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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bajanismus; Bajăsid; Bajăzet; Bajăzet Ⅱ.; Bajazzo; Bajĕsid; Bajmok; Bajocco; Bajoire; Bajonett

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Bajanismus - Bajonett

sie sich weihen, und nach dem Ansehen und Reichtum des Tempels, dem sie angehören, in 2 Rangklassen. In Centralindien sind sie unbekannt, dagegen allgemein in Südindien und an der Westküste. Sie gehören meist den untern Kasten an und werden nicht selten von den Eltern als Kinder den Göttern geweiht. Wesentlich verschieden von den Dewadasi sind die Tänzerinnen, die, frei im Lande umherziehend und nur bei Privatfestlichkeiten herbeigerufen, in öffentlichen Herbergen die Fremden unterhalten und Nātschnī (Nācnī) benannt werden. Einige derselben leben unabhängig zusammen in Truppen von 10 bis 12 Köpfen, ziehen im Lande umher und teilen ihren Gewinn mit den Musikanten, die sie begleiten. Andere stehen unter der Aufsicht von Daijā (Mutter), d. h. alten Tänzerinnen, die allein allen Gewinn ziehen und diesen Mädchen dafür nur Kost und Kleidung geben. Noch andere sind wirkliche Sklavinnen solcher alten Weiber. Die Tracht der B. besteht aus farbigen Musselinröcken und Brusttüchern, welche, vielfach übereinander gelegt, die Tänzerin vom Kinn bis zu den Füßen einhüllen. Ihre Tänze, Nātsch (Nāc) genannt, sind eher Pantomimen, die zur Erklärung der unter Begleitung von mindestens einer Geige und einer Handpauke vorgetragenen Gesänge dienen. Der Nātsch bildet die beliebteste Unterhaltung aller Inder. Es wird bei allen feierlichen Anlässen, auch beim Empfang geachteter Gäste, ein Bajaderentanz veranstaltet.

Bajanismus, s. Bajus.

Bajăsid (Bajesid, Bayazet), Stadt im asiat.-türk. Wilajet Erzerum, Hauptort des Liwa B., nahe der russ. und pers. Grenze, an der großen Straße nach Täbris, 22 km im SSW. des Ararat gelegen, ist auf der Vorhöhe des Ala-Dagh amphitheatralisch erbaut, aber elend und sehr heruntergekommen, besonders durch den Russisch-Türkischen Krieg von 1877 und 1878, zählt kaum noch 1500 E., meist Kurden. Den Ort beherrscht eine alte Citadelle. Infolge seiner Lage ist es häufig Kriegsschauplatz geworden. Am 8. Sept. 1828 ergab es sich den Russen, die sodann 29. Sept. in der Nähe ein Gefecht bestanden und 3. Juli 1829 den Pascha von Wan mit Verlust zurückschlugen. Am 31. Juli 1854 wurde B. von den Russen unter Wrangel nach Forcierung der Araratpässe und Besiegung des Selim Pascha bei den Tschinglylschen Höhen (Karabulak) eingenommen und die Festungswerke beim Abzuge zerstört. Am 29. April 1877 besetzten die Russen ohne Kampf Stadt und Citadelle, mußten zwar die Stadt im Juni wieder räumen, behaupteten sich aber in der Citadelle, welche die Türken mit großer Übermacht seit 14. Juni belagerten, bis sie General Tergukasow 10. Juli entsetzte. Zum zweitenmal wurde die Stadt 29. Okt. 1877 von den Russen besetzt. Im Präliminarfrieden von San Stefano (3. März 1878) wurde die Abtretung von B. an Rußland zugestanden, durch die Beschlüsse des Berliner Kongresses (13. Juni bis 13. Juli 1878) verblieb es jedoch der Türkei.

Bajăzet oder Bajesid Ⅰ., genannt Jilderim (d. h. Wetterstrahl), der dritte Sultan der Osmanen, geb. 1347, folgte 1389 seinem Vater Murad Ⅰ., der in der Schlacht auf dem Amselfelde gegen die Serben geblieben war. In 3 Jahren eroberte er die Bulgarei, einen Teil Serbiens, Macedoniens und Thessaliens und unterwarf die meisten Staaten Kleinasiens. Selbst Konstantinopel schloß er gegen 10 Jahre hindurch ein, um es durch Hunger zu bezwingen. Zur Rettung der Stadt brachte König Sigismund von Ungarn, der nachmalige deutsche Kaiser, ein großes Heer zusammen und griff Nikopoli in der Bulgarei an. Allein B. errang über die verbündeten Ungarn, Polen und Franzosen 28. Sept. 1396 einen entscheidenden Sieg, den er freilich durch unerhörte Grausamkeit gegen die Gefangenen befleckte. Von da wandte sich B. wider diejenigen Teile der Balkanhalbinsel, die noch ihre Unabhängigkeit bewahrt hatten, und würde unfehlbar auch Konstantinopel erobert und mit dem letzten Überbleibsel des oström. Kaiserreichs aufgeräumt haben, wenn nicht Timur Leng mit seinen Tataren (1400) in die östl. Provinzen des damaligen türk. Gebietes eingebrochen wäre und B. 1402 bei Angora in Galatien vernichtend geschlagen hätte. B. selber geriet in Gefangenschaft und starb 8. März 1403 in Timurs Lager. Ihm folgte sein Sohn Suleiman Ⅰ.

Bajăzet Ⅱ., türk. Sultan, Sohn des Sultans Mohammed Ⅱ., geb. 1447, bestieg 1481 den Thron der Osmanen. Seine Regierung war erfüllt von ununterbrochenen Kriegen gegen Ungarn, Polen, Venedig, Ägypten und Persien, die im ganzen zur Befestigung der osman. Macht dienten, auch gegen seinen Bruder Dschem (s. d.), der ihm den Thron streitig machte und von Ägypten unterstützt wurde, und den er 1495 in Rom vergiften ließ. Die letzten Jahre von B.s Regierung wurden durch den Streit seiner Söhne um die Nachfolge im Reiche getrübt. Von den Janitscharen, die seinem jüngern Sohn Selim zum Sultan erheben wollten, gezwungen, dankte B. zu Gunsten desselben ab. Er starb durch Gift in der Nähe von Adrianopel 18. April 1512. B. war ein Freund der Derwische und liebte Glanz und Pracht. Mehrere der schönsten Moscheen in Konstantinopel und Adrianopel wurden von ihm erbaut.

Bajazzo (von ital. pagliaccio, eigentlich Strohsack, dann soviel wie Hanswurst), bei Seiltänzern, Akrobaten u. s. w. der Possenreißer. Das Kostüm nähert sich dem des Pierrot (s. d.). Der B. trägt weite, schlampige, weiße, gegürtete, gezackte Kleidung, meist mit großen runden Knöpfen, ähnliche Beinkleider, einen spitzen, hohen Hut und eine große gefältelte Halskrause. Verwandt ist der Clown (s. d.). – Vgl. Flögel-Ebeling, Geschichte des Grotesk-Komischen (5. Aufl., Lpz. 1888).

Bajĕsid, Stadt, s. Bajasid.

Bajĕsid, Sultane, s. Bajazet.

Bajmok, Groß-Gemeinde im ungar. Komitat Bács, an der Linie Szegedin-Esseg-Villány (Alföld-Fiumaner Bahn) der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 7151 E. (1974 Deutsche, 3208 Magyaren und 1936 Serben), Post, Telegraph, Ackerbau und Viehzucht.

Bajocco, Kupfermünze, s. Baiocco..

Bajoire (frz., spr. baschŏahr, eigentlich Baisoire), Kußmünze, ältere Bezeichnung für Münzen und Medaillen, die auf einer Seite zwei Brustbilder tragen, von denen das eine das andere zur Hälfte deckt, wie sie z. B. bei Vermählungsfeierlichkeiten von fürstl. Ehepaaren geschlagen wurden.

Bajonett (frz. Baïonnette), eine mäßig lange Klinge, die am Lauf des Gewehrs so befestigt wird, daß dieses sich in eine zum Angriff und zur Verteidigung geeignete Stoßwaffe verwandelt. Der Gebrauch dieser Waffe tritt zuerst gegen die Mitte des 17. Jahrh. in der franz. Armee auf und geht aus dem Bestreben hervor, die mit dem Feuergewehr bewaffneten Schützen zur selbständigen Verteidigung gegen Reiterei geschickt und somit von dem Schutze