Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bakteriologie (Geschichtliches'
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lenz zu ihrer praktischen Verwendung im Sinne der Jennerschen Kuhpockenimpfung als
Schutzimpfung (Milzbrand, Hundswut, Diphtheritis u. s. w.) führte.
Die Kenntnis der Beziehungen zwischen Bakterien und Krankheiten wurde durch zahlreiche Forscher
gefördert.
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1) Antonius Plenciz (1762) stellt eine sehr klare, der gegenwärtigen durchaus konforme Theorie der Infektionskrankheiten auf.
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2) Donné bringt 1837 die Infektionsidee, nachdem sie lange geruht hatte, resp. bekämpft worden war, durch Beobachtungen am
Schankereiter von neuem zu allgemeiner Beachtung.
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3) Bassi entdeckt 1837 als Ursache einer miasmatisch-kontagiösen Krankheit der Seidenraupen einen Pilz.
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4) Henle («Pathologische Untersuchungen», 1840) legt theoretisch auf das klarste die Notwendigkeit der Annahme eines
contagium vivum dar, eine glänzende Leistung wissenschaftlicher Überlegung.
5) Lemaire (Apotheker in Paris) entdeckt 1860–65 die bakterienvernichtenden Eigenschaften der Carbolsäure und betont die Bedeutung
derselben für die Wundkrankheiten.
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6) Lister gründet auf diese Thatsache sein System der antiseptischen Wundbehandlung (1867–68).
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7) Davaine (1850) und Pollender (1849) finden die Milzbrandbacillen und erklären sie für die specifische Krankheitsursache (Davaine 1863).
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8) Zahlreiche Befunde von Mikroorganismen bei Krankheiten erheben von Recklinghausen (in pyämischen Herden), Oertel (Diphtherie),
Weigert (Pocken), Klebs (Wundkrankheiten, 1870), Birch-Hirschfeld, Billroth.
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9) Hüter baut die Monadentheorie aus, als Erklärung für alle Infektionen, Fieber u. s. w.
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10) Obermeier entdeckt 1873 die Recurrensspirille, deren Entwicklung, wie hier zum erstenmal nachweisbar war,
in unmittelbarer Beziehung zum Fieberablauf stand.
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11) Robert Koch beweist durch Tierimpfungen in längern Reihen unumstößlich die ursächliche Beziehung der Milzbrandbacillen zum
Milzbrand und erklärt die Dauerhaftigkeit der Sporen für bedeutungsvoll für die Ansteckung (1876).
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12) Pasteur führt die Septichämie auf Vibrionen zurück; so viel Vibrionenspecies, so viel Formen specifischer Septichämien.
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13) Koch entdeckt specifische Infektionskrankheiten der Mäuse und Kaninchen, die von specifischen Bakterien abhängen;
Differenz der Krankheitsdisposition der einzelnen Tierspecies (1878). Entdeckung des
Tuberkelbacillus (1882) sowie des Cholerabacillus (1883). Seitdem ist durch die von ihm eingeführten Untersuchungsmethoden die
Thatsache der Beziehung specifischer Bakterien zu specifischen Krankheiten unumstößlich geworden. Nur über den Modus dieser
Beziehung herrschen noch Zweifel.
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14) Panum, Schmiedeberg, Brieger u. a. stellen die Gifte rein dar, durch deren Produktion die Bakterien pathogen wirken. Diese höchst
wichtige Darstellung befindet sich jetzt noch in den Anfängen.
Die Geschichte der Methodik der Bakterienuntersuchung knüpft hauptsächlich an folgende Namen an:
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1) Freiherr von Gleichen-Rußwurm, Fütterungsversuche der Bakterien mit Farbstoffkügelchen;
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2) Spallanzani (Sterilisation durch Kochen), Schulze, Schwann, von Dusch (Sterilisation der Luftkeime durch Glühen, Durchleitung durch
Schwefelsäure oder Wasserfilter);
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3) Pasteur (Sterilisationsapparat: Kochflasche mit langem, stark gebogenem, fein ausgezogenem Hals, in welchem die Luftkeime liegen
blieben; Pasteursche Nährflüssigkeit);
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4) Dujardin, Verbesserung des Nährbodens ↔ und damit der Bakterienentwicklung durch bestimmte Salze (oxalsaures
Ammoniak u. a.);
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5) Davaine, systematische Tierimpfungen mit Milzbrandblut;
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6) Hallier, Kultur- und Isolierapparate;
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7) Klebs, Scheidung der Bakterien von Bakterienflüssigkeit durch Filtration durch Thonzellen; Untersuchung der Kulturen direkt mikroskopisch
in besonders gebauten Kammern, Züchtung auf festem Nährboden (Hausengallerte) mit
fraktionierter Kultur (Überimpfung);
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8) H. Hoffmann, Benutzung der Kartoffel als Nährboden;
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9) Weigert, Nachweisung der Bakterien im Gewebe durch charakteristische Färbungen (seit 1875);
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10) Robert Koch, Benutzung der Tierimpfung als sicherstes Mittel zur Gewinnung von Reinkulturen. In Vervollkommnung der Weigertschen
Färbungen findet er die isolierte Färbung der Bakterien im Gewebe; ferner die Verbesserung des Mikroskops durch den sog. Abbéschen
Apparat, welcher das Farbenbild im Schnitt besonders zu studieren gestattet; durch Photogramme der mikroskopischen Bilder schafft er
Vergleichsbilder, die von jeder subjektiven Auffassung frei sind; endlich erfindet er die Methoden der
isolierten Züchtung auf durchsichtigem festem Nährboden in Verbindung mit der vorgängigen
Sterilisation derselben durch Wasserdampf sowie die Züchtungsmethoden für anaerobe Bakterien. Hiermit war das wesentliche Princip der
modernen bakteriolog. Forschung und damit die Grundlage ihrer Fortschritte gegeben, die eben auf der früher noch nicht erreichten Kenntnis
der Einzelarten und ihrer specifischen Lebensthätigkeiten beruhen.
Die Kochsche Schule hat zahlreiche Vertreter der B. ausgebildet. Gegenwärtig stehen in der Reihe der
Bakteriologen an der Spitze: Robert Koch, Pasteur, Cohn, Zopf, E. Klebs, Flügge, Hueppe, Buchner, Baumgarten, A. Pfeiffer, Löffler,
Gaffky.
II. Untersuchungsmethoden.
1) Isolierte Züchtung, Reinkultur. Erforderlich ist ein Nährsubstrat,
in welchem die zu untersuchenden Bakterien gedeihen können. Da nicht alle Bakterien auf demselben Nährboden gleich gut wachsen, so
bedient man sich verschiedener Stoffe; vor allem der festen Nährböden, da die charakteristischen
Kolonieform der einzelnen Bakterienarten auf solchen zur diagnostischen Differenzierung wichtig ist. Hierher gehören:
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a. gekochte Kartoffel, auf deren Schnittfläche geimpft wird;
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b. die Nährgelatinen, welche namentlich noch wegen ihrer Durchsichtigkeit sehr wertvoll sind, weil sie
die Entwicklung von Keimen innerhalb der Nährmaterie zu beobachten erlauben (neutralisierte
Fleischwasserpeptongelatine);
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c. Agar-Agar, welches vor der Gelatine den Vorzug besitzt, daß es erst bei etwa 90° C. flüssig wird,
während die Gelatine schon bei Erwärmung auf 25° C. schmilzt, so daß es auch bei höhern Temperaturen als fester durchsichtiger Nährboden benutzt werden kann;
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d. flüssiges oder geronnenes Blutserum (Blut ohne Blutkörperchen).
Zur Züchtung in flüssigem Nährsubstrat, welche Methode besonders wünschenswert ist, wenn die
Entwicklung der Bakterien direkt mikroskopisch verfolgt werden soll, dient vorwiegend Nährbouillon.
Soll eine Flüssigkeit, ein krankes Organ oder ähnliches auf seinen Bakteriengehalt untersucht werden, so muß vor allem der Nährboden
vollkommen keimfrei sein und dauernd bleiben. Ersteres wird durch Sterilisation (durch heiße Wasserdämpfe in besondern
Sterilisationsapparaten) erreicht, letzteres durch Verschluß der Gefäße, welche die Nähr-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 315.