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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Angermanelf - Angers

u.a., Galeriewerke (die Dürer-Kollektion u. a.), Städte- und Landschaftsansichten.

Ångermanelf (spr. ong), Hauptfluß der schwed. Provinz Ångermanland, entsteht an der norweg. Grenze, bildet viele Seen und imposante Wasserfälle und ist in Hinsicht der Wassermenge, Schönheit und wirtschaftlichen Bedeutung einer der bedeutendsten Flüsse Schwedens. Der Fluß ist 284 km lang, für größere Fahrzeuge 60 km aufwärts bis Nyland, für kleinere 45 km weiter bis Sollesteå schiffbar und bildet bei seiner weiten Mündung die Inseln Hemsö und Hernö. Auf letzterer liegt die Residenzstadt der Provinz, Hernösand.

Ångermanland (spr. ong-), Landschaft im nördl. Schweden (Norrland), zwischen den Landschaften Jemtland und Lappland keilförmig gegen Westen eingeschoben, gehört, mit Ausnahme der nördlichsten Kirchspiele Nordmaling und Bjurholm, dem Län Westernorrland an, hat 19 930 qkm, darunter 1023 qkm Seen, und (1889) 143 832 E. Wegen der Berge und steinigen Wälder ist nur ein geringer Teil (2 Proz. Acker und 5 Proz. Wiesen) anbaufähig. Haupterzeugnisse sind Roggen, Gerste, Hafer, Kartoffeln und vorzüglicher Flachs. Die Viehzucht ist im Steigen begriffen. Forstwirtschaft, Sägewerke (90) und Holzwarenindustrie sind sehr bedeutend. Von der Holzwarenausfuhr des Reichs kommen 20 Proz. auf Å. An Naturschönheiten ist Å. die reichste Landschaft Schwedens. Die Bewohner sind kräftig, mäßig und fleißig. Die Volksvermehrung ist außerordentlich stark; seit 1870 hat die Einwohnerzahl um 40 Proz. zugenommen, gegen 15 Proz. des Reichs. In den nördl. Teilen der Landschaft trifft man Lappen. Hauptfluß von Å. ist die Ångermanelf (s. d.). In Å. liegt die Hauptstadt des Läns Westernorrland, Hernösand.

Angermünde. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Potsdam (Ukermark), hat 1307,34 qkm und (1890) 64 704 (32 290 männl., 32 414 weibl.) E., 6 Städte, 71 Landgemeinden und 67 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis A., am Mündesee, in 51 m Höhe, an den Linien Berlin-Stettin-Stargard, A.-Freienwalde (29,96 km), A.-Schwedt (23,11 km) und A.-Stralsund (169,81 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Prenzlau), Katasteramtes, Zoll- und Steueramtes erster Klasse, hat mit den Vororten Zuchenberg und Sternfelde (1890) 6712 E., darunter 254 Katholiken und 101 Israeliten, in Garnison das 3. Bataillon des Infanterieregiments Generalfeldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen Nr. 64, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle am Bahnhof, Telegraph, St. Marienkirche (13. Jahrh.) mit bronzenem Taufbecken (14. Jahrh.), Kirche (unbenutzt) des 1292 gegründeten Franziskanerklosters, reform. Heilige-Geistkirche und Kirche der Altlutheraner (1865), Knabenmittel-, höhere Mädchen-, Privatknabenschule, Krankenhaus, Vorschußverein, Kreissparkasse, städtische Sparkasse; Eisengießerei, Emaillierwerk, Kunstdrechslerei und 3 Jahrmärkte. - Ursprünglich eine Burg, ist A. seit 1286 als Stadt geschichtlich bekannt. - Vgl. Lösener, Geschichte der Stadt A. (Schwedt a. O. 1846); (Ihlenfeldt,) Chronik der Stadt A. (Angermünde 1893).

Angermünde-Schwedter Eisenbahn (23,11 km, 1872 genehmigt, 1873 eröffnet), früher Privatbahn, seit 1887 dem preuß. Staate gehörig. Bis 1880 führte die Berlin-Stettiner Eisenbahn den Betrieb, seitdem der preuß. Staat. Die Bahn untersteht der königl. Eisenbahn-Direktion Berlin. (S. Preußische Eisenbahnen.)

Angerona oder Diva A., bei den Römern eine Göttin, die mit verbundenem Munde und an den Mund gelegtem Finger dargestellt wurde. Ihre Bildsäule stand in Rom in dem Heiligtume der Volupia am Palatin, und hier wurde der A. auch an ihrem Feste, den Angeronalia oder Divalia, geopfert. Das Datum dieser Feier (21. Dez.) sowie der Name weisen darauf hin, daß es eine Göttin war, die nach dem kürzesten Tage die Sonne wieder herausführte. Später haben die Römer selbst das Wesen dieser Gottheit nicht mehr verstanden und sie bald für eine Göttin der Angst und Beklemmung, bald für die Vewahrerin vor einer bräuneartigen Krankheit (angina) erklärt.

Angeronalia, s. Angerona.

Angers (spr. angschéh). 1) Arrondissement im franz. Depart. Maine-et-Loir, hat 1559,10 qkm, (1891) 170 416 E., 89 Gemeinden und zerfällt in die 9 Kantone: A. Nord-Est, A. Nord-Ouest, A. Sud-Ouest mit zusammen 324,71 qkm und 39 404, 24 541, 29 593 E., Chalonnes-sur-Loire (111,89 qkm, 9979 E.), Le Lourour-Béconnais (251,04 qkm, 10 331 E.), Les Ponts-de-Cé (230,61 qkm, 19 958 E.), St. Georges-sur-Loire (176,97 qkm, 11 463 E.), Thouarcé (311,18 qkm, 17 010 E.), Tiercé 152,70 qkm, 8137 E.). - 2) A. (Juliomagus oder Andecavi), Hauptstadt des Depart. Maine-et-Loire und Arrondissements A. sowie des alten Herzogtums Anjou, liegt an der schiffbaren Maine, 81 km von ihrer Mündung in die Loire, teils am Ufer des breiten Flusses, der hier einen belebten Hafen bildet, teils amphitheatralisch am Abhänge einer Anhöhe und an den Linien La Flèche-A. (49 km) und Paris-Le Croisic der Franz. Orléans- sowie A.-St.Nazaire (171 km) der Westbahn. Während die ältere obere Stadt mit engen, steilen Straßen, altertümlichen, mit Schiefer gedeckten und bekleideten Holzhäusern ein düsteres Ansehen hat, so zeigt die sie umgebende untere Stadt (Doutre genannt), mit ihren neuen Stadtvierteln, geschmackvollen steinernen Gebäuden, breitem Quai, Boulevards neuern Luxus und Wohnlichkeit. Die Kathedrale St. Maurice, eins der schönsten Baudenkmäler des 13. Jahrh., bis auf das Chor im byzant. Stil erbaut, hat ein einziges sehr großes Schiff, ein schönes Portal, zwei 70 m hohe Türme und eine berühmte Orgel von Danville. Die Gräber der Grafen und Herzöge von Anjou haben 1783 Bildschnitzereien und Chorstühlen weichen müssen. Die Ruinen der im 9. Jahrh. erbauten und im 11. erneuerten Kirche St. Martin, auch die Kirche des heil. Sergius und die Dreifaltigkeitskirche sind anziehende Bauten des Mittelalters. Das alte Schloß, begonnen unter Philipp II. August und beendet unter Ludwig dem Heiligen, erhebt sich auf 32 m hohen, steilen Felsen und ist von 18 dicken, schwarzen Rundtürmen umgeben; früher Festung und Residenz, dient es jetzt als Pulvermühle. Bemerkenswert sind außerdem das alte, große Armenhaus, der schöne, bedeckte Fischmarkt, drei Brücken über die Maine und ein schönes Standbild des Königs René (von David). A. ist Sitz eines Bistums, des Stabes der 18. Infanteriedivision und der 36. Infanteriebrigade, hat

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