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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Auriflamma; Aurigny; Aurikel; Aurikular; Aurillac; Aurin; Auripigment

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Auriflamma - Auripigment

von Luthers Werken (1555-58) und gab 1564-65 ungedruckte deutsche Schriften (2 Bde.), 1556 und 1565 Briefe (2 Bde.) und 1566 (Eisleben) die «Tischreden» Luthers heraus. - Ein zweiter Johann A., geb. 30. Jan. 1517 zu Breslau, studierte seit 1534 in Wittenberg, wurde hier 1538 Docent in der philos. Fakultät und 1550 Pfarrer und Professor der Theologie in Rostock. Wenig erfolgreich war seine Thätigkeit in Königsberg, wohin A. 1554 zur Beilegung der Osiandristischen Streitigkeiten (s. Osiander) berufen ward. 1567 wurde er Pfarrer an St. Elisabeth und Inspektor der Kirchen und Schulen in Breslau und starb 19. Okt. 1568. Die alte mecklenb. Kirchenordnung stammt von ihm.

Auriflamma, s. Oriflamme.

Aurigny (spr. orinjih), franz. Name von Alderney (s. d.).

Aurikel (Primula auricula L.), beliebte perennierende Gartenblume (s. Tafel: Primulinen, Fig. 1). Die Stammpflanze findet sich auf den deutschen Voralpen und über das ganze südl. Europa bis zum Orient wild und ist an ihren kurzen, etwas dicken, bestäubten, spateiförmigen, graulichen Blättern zu erkennen, zwischen denen der Schaft mit einem Bouquet aus 6-7 kurz gestielten, gelben, angenehm duftenden Blumen sich erhebt. Ob die zahlreichen Gartenvarietäten nur von dieser Art oder noch von andern abstammen, ist ungewiß. Am frühesten wurden A. in England kultiviert; im 17. Jahrh. kam diese Kultur nach Holland hinüber. Man unterscheidet vier nach der Blütenfärbung getrennte Klassen von A. Die Zusammenstellung prächtiger Farben ist eine reiche und schöne. Die A. blüht im April und Mai, oft auch im Herbst zum zweitenmal. Die Kultur ist ziemlich einfach; am besten gedeiht die A. in einem etwas schweren, dabei durchlassenden frischen, nicht feuchten Boden in halbschattiger, doch luftiger und von oben freier Lage, in der sie gegen heiße Sonne geschützt ist und nur etwa 3-4 Stunden Morgensonne hat. In sandigem trocknem Boden kann die A. nicht kultiviert werden. Der Boden darf keinen tierischen Dünger enthalten, sondern wird besser mit guter Lauberde oder sonstigen gut zersetzten pflanzlichen Resten gemischt. Gegen Frost ist die A. fast gar nicht empfindlich, desto mehr gegen häufigen Wechsel von Frost und Tauwetter, heiße, trockne Luft, andauernden Regen im Frühjahre. Man vermehrt die A. durch Teilung der Stöcke und abgelöste junge Triebe des Wurzelstocks im Herbst nach der Samenreife, oder durch Samen, doch blühen die aus diesen erzogenen Pflanzen selten vor dem 3. oder 4. Jahre.

Aurikular (vom lat. Auris, das Ohr), auf das Ohr bezüglich, das Ohr betreffend. Aurikularkonfession, die Ohrenbeichte.

Aurillac (spr. orijack). 1) Arrondissemeut im franz. Depart. Cantal, hat 1942,32 qkm, (1891) 92459 E., 95 Gemeinden und zerfällt in die 8 Kantone: A.-Nord (201,60 qkm, 13329 E.), A.-Sud (242,25 qkm, 20858 E.), Laroquebrou (310,53 qkm, 10404 E.), Maurs (239,33 qkm, 12147 E.), Montsalvy (263,85 qkm, 10017 E.), St. Cernin (145,86 qkm, 6345 E.), St. Mamet-la-Salvetat (279,81 qkm, 9030 E.), Vic-sur-Cère (259,09 qkm, 10329 E.). - 2) Hauptstadt des franz. Depart. Cantal und des Arrondissements A. in der Auvergne, am Fuße des Cantal, rechts von der Jordanne, an der Linie Capdenac-Arvant der Orléansbahn, mit unregelmäßigen und von Bächen durchströmten Straßen, ist Sitz eines Handelsgerichts und des Stabes der 50. Infanteriebrigade, hat (1891) 12587 als Gemeinde 15824 E., in Garnison das 139. Infanterieregiment. Ferner hat A. Kommunalcollège, Normalschule, Taubstummeninstitut, mineralog. Museum, Bibliothek (18000 Bände); Denkmal des Generals Delzons (1775-1812), ein von David d'Angers (1851) modelliertes Bronzestandbild des hier geborenen Papstes Sylvester II. (Gerbert). Besonders bemerkenswert sind neben mehrern Gebäuden aus dem 13. bis 16. Jahrh. die Kirchen: St. Géraud (15. Jahrh.), deren Turm und Schiff erneuert sind; ferner Notre-Dame-des-Neiges, ehemals Kirche des Klosters der Cordeliers (13. oder 14. Jahrh.) mit neuerm Glockenturm im Renaissancestil. Die Industrie erstreckt sich auf Leim-, Schokoladen-, Kerzen-, Papier-, Tapeten-, Leder-, Haarsieb-, Spitzen- und Raschfabrikation, der Handel auf Pferde, Maulesel, Rindvieh, Käse und Kupfergeschirr. Die Stadt hat zwei eisenhaltige Mineralquellen. - A. machte einst der Stadt St. Flour den Rang der Hauptstadt von Auvergne streitig, hatte den Titel einer Grafschaft und stand unter dem Abt der vom heil. Geraldus 884 gegründeten Benediktinerabtei Auriliacus (oder St. Giroldi).

Aurin, C19H14O3 ^[C_{19}H_{14}O_{3}, ein zu den Triphenylmethanfarbstoffen (s. d.) gehörender Farbstoff, der durch Einwirkung von Oxalsäure und konzentrierter Schwefelsäure auf Phenol gewonnen wird und hauptsächlich zur Herstellung gelber Spritlacke dient. Das A. unterscheidet sich seiner chem. Konstitution nach vom Pararosanilin nur dadurch, daß es statt der Amidogruppen Hydroxylgruppen enthält, und kann auch aus Pararosanilin durch salpetrige Säure und Zersetzen der entstandenen Diazoverbindung dargestellt werden. Es ist das innere Anhydrid des Trioxytriphenylcarbinols und geht durch Reduktion in farbloses Leukaurin oder Trioxytriphenylmethan, C19H16O3 ^[C_{19}H_{16}O_{3}] über, das durch Oxydationsmittel wieder unter Rückbildung des A. gefärbt wird:

^[Abb. Leukarin]

^[Abb. Aurin]

Ganz ebenso vorhält sich die Rosolsäure, das Methylderivat des A., die ihrer Konstitution nach dem Rosanilin (s. d.) entspricht und aus diesem dargestellt werden kann.

^[Abb. Rosolsäure]

Auripigment, Operment, Rauschgelb, ein Mineral, das aus 61 Proz. Arsen und 39 Proz. Schwefel besteht und selten in rhombischen Krystallen, gewöhnlich in krystallinisch-derben und blätterigen, nach einer Richtung sehr vollkommen spaltbaren Massen mit traubiger oder geflossener Oberfläche vorkommt. Es ist durchscheinend, fett- bis diamantglänzend und citronengelb, mit einem Stich ins Grüne. Sein spec. Gewicht ist 3,48, und seine Härte geringer als die des Gipses. Es kommt vorzüglich in Ungarn vor (Tajowa, Neusohl), in der Walachei, zu Andreasberg im Harz. Es kann auch leicht künstlich, sowohl auf nassem als trocknem Wege, dargestellt werden. (S. Arsentrisulfid.) Es dient als