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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Arndt; Arndts; Arne; Arneburg; Arnedillo; Arnēdo; Arneth

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Arndt (Joh.) - Arneth (Alfred, Ritter von)

der Zeit: «Pro populo Germanico» (Berl. 1854). Diese, wie fast alle seine Prosaschriften, sogar die umfänglichern und die geschichtlichen Darstellungen, sind aus dem Stegreif geschrieben. Überhaupt war A. kein Gelehrter und verdankte die gewaltige Wirkung andern Eigenschaften. An seinem 90. Geburtstage ward er mit Huldigungen aller Art geehrt, starb aber bald darauf 29. Jan. 1860. Eine Erzstatue (von Afinger) wurde ihm 1865 auf dem Plateau des Alten Zoll bei Bonn, ein 21 m hoher Gedenkturm 1873 auf dem Rugard auf Rügen errichtet. A.s «Briefe an eine Freundin (Charlotte von Kathen)» gab Langenberg (Berl. 1878), seine Briefe an Johanna Motherby Meisner (Lpz. 1893) heraus; letzterer veranstaltet auch eine erste einheitliche Ausgabe von A.s Hauptschriften (Bd. 1‒5, Lpz. 1892‒95).

Aus der umfangreichen Litteratur über A. sind hervorzuheben: Labes, E. M. A. Ein Büchlein für das deutsche Volk, nebst ungedruckten Briefen A.s (Jena 1860); Rehbein und Keil, E. M. A. Ein Buch für das deutsche Volk (Lahr 1861); Schenkel, E. M. A., ein polit. und religiöser deutscher Charakter (2. Aufl., Elberf. 1869); W. Baur, E. M. A.s Leben, Thaten und Meinungen (5. Aufl., Hamb. 1882); von Noorden, E. M. A. und Preußens deutscher Beruf (in den «Histor. Vorträgen», Lpz. 1884); Nover, E. M. A. (Hamb. 1891); Thiele, E. M. A. (Gütersloh 1894).

Arndt, Joh., s. Arnd.

Arndt, Wilh., Historiker, geb. 27. Sept. 1838 zu Lobsens (Posen), studierte in Göttingen Geschichte und habilitierte sich 1875 an der Universität zu Leipzig, wo er 1876 außerord., 1894 ord. Professor wurde und 10. Jan. 1895 starb. A. war seit 1862 Mitarbeiter an den «Monumenta Germaniae historica», für die er unter anderm die Ausgabe des Romoald von Salerno, Gislebert von Hennegau und Gregor von Tours besorgte. Auch veröffentlichte er: «Kleine Denkmäler aus der Merowingerzeit» (Hannov. 1874), «Schrifttafeln zur Erlernung der lat. Paläographie» (2. Aufl., 2 Hefte, Berl. 1888), und gab «Goethes Briefe an die Gräfin Auguste zu Stolberg» (Lpz. 1881) in zweiter Auflage mit Einleitung und Anmerkungen, sowie Goethes «Jeri und Bätely» in der ursprünglichen Gestalt heraus (ebd. 1881).

Arndts, Ludw., Ritter von Arnesberg, Jurist, geb. 19. Aug. 1803 zu Arnsberg, studierte in Bonn, Heidelberg und Berlin die Rechte, habilitierte sich 1826 in Bonn, ward 1832 Mitglied des dortigen Spruchkollegiums, 1837 außerord. Professor und 1839 ord. Professor in München. Hier war er 1844‒47 Mitglied der Kommission für ein bürgerliches Gesetzbuch und wurde 1848 von Straubing in die Nationalversammlung nach Frankfurt gewählt, wo er der großdeutschen Partei beitrat. 1855 ward er ord. Professor des röm. Rechts zu Wien, 1867 Mitglied des österr. Herrenhauses, 1871 in den Ritterstand erhoben («von Arnesberg») und 1872 Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Kränklichkeit zwang A. 1874 seine Kollegien aufzugeben. Er starb 1. März 1878 in Wien. A. war strenger Katholik und politisch ultramontan, stimmte auch 1869 für das Konkordat mit der Kurie. Seine wissenschaftlichen Arbeiten sind durch Gründlichkeit ausgezeichnet. A.’ Thätigkeit erstreckte sich auf röm. Recht, franz. Civilrecht, Rechtsencyklopädie und Civilprozeß. Von seinen Schriften sind «Jurist. Encyklopädie und Methodologie» (8. Aufl., Stuttg. 1887), «Lehrbuch der Pandekten» (13. Aufl., besorgt von L. Pfaff und F. Hofmann, ebd. 1886) und als Teil 46‒48 von Glücks «Pandekten» «Die Lehre von den Vermächtnissen» (Bd. 1‒3, Erlangen 1869‒78), sowie «Gesammelte civilistische Schriften» (3 Bde., Stuttg. 1873‒74) hervorzuheben. Mit Bluntschli und Pözl gab A. die «Kritische Überschau der deutschen Gesetzgebung und Rechtswissenschaft» (6 Bde., Münch. 1853‒58; seitdem u. d. T. «Kritische Vierteljahrsschrift» erscheinend) heraus, außerdem «Paulli receptarum sententiarum ad filium libri Ⅴ.» (Bonn 1833) und die «Epitome rerum germanicarum» des Pappus (2 Bde., Wien 1856‒58).

Arne (spr. ahrn), Thomas Augustin, engl. Komponist, geb. 1710 zu London, gest. daselbst 5. März 1778, erhielt seine Erziehung in Eton. Für die jurist. Laufbahn bestimmt, folgte er, gegen den Willen seines Vaters, seiner Neigung zur Tonkunst. Durch Corellis Konzerte und Händels Ouvertüren bildete er sein Violinspiel, und sein Eifer für Musik brachte bald auch seine Schwester (s. Cibber) dahin, sich zur Sängerin zu bilden. Für diese schrieb er eine Partie in seiner ersten, 1733 aufgeführten Oper «Rosamond» von Addison. Darauf folgte die komische Operette «Tom Thumb, or the opera of operas», mit Text von Fielding. Eigentümlicher und ausgebildeter erschien sein Stil in der Musik zu Miltons «Comus» (1738). In London, wohin A. sich begab, versuchte er sich auch mit einer Komposition im ital. Stile zu Metastasios «Artaserse», die sich lange auf dem Repertoire erhalten hat. Allgemein bekannt ist A. geworden durch das von ihm komponierte, nach Händelschen Melodien gebildete Lied «Rule Britannia», welches in der Mask oder Serenata «Alfred» enthalten ist und mit dieser 1738 zuerst aufgeführt wurde. Nach Händel und den damaligen Italienern formte er seinen Stil, der besonders in melodischer Hinsicht gefällig, auch harmonisch reich ist, aber nicht durch große kontrapunktische Kunst sich auszeichnet. A. war der bedeutendste engl. Musiker des 18. Jahrh.

Auch sein Sohn Michael A. (geb. 1741 in London, gest. 1786) war ein geschätzter Tonkünstler und geschickter Orchesterdirigent in London.

Arneburg, Stadt im Kreis Stendal des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, an der Elbe, Sitz eines Zoll- und Steueramtes zweiter Klasse, hat (1890) 2111 meist evang. E., Post zweiter Klasse, Telegraph, Reste der Burg, die König Heinrich I. gegen die Wenden erbaute, Zucker- und Ofenfabrik, Brauereien, Ziegeleien und Landwirtschaft. 1499 starb hier Kurfürst Johann Cicero von Brandenburg.

Arnedillo (spr. -diljo), s. Arnedo.

Arnēdo, Distriktsstadt (Ciudad) der span. Provinz Logroño, links an dem rechts zum Ebro gehenden Cidacos, malerisch am Fuße der Sierra de Peñalosa, in der Rioja (s. d.), mit (1887) 4005 E. Etwa 11 km aufwärts am Cidacos der Badeort Arnedillo mit einer warmen Quelle (50° C), ebenso weit südöstlich von A. der Badeort Gravalos mit kalten Mineralquellen.

Arneth, Alfred, Ritter von, Geschichtschreiber, Sohn des folgenden, geb. 10. Juli 1819 zu Wien, studierte daselbst Rechtswissenschaften und Geschichte und erhielt eine Stelle am k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv; 1858 wurde er Vicedirektor und 1868 Direktor des Hof- und Staatsarchivs, in welcher Stellung er die Freigebung des Archivs zu wissenschaftlichen Forschungen erwirkt und dadurch auch den Anstoß zu gleichem Vorgange an andern Archiven gegeben hat.