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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Arsenal; Arsenchlorid; Arsendimethyloxyd; Arseneisen; Arsenglas

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Arsenal - Arsenglas

Temperatur von 360° C. erhitzt werden, plötzlich unter starker Wärmeentwicklung in gewöhnliches krystallinisches A. über. Der Arsendampf hat gelbe Farbe, brennt mit bläulichweißer Flamme und entwickelt dabei einen eigentümlich knoblauchartigen Geruch (charakteristisches Erkennungsmittel). Seine Dampfdichte ist = 10,2; daraus berechnet sich das Molekulargewicht 296,2; das Molekül des A. enthält also 4 Atome. Bei sehr hoher Temperatur ist die Dampfdichte geringer; es tritt somit ein weiterer Zerfall des Moleküls ein. Unter gewöhnlichem Druck verdampft es, ohne zu schmelzen, unter starkem Druck wird es in hoher Temperatur flüssig. An feuchter Luft oxydiert sich A., das krystallinische rascher als das schwarze amorphe, und überzieht sich dabei mit einer grauen Schicht von sog. Arsensuboxyd, in trockner Luft kann es auf 80-90° C. erwärmt werden, ohne sich zu verändern, in höherer Temperatur verbrennt es zu arseniger Säure, die sich in Form eines weißen, krystallinischen, leicht flüchtigen Beschlags an kältern Stellen ablagert; in Sauerstoff verbrennt es unter lebhafter Lichterscheinung. Im gepulverten Zustande in Chlorgas eingetragen entzündet es sich, ohne erwärmt worden zu sein, und verbrennt zu Chlorarsen. Salpetersäure oxydiert es zu arseniger und Arsensäure, Schwefelsäure bildet bei hoher Temperatur arsenige Säure und schweflige Säure; von schmelzenden Alkalihydraten wird es unter Wasserstoffentwicklung zu arsenigsaurem Alkali oxydiert; mit schmelzendem Salpeter verpufft es; Gemenge von A. und Kaliumchlorat detonieren durch Stoß. Es löst sich in fetten Ölen beim Erwärmen, in Alkohol und Äther nicht.

Die technischen Verwendungen des A. und seiner Verbindungen sind sehr mannigfaltig. Ein wenig A. verleiht den Kupferzinnlegierungen hohen Glanz und starke Politurfähigkeit. Man hat es daher dem Spiegelmetall, wie es zu Teleskopenspiegeln u. s. w. gebraucht wird, zugesetzt. Bei der Schrotfabrikation wird A. dem Blei zugesetzt, weil diese Legierung dann leichter völlig runde Körner giebt. Von den Schwefelverbindungen des A. wendet man das Arsensulfür (s. d.) oder Realgar zur Bereitung eines mit intensiv weißem Lichte brennenden Feuerwerksatzes und als rote Malerfarbe an. Das Arsentrisulfid (s. d.) oder Auripigment wird zu einer gelben Malerfarbe benutzt. Die arsenige Säure (s. d.) findet Anwendung bei der Fabrikation des Email, das durch Zusammenschmelzen bleioxydhaltigen Glases mit Zinnoxyd, Antimonoxyd oder arseniger Säure erhalten und zum Überzuge mancher Gegenstände, z. B. kupferner Zifferblätter der Uhren, benutzt wird. Beim Glasschmelzen setzt man arsenige Säure zu, um kohlige Substanz zu verbrennen und das Glas zu läutern. Ferner wird die arsenige Säure als Mittel gegen die Fäulnis animalischer und vegetabilischer Stoffe gebraucht, z. B. zur Konservierung der Tierbälge in zoolog. Sammlungen und zur Imprägnierung von Bauholz. Auch dient sie als Gift gegen schädliche Tiere und als Heilmittel. Außerdem liefern einige Arsenverbindungen prächtige und dauerhafte Farben, die zudem sehr wohlfeil herzustellen, aber äußerst giftig sind. Zu den gebräuchlichsten Farben dieser Art gehören: Scheelesches Grün (arsenigsaures Kupferoxyd), Schweinfurter Grün (eine Verbindung von arsenigsaurem mit essigsaurem Kupferoxyd) und die schon erwähnten Schwefelverbindungen Auripigment und Realgar. Insbesondere werden die beiden ersten häufig zum Anstreichen und Malen der Wohnzimmer sowie zur Tapetenfabrikation verwendet und finden sich überhaupt in den meisten grünen Farben, die man im Handel führt, so im Wiener Grün, Schwedisch-, Mineral- und Berggrün.

Auf die außerordentliche Gefährlichkeit nicht allein der Fabrikation solcher arsenhaltiger farbiger Stoffe, sondern auch des Aufenthalts in Räumen, die mit derartigen Farben ausgemalt oder mit arsenhaltigen Tapeten ausgekleidet sind, ist wiederholt aufmerksam gemacht worden. Man hat gegen die Warnung eingewendet, daß die Arsenikfarben, wären sie nur auf der Wand oder den Tapeten gehörig befestigt, die Atmosphäre der Zimmer nicht vergiften könnten. Indes wurden zahlreiche und unzweifelhafte Arsenikvergiftungen (s. d.) infolge der Anwendung jener Farben in Zimmern nachgewiesen, und die Chemiker haben die Anwesenheit von giftigen Arsenverbindungen, namentlich Arsenwasserstoff, in der Luft also dekorierter Zimmer unumstößlich festgestellt. Schon in geringsten Mengen des Zimmerstaubes, bei dessen Ansammlung man sorgfältig vermied, die Wände selbst zu berühren, ist die Gegenwart des Arsenikgiftes nachgewiesen worden. Doch nicht bloß in grünen Farben findet sich Arsenik, sondern auch in manchen andern, besonders in grauen Farben, die durch Mischung mit arsenikhaltigem Grün hergestellt werden. Noch gefährlicher aber ist die Verwendung der Arsenikfarben zu manchen andern Zwecken, z. B. zum Bemalen von Kinderspielzeug, zum Färben und Drucken der Kleiderstoffe, besonders der zu Ballkleidern gebrauchten Tarlatane. Auf einem Stück dieses Zeugs, das etwa 1 g wiegt, kann man 20-25 cg Arsenikfarbe finden, die nur sehr lose darauf befestigt ist, so daß schon Reiben oder Aufweichen in kaltem Wasser die Farbe gänzlich ablöst. Ähnlich ist es bei den schönen grünen Blättern der künstlichen Blumen. Auch bei der Herstellung grüner Wachskerzen verwendete man Arsenikfarbe. Davy fand in 90 Teilen grünen Wachses 1 Teil arsenige Säure, die also bei der Verbrennung sich im Zimmer verbreiten muß. Sogar bei der Herstellung gefärbter Zuckerwaren hat man sich gewissenlos der Arsenikfarben bedient. Die Anwendung solcher arsenhaltiger (sowie überhaupt giftiger) Farben zu den obengenannten Zwecken ist in Deutschland nach dem Reichsgesetz vom 5. Juli 1887 verboten. (S. Arsenikvergiftung.)

Arsenal, s. Zeughaus.

Arsenchlorid, AsCl3 ^[AsCl<sub>3</sub>] entsteht unter Feuererscheinung, wenn man pulverförmiges Arsen in eine mit Chlorgas gefüllte Flasche wirft; zur Darstellung leitet man in eine mit grobstückigem Arsen gefüllte tubulierte Retorte Chlorgas, wodurch ersteres in flüssiges A. verwandelt wird; dieses wird destilliert, ehe noch alles Arsen verschwunden ist, um die Verbindung frei von ungebundenem Chlor zu erhalten. Es ist eine farblose ölige Flüssigkeit von 2,2 spc. Gewicht, siedet bei 134° C., mischt sich mit Wasser, Alkohol, Äther; beim Erwärmen mit viel Wasser zersetzt es sich in arsenige Säure und Chlorwasserstoff. Das der Antimonverbindung entsprechende Fünffach-Chlorarsen existiert nicht.

Arsendimethyloxyd, s. Alkarsin.

Arseneisen, s. Arsenikalkies.

Arsenglas, gelbes, soviel wie Arsentrisulfid (s. d.) im geschmolzenen Zustande; rotes A., soviel wie geschmolzenes Arsensulfür (s. d.); weißes A., soviel wie amorphes Arsentrioxyd (s. Arsenige Säure).