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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Augenwurz; Augenzähne; Augenzauber; Augenzittern; Augereau; Auget; Augias; Augiasstall; Augier; Augila; Augit

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Augenwurz - Augit

Augenwurz, s. Athamanta.

Augenzähne, s. Zahn.

Augenzauber, s. Böser Blick.

Augenzittern, Nystagmus, eine Augenkrankheit, bei der die Augen nicht im stände sind, einen Punkt zu fixieren, sondern in fortwährender pendelnder oder rotierender Bewegung begriffen sind. A. findet sich hauptsächlich bei Individuen, die seit ihrer ersten Kindheit hochgradig schwachsichtig oder erblindet sind, seltener bei solchen, die erst in spätern Lebensjahren blind wurden. Bergleute in Kohlenbergwerken bekommen, bei sonst völlig intaktem Sehvermögen, ziemlich häufig ein eigentümliches A., das sie namentlich in dunkeln Räumen befällt und oft zwingt, ihren Beruf aufzugeben.

Augereau (spr. ohsch'roh), Pierre Francois Charles, Herzog von Castiglione, Marschall von Frankreich, geb. 11. Nov. 1757 zu Paris, verdiente nach einer unsteten Jugend seinen Lebensunterhalt als Fechtmeister in Neapel, bis 1792 alle Franzosen von dort ausgewiesen wurden. A. kehrte nach Frankreich zurück, trat als Freiwilliger in die Armee und schwang sich durch Umsicht und Tapferkeit schnell empor. 1794 Brigadegeneral, 1796 Divisionsgeneral, that er sich dann besonders bei Lodi, Castiglione und Arcole hervor. Darauf wurde A. Befehlshaber der Truppen in Paris und führte als solcher den Gewaltstreich vom 18. Fructidor des J. V (4. Sept. 1797) aus und wurde als «Retter des Vaterlandes» gefeiert. Um ihn von Paris zu entfernen, wurde A. demnächst zur Rheinarmee und dann nach Perpignan versetzt; 1799 wurde er als Deputierter in den Rat der Fünfhundert gewählt und schloß sich am 18. Brumaire an Bonaparte an. 1800 erhielt er den Befehl über die franz.-batavische Armee, 1804 wurde er Marschall von Frankreich und 1806 Großoffizier der Ehrenlegion und Herzog von Castiglione. Bei Jena und Eylau zeichnete er sich aus; 20. März 1814 mußte er in die Kapitulation von Lyon willigen. Nach Napoleons Abdankung wurde er von Ludwig XVIII. zum Pair und Ludwigsritter ernannt; bei Napoleons Rückkehr von Elba folgte er diesem wieder, und nach der Schlacht bei Belle-Alliance bot er dem König abermals seine Dienste an. Er starb 12. Juni 1816.

Auget (frz., spr. oscheh), Leitrinne, s. Leitfeuer.

Augias, Augiasstall, s. Augeias.

Augier (spr. oschieh), Emile, franz. Bühnendichter, geb. 17. Sept. 1820 zu Valence, Enkel von Pigault-Lebrun, erkannte, sich zum Advokaten vorbereitend, bald seinen Dichterberuf. A.s erstes durch natürliche Frische und Laune ausgezeichnetes Lustspiel «La ciguë» (deutsch bearbeitet von Fitger, Oldenb. 1885) wurde von einem Publikum, das der romantischen Überspanntheiten müde war, mit warmem Beifall im Odeon begrüßt (1844), während das gleichfalls auf attischem Boden spielende Drama «Le joueur de flûte«» (1850) weniger Glück machte. Danach schloß sich A. der Richtung des «gesunden Verstandes» an und verteidigte mit Vorliebe die gute Sitte in Familie und Ehe gegen die eindringende Verderbnis. Nicht ganz den Erwartungen entsprachen «Un homme de bien» (1845) und «L'aventurière» (1848, umgearbeitet 1860; deutsch von Graf Wickenburg, Wien 1881), wogegen das zum Rührstück neigende Lustspiel «Gabrielle» (1849) Beifall fand und A. den Preis Monthyon einbrachte (s. Autran). Diese Stücke waren in Versen geschrieben, ebenso später «Philiberte» (1853; deutsch bearbeitet von Fitger, Oldenb. 1888), «La jeunesse» (1858) und «Paul Forestier» (1868), während A. nach einem verunglückten Versuch mit dem histor. Drama in Versen «Diane» (1852), das er für die Rachel schrieb, vorwiegend in nüchterner Prosa in einer Reihe wirkungsvoller Sittenkomödien den in der höhern Gesellschaft wuchernden Vorurteilen und sittlichen Verirrungen einen klaren Spiegel vorhielt. Mit zwei Stücken, deren Vorwürfe aus Romanen Sandeaus stammten, «La pierre de touche» (1854) und dem vortrefflichen «Le gendre de Monsieur Poirier» (1854), beginnt die Reihe dieser Werke. Es folgen «Le mariage d'Olympe» (1855), eine Antwort auf Dumas' «Kameliendame», der gegenüber A. die Unmöglichkeit der Wiedererhebung des gesunkenen Weibes zu beweisen sucht, und «Ceinture dorée» (1855), wo er den Fluch der durch Börsenschwindel erworbenen Millionen schildert. Die Zerstörung des Familienlebens durch Vergnügungs- und Gefallsucht der Frau schildert A. in «Les lionnes pauvres» (mit Foussier; deutsch von P.Lindau); in «Les effrontés» (1861) und der Fortsetzung dieses Stückes, «Le fils de Giboyer» (1862; deutsch von Saphir, Wien 1865), behandelt er die Verbindung von Presse und Börse, mit scharfer Spitze gegen die Klerikalen und ihren Wortführer, L. Veuillot, die heftig erwiderten. Der Einfluß des Prinzen Napoleon setzte es gegen die kaiserl. Theatercensur durch, daß diese letztern Stücke gespielt wurden. Von nicht geringerer Wirkung waren «Maître Guérin» (1864), wo die Advokatenverschmitztheit die Hauptrolle spielt, und die wieder mit Spekulanten und Schwindlern sich befassenden Komödien «La contagion» (1866) und «Lions et renards» (1869). In «Jean de Thomeray» (1873) überwindet die Vaterlandsliebe die durch Genuß- und Habsucht erzeugte sittliche Haltlosigkeit. In «Madame Caverlet» (1876) wird die damals schwebende Frage der Ehescheidung mit Ja beantwortet. Mit der Familienkomödie «Les Fourchambault» (1878), durch die er noch einmal bedeutende Erfolge erzielte, schloß der Dichter seine Laufbahn. A., seit 1857 Mitglied der Akademie, starb 25. Okt. 1889 in Paris. Sein «Théâtre complet» (6 Bde., Par. 1876 - 78) umfaßt außer den genannten Werken noch das Proverbe «L'habit vert» (1849, mit Musset), «Méprise d'amour» (1852), «Un beau mariage» (1859, mit Foussier), «Postscriptum» (1869) und «Le prix Martin» (1876, mit Labiche). A.s «Poésies complètes» erschienen 1852 und 1856.

Vgl. de Mirecourt, Le petit-fils de Pigault-Lebrun (Par. 1863); P. Lindau, E. A., in «Nord und Süd» (1886); Pailleron, E. A. (Par. 1889); de St. Victor, E. A. (ebd. 1889); Parigot, E. A. (ebd. 1890).

Augila, Oase der Libyschen Wüste, s. Audschila.

Augit, ein sehr verbreitetes, dem monoklinen System angehöriges Mineral, ein Glied der Pyrorengruppe (s. Pyroxen), das als Bisilikat im wesentlichen aus Kieselsäure, Kalk, Magnesia, Eiseuoxydul besteht, oft auch etwas Thonerde enthält. Die häufigste Krystallform ist eine Kombination des Prismas (87°), der beiden vertikalen Pinakoide und der Hemipyramide (s. beistehende Figur); die mehr oder weniger deutliche Spaltbarkeit folgt den Prismenflächen.

^[Abb.:]

Das Mineral ist gewöhnlich von schwarzer oder grünlicher Farbe, durchscheinend oder undurchsichtig, von Glas-^[folgende Seite]