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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Barbier; Barbieren; Barbieri; Barbiton; Barbitos; Barbitursäure; Barbosa du Bocage; Barbotan; Barbour; Barbuda

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Barbier (Paul Jules) - Barbuda

Barbier (spr. -ieh), Paul Jules, franz. Dramatiker, geb. 1822 zu Paris, trat 1847 mit dem Drama «Un poete» auf, dessen Erfolg ihn zu weiterm dramat. Schaffen ermutigte: «L'ombre de Molière» (1847), «Amour et bergerie» (1848), «André Chénier» (1849) und das Prosa-Lustspiel «Bon gré mal gré» (1849). Aus gemeinschaftlicher Arbeit, meist mit Carré, gingen alle seine spätern Dramen und Baudevilles hervor: «Les amoureux sans le savoir» (1850), «Graziella» (1849), «Jenny l'ouvrière» (1850), «Les marionettes du docteur» (1852), «Voyage autour d'une jolie femme» (1852), «Princesse et favorite» (1865), «Cora ou l'esclavage» (1866), ein auch in Deutschland oft aufgeführtes wirksames Drama, «La loterie du mariage» (1868) u. s. w. B. wurde im Verein mit Carré einer der beliebtesten Textdichter der komischen Oper, die ihm besonders «Galathée» (1852) verdankte. Andere Operntexte von ihm sind: «Les noces de Jeanette» (1853), «Le roman de la Rose» (1854), «Les sabots de la marquise (1854), «Deucalion et Pyrrha» (1855), «Valentine d'Aubigny» (1856), « Les noces de Figaro» (1858), «Le pardon de Ploermel» (1859), «Fidelio» (1860), «La statue» (1801), «La reine de Saba» (1862), «Peines d'amour perdues» (1863), «Le mariage de Don Lope» (1865), «La Colombe» (1866), «Roméo et Juliette» (1867), «Don Quichotte» (1869), «Jeanne d'Arc» (1873); «Les amoureux de Catherine» (1876), «Sylvia» (1870), «Paul et Virginie» (1877), «Le timbre d'argent» (1877), «Polyeucte» (1878, wie andere für Gounod), «L'enclume» (1884, für Pfeiffer), «Néron» (1884, für Rubinstein), «Une nuit de Cléopâtre» (1885, für Massé), «Bianca Capello» (1886, für Salomon). 1879 erschien B.s «Théàtre en vers» (2 Bde.). Nach 1870-71 gab er «Le franc-tireur, chants de guerre» (1871) heraus, später die Sammlung «La Gerbe» (1882). B. war viele Jahre Vorsitzender der «Société des auteurs dramatiques»; Okt. 1887 übernahm er die vorläufige Leitung der Pariser Opéra Comique. 1890 erschien «Fleur blessée. Tableau-mosaique».

Barbieren, den Bart abnehmen; in der Jägersprache: die vorstehenden Gewehre (Zähne) der starken Sauen absägen, damit diese bei Parforcejagden die Hunde nicht so heftig schlagen können.

Barbieri, Giov. Franc., ital. Maler, s. Guercino.

Barbiton oder Barbitos, bei den alten Griechen ein der Lyra ähnliches Saiteninstrument, das von den Lydern entlehnt sein soll. Es war namentlich bei den Lyrikern der Insel Lesbos und den an diese sich anschließenden Dichtern in Gebrauch, und so wurde die Einführung des B. bald Terpander, bald Alcäus, auch Anakreon zugeschrieben.

Barbitursäure, Malonylharnstoff, eine krystallisierte organische Verbindung von der Zusammensetzung C4H4N2O3 ^[C_{4}H_{4}N_{2}O_{3}]; sie entsteht aus Alloxantin beim Erwärmen mit konzentrierter Schwefelsäure; synthetisch entsteht sie aus Malonsäure und Harnstoff, indem man diese Körper zu gleichen Teilen mit Phosphoroxychlorid auf l00° erhitzt.

Barbosa du Bocage (spr. dü bockahsch), Manoel Maria, portug. Dichter, geb. 15. Sept. 1765 zu Setubal, trat 14jährig ins Heer, kam 1785 als Lieutenant nach Ostindien, entfloh 1789 nach Macao und kehrte, 1790 entlassen, heim. B. trat in Lissabon dem Dichterbunde der sog. Segunda Arcadia bei und ward bald eins der angesehensten Mitglieder. Schon die erste Ausgabe seiner «Rhythmas» (Lissab. 1791) fand Beifall. Von der Französischen Revolution begeistert wurde B. 1797 als Verfasser aufrührerischer und atheistischer Schriften ins Gefängnis gesetzt, besonders wegen des Gedichts «Verdades duras», erhielt aber 1798 die Freiheit und eine Anstellung als Revisor von Kupferstichproben, mit der Verpflichtung, gute litterar. Werke des Auslandes zu übersetzen. Auf diese Weise bekam die portug. Litteratur ausgezeichnete Übertragungen von Delilles «Jardins», Castels «Plantes», Florians «Galathée» u. a. 1802 wurde B. als Freimaurer in Untersuchung gezogen. Er starb 21. Dez. 1805. Eine vollständige Ausgabe von B.s Dichtungen erschien als «Obras poeticas» (6 Bde., Lissab. 1806-14). Eine sehr gute Neuausgabe besorgte Innocencio da Silva («Poesias», 6 Bde., Lissab. 1853-57). Vollständiger ist die von Braga (7 Bde., Oporto 1876, mit «Vida de B. e sua epoca litteraria»). Wiewohl ein großer Teil aus Gelegenheitsgedichten, Improvisationen, oft sehr frivoler Art, besteht, zeigen alle großes Dichtertalent, ungemeine Leichtigkeit und Wohllaut des Versbaues und, als Hauptvorzug, volkstümliche Ursprünglichkeit, wodurch B. Vorläufer der durch Almeida-Garrett und Castilho begründeten nationalen Dichterschule wurde. B.s Schüler und Nachfolger, die von seinem arkad. Namen Elmano Sadino die Elmanistas heißen, bildeten die Mittelglieder.

Barbotan (spr. -táng), Badeort im Arrondissement Condom des franz. Depart. Gers, zur Gemeinde Cazaubon gehörig, nahe der Douze, hat 606 E., eine Kirche aus dem 11. Jahrh, sowie die Ruinen eines Schlosses. Seine schon von Montaigne erwähnten sechs schwefelhaltigen salinischen Thermen (26-38° C.) werden in Gestalt von Wasser- oder Moorbädern gegen Gicht, Rheumatismus, Hautkrankheiten und Lähmungen angewendet.

Barbour (spr. bahrbörr), John, der älteste Nationaldichter der Schotten, geb. zwischen 1316 und 1330, starb um 1396. Als Archidiakon zu Aberdeen ward er 1357 von seinem Bischof nach England gesendet, um in Oxford zu studieren. Um 1375 erzählte er in «The Bruce» die Geschichte des Nationalhelden König Roberts I. Bruce in Versen (gedruckt 1610; Ausg. von Skeat, für die Early English Text Society, 3 Bde., 1870-77). Neben dem sprachlichen Werte als eins der ältesten Denkmäler des schott. Dialekts ist dies frische und anziehende Gedicht in etwa 13500 paarweis gereimten Achtsilbern als histor. Quelle wichtig. B.s Vorbild ist Statius, aus dessen «Thebais» er kurze Episoden einschiebt. Auch soll B. eine nicht erhaltene Chronik Schottlands «The Brut» verfaßt haben. Mit Unrecht schrieb ihm Horstmann eine Legendensammlung und ein Epos vom Trojanerkriege zu; vgl. Horstmanns Ausgabe beider (2 Bde., Heilbr. 1881-82).

Barbuda, eine brit. Insel der Kleinen Antillen, in der äußern Zone der Inseln über dem Winde, eine ganz flache, nur im Osten terrassenförmig etwas aufsteigende Koralleninsel von 189 qkm, mit fruchtbarem Boden, prächtigem Walde und mildem, gesundem Klima, so daß Kranke von den andern Inseln zur Erholung hierher gebracht werden. B. bat keinen Hafen, und ihre Küsten sind gefährlich wie die Meerenge, durch welche sie von der südlichern Insel Antigua getrennt ist. Nur ein kleiner Teil wird kultiviert (Baumwolle), Zucker gar nicht gewonnen. Die (mit Redonda) etwa 800 E., meist Schwarze, treiben hauptsächlich Viehzucht. Die Insel, 1628