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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bad

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Bad (Badeanstalt)

1802), «Geschichte der Französischen Revolution» (2. Aufl., 2 Bde., Halle 1818), sind lediglich durch ihre Darstellung verdienstlich; persönliches Interesse erweckt die Schrift «Über mich selbst und meine Unglücksgefährten, die Blinden» (Lpz. 1807). – B.s weitschweifige «Geschichte meines Lebens» (3 Bde., Königsb. 1824) gab sein ältester Sohn heraus.

Bad (Balnĕum), im engern Sinne die Eintauchung des Körpers oder einzelner Teile desselben in eine tropfbare Flüssigkeit; im weitern Sinne auch das Eintauchen in Dämpfe sowie in festere Stoffe (Moor, Sand u. s. w.); auch bezeichnet man die Anwendung strömender oder fallender Flüssigkeiten auf den Körper als B. (Douche). Ebenso heißen danach Ort und Anstalten mit den zum Baden nötigen Stoffen und Vorrichtungen kurz B.

In kulturgeschichtlicher Beziehung betrachtet, hat das Baden jederzeit auf das allgemeine gesellschaftliche Dasein einen besondern Einfluß geübt. Bei den Völkern des Orients war es eng mit dem Kultus verknüpft, indem man durch die körperliche Reinigung auch eine sittliche Reinheit andeuten wollte. Die alten Juden waren durch religiöse Vorschriften verpflichtet zu baden, und sie betrachteten die Reinigungsbäder nach gewissen körperlichen Funktionen, Berührungen und Krankheiten als wichtige rituelle Handlungen. Bei den Griechen werden schon zur Zeit Homers den ankommenden Freunden und Gästen warme B. bereitet. Der Grieche lagerte sich nicht zum Mahl, bevor er sich nicht gebadet, und sein Hausbad befand sich im Innern des Hauses. Auch mit religiösen Handlungen stand bei den Griechen das B. in Verbindung, so mit den Vorbereitungen zum Opfern, zum Empfange der Orakelsprüche, zur Hochzeit u. s. w. Auch benutzten schon die Griechen die heißen Quellen oder Thermen als Heilbäder. Die Männer badeten in Griechenland gemeinschaftlich; daß es auch für die Frauen öffentliche B. gab, ist wahrscheinlich.

Bei den Römern kamen die warmen B. (thermae) erst später in Aufnahme, wurden aber dann außerordentlich beliebt, obschon zuletzt der allgemeine Luxus den eigentlichen Zweck des B. mehr und mehr in den Hintergrund drängte, so daß die öffentlichen B. wesentlich als allgemeine Vergnügungsorte betrachtet wurden. Die meisten derselben wurden zur Zeit vor und unter den Kaisern Nero, Vespasian, Titus, Trajan, Caracalla, Diocletian u. s. w. erbaut. In Rom allein gab es deren über 800. Ihrer Einrichtung (s. unten) nach ähnelten sie dem heutigen türk. und russ. Bade. Durch eine leichte Bewegung zum B. vorbereitet, ging man zuerst in das Auskleidezimmer, dann in das Wärmzimmer, wo man sich mit Öl salbte, und dies ward auch während des B. wiederholt. Demnächst wurde der Körper mit Striegeln (strigilis) behandelt, worauf man sich in das Wärmzimmer begab, um entweder nur zu schwitzen, oder auch das heiße Wasserbad zu gebrauchen. War dieses vorüber, so ließ man sich mit kaltem Wasser übergießen und ging dann sogleich in das kalte B., um durch dieses die erschlaffte Haut wieder zu stärken, worauf der Körper nochmals mit Öl gesalbt wurde. Die öffentlichen B. für Frauen waren von gleicher Einrichtung und wurden fleißig auch von den vornehmsten Frauen besucht. Übrigens badeten diese wie die Männer gemeinschaftlich. Der Unsitte, daß Männer und Frauen zusammen badeten, wird auch von den alten Schriftstellern gedacht, wie denn überhaupt in späterer Zeit die B. Orte der Schwelgerei jeder Art wurden. – Vgl. Wichelhausen, Über die B. des Altertums (Mannh. u. Heidelb. 1851); Confeld, Das altröm. B. und seine Bedeutung für die Heilkunde (Darmst. 1863); Guhl und Koner, Das Leben der Griechen und Römer (5. Aufl., Berl. 1882).

Die Völker des Islams haben das B. vollständig in ihre Sitten und Gebräuche aufgenommen. Der Islam schreibt seinen Bekennern sorgfältige Beobachtung der körperlichen Reinlichkeit und zu diesem Zwecke wiederholte tägliche Waschungen vor. Gewisse Umstände und Zeiten veranlassen noch außerdem vorschriftsmäßig sowohl Männer wie Frauen zum Gebrauch des B. Die Araber brachten die Vorliebe für reich ausgestattete B. mit nach Spanien. Die christl. Spanier verurteilten aber diese ihnen fremde Sitte und zerstörten nach Vertreibung der Araber die maurischen B. Die Einrichtung der B. ist bei den Völkern des Orients, bei den Persern, Türken, in Syrien, Ägypten u. s. w. fast eine gleiche. Der Badende entkleidet sich, wickelt sich in wollene Decken, zieht, um sich gegen die Hitze des Fußbodens zu schützen, hölzerne Pantoffeln an und begiebt sich in das Badezimmer. Hier dringt bald ein allgemeiner Schweiß durch die Haut, der mit kaltem Wasser abgewaschen wird. Hierauf wird der Körper mit wollenen Tüchern gerieben und mit einer der Haut zuträglichen Seife oder Salbe bestrichen. Gewöhnlich wird damit noch die Operation des Knetens (Massierens) verbunden, die der Badewärter an dem Badenden vollzieht. Darauf reibt er mit einem Tuche von grober Wolle den ganzen Körper, reibt mit Bimsstein die harte Haut auf den Füßen ab, salbt den Badenden mit Seife und Wohlgerüchen, und endigt damit, daß er ihm den Bart und die Haare abschert. Nach dem B., welches etwa dreiviertel Stunde dauert, ruht man in einem kühlern Zimmer auf einem Lager aus. – Freunde von B. jeder Art, von Dampf-, See- und warmen B. sind die Japaner, bei denen beide Geschlechter jeden Alters in öffentlichen Badeanstalten zusammen baden.

In Deutschland, Frankreich und England waren öffentliche Badeanstalten lange Zeit unbekannt. Erst als während der Kreuzzüge die Abendländer mit den Sitten der Morgenländer bekannt wurden, entstanden in Deutschland öffentliche Badestuben. Diese wurden bald beliebt, so daß es herkömmlich wurde, am Vorabend hoher Kirchenfeste, vor der Hochzeit, dem Ritterschlage und andern Feierlichkeiten ein B. zu nehmen; Handwerksgesellen wurden jeden Sonnabend von einem Badejungenchor durch Beckenmusik zum B. eingeladen. Die Fürsten machten die Badestuben zu einträglichen Regalien und verliehen den Städten das Recht, städtische Badestuben einzurichten, die verpachtet oder in Erblehn gegeben wurden. In ihnen fand man Schwitzbäder, in denen der Körper des Badenden durch Badediener kunstgemäß mit Badequasten, Seife u. s. w. gereinigt wurde. Nach und nach bildete sich die Zunft und das Gewerbe der Bader (s. d.) und Barbiere (s. d.) aus. Der deutsche Bürger und selbst die Bauern legten sich auch in ihren eigenen Häusern ein «Badestüblein» an, das gewissermaßen den Salon des Hauses bildete; hier badete und trank man mit guten Freunden. Im 12. Jahrh. kamen in Deutschland auch Dampfbäder auf. Noch mehr aber hob sich der allgemeine Badegebrauch im Mittelalter bei dem Umsichgreifen des Aussatzes. Mildthätige Personen stifteten zu jener Zeit für Arme Freibäder, sog. Seelenbäder. Allein