayana und die Aruak oder Arrawaken (s. d.), die wohl die Urbevölkerung von Guayana sind und früher auch über die Antillen verbreitet waren. Endlich die Goajiro auf der Halbinsel gleichen Namens im W. des Maracaibogolfs in Venezuela.

Eine zweite größere Gruppe bilden die karibischen Stämme (s. Kariben). Über ihre Urheimat ist viel gestritten worden. Seitdem Karl von den Steinen in den Bakaïri des Quellgebietes des Xingu echte Kariben erkannt hat, und da auch die Palmella die neben den Baure im Quellgebiet des Madeira hausen, Kariben sind, so hat sich allmählich die Anschauung Bahn gebrochen, daß die Kariben aus dem Innern des Kontinents, dem Lauf der Flüsse folgend, in ihre spätern Wohnsitze gelangt sind. Die Hauptmasse derselben ist jetzt in Guayana und dem benachbarten Venezuela angesiedelt. Die hauptsächlichsten der dortigen Stämme sind die Rucuyenne, die Makusi, die Arinagoto, die Waika oder Akawai, die Cumanagoto und Chayma. Die daselbst ursprünglich ansässigen Arrawaken sind von ihnen teils verdrängt worden, teils hat Vermischung mit ihnen stattgefunden. Ebenso haben sie, wenige Jahrhundert vor der span. Eroberung, sich über die Antillen verbreitet, die dort ursprünglich ansässigen Arrawaken verdrängend