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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bebel; Bebenhausen; Beberbeck; Bebirīn; Bebra; Bebung; Bec; Becassīnen; Becc.; Beccafūmi; Beccāri; Beccarīa

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Bebel (Heinr.) - Beccaria (Cesare Bonesano de)

Sonntagsarbeit» (ebd. 1888), «Zur Lage der Arbeiter in den Bäckereien» (ebd. 1890), «Die Socialdemokratie und das allgemeine Wahlrecht» (Berl. 1895) u. a.

Bebel, Heinr., Humanist, geb. 1472 als Sohn eines armen Bauern zu Ingstetten bei Justingen, studierte in Krakau und Basel, wurde 1497 Professor der Beredsamkeit und Poesie in Tübingen, wo er bis zum Tode (nach 1518) lehrte; 1501 krönte ihn Kaiser Maximilian zum Dichter. Außer grammatischen und metrischen Lehrbüchern schrieb er viele polit.-histor. Reden, Gedichte und Abhandlungen, die den Kaiser und das deutsche Kaisertum feiern und B. in patriotischen Streit mit ital. Gelehrten verwickelten. Die Liebe zum Volksleben, die ihn auszeichnet, veranlaßte ihn Sprichwörter zu sammeln («Proverbia Germanica», Neuausg. von Suringar, Leid. 1879) und das Volkslied «Ich stand an einem Morgen» («Vulgaris Cantio», 1507) ins Lateinische zu übertragen. Aus dem Volksmunde stammen großenteils B.s vielgelesene «Facetiae» (1508 u. ö.), eine Sammlung von meist derben Schwänken, Anekdoten und Scherzen, die ihre Spitze gern gegen die Geistlichkeit richten. Sein «Triumphus Veneris» (6 Bücher in Hexametern, 1509) führt alle Stände von Papst bis Landsknecht als Sklaven der Venus vor. Auch eine kleine pädagogische Schulkomödie, «Comoedia, vel potius dialogus de optimo studio scholasticorum» (1504), hat B. verfaßt. – Vgl. Zapf, H. B. (Augsb. 1802).

Bebenhausen, Dorf im Oberamt Tübingen des württemb. Schwarzwaldkreises, 7 km nordwestlich von Tübingen, hat (1890) etwa 210 E., Post und Telegraph. Das ehemalige Cistercienserkloster B., um 1185 vom Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen gestiftet, seit 1560 mit evang. Abt und Klosterschule, seit 1807 königl. Jagdschloß, gehört zu den schönsten Baudenkmälern Württembergs. Die ursprünglich romanische, später teilweise in got. Stil erneuerte Kirche hat einen prächtigen Turm (1409); auch das Sommerrefektorium (1335) und der Kreuzgang (1471‒96) sind im reinsten got. Stile gehalten. – Vgl. Paulus, Die Cistercienserabtei B. (Stuttg. 1886); Das Kloster B. (Tüb. 1873).

Beberbeck, Vorwerk im Kreis Hofgeismar des preuß. Reg.-Bez. Cassel, im Reinhardswald an der Holzape, hat (1890) 243 E. und das Friedrich-Wilhelm-Gestüt (s. d., 450 Pferde). Östlich davon, mitten im Walde, das dazugehörige Vorwerk Sababurg (44 E.) und die Burgruine Sababurg mit Tiergarten.

Bebirīn, s. Bebeerurinde.

Bebra, Dorf im Kreis Rotenburg des preuß. Reg.-Bez. Cassel, an den zur Fulda fließenden Bächen B. und Solz und den Linien Frankfurt-B.-Göttingen (246,73 km) und Erfurt-Cassel der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 2391 E., Post erster Klasse und Telegraph, evang. Kirche, zwei Schulen und Flachsbau.

Bebung, s. Tremulant.

Bec (frz., spr. bäck), Schnabel; schnabelförmige Hervorragung, Gasbrenner u. s. w.

Becassīnen, Sumpf- oder Moorschnepfen (Gallinago), die Schnepfenvögel, welche sich nur in Sumpf und Moor, nie im Walde aufhalten und sich durch einige untergeordnete Kennzeichen, wie unten ganz nackte Schienbeine, gänzlich getrennte, lange Zehen, verlängerten Nagel der kurzen Hinterzehe und sehr langen, an der Spitze etwas flachgedrückten Schnabel, von den Waldschnepfen unterscheiden. Sie kommen als echte Zugvögel im Frühjahr und ziehen im Herbst nach Süden. In Deutschland kennt man drei Arten: die große Becassine oder Mittelschnepfe (Gallinago major Gmel.), von der Größe einer Turteltaube, nur einzeln lebend, kommt Ende April und geht Anfang August. Die gemeine Becassine oder Heerschnepfe (Gallinago scolopacina Bonap.), von der Größe eines Krammetsvogels, überall verbreitet, kommt im März, geht im Oktober und wird wegen des meckernden Tons, den sie durch das Schwirren der Schwanzfedern hervorbringt, auch Himmelsziege genannt. Sie ist äußerst schwer zu schießen wegen ihres zickzackförmigen Flugs beim Aufsteigen. Die kleine Becassine (Gallinago gallinula L.), von der Größe einer Lerche, kommt und geht mit der vorigen, ist aber weit seltener. Alle drei Arten nähren sich von Würmern, Larven und Schnecken und liefern ein sehr geschätztes Wildbret. Man fängt sie in Schlingen und schießt sie vor dem Hunde. ^[Spaltenwechsel]

Becc., bei botan. Namen Abkürzung für Odoardo Beccari (s. d.).

Beccafūmi, Domenico di Pace, genannt Il Meccherino, Maler der Sieneser Schule, geb. 1486 bei Siena, gest. daselbst 18. Mai 1551. Nach einem Studienaufenthalt in Rom arbeitete er neben Sodoma, der ihn beeinflußte, an den Fresken im Oratorium von San Bernardino; ebenso wie in diesen entwickelte B. auch in andern Werken, z. B. einer Heiligen Katharina in der Akademie von Siena, eine edle, einfache Anmut. Später wendete er sich dem Stile der Florentiner zu, jedoch nicht zu seinem Vorteile. Nach seinen Zeichnungen sind viele der mosaikartigen Darstellungen auf dem Fußboden des Domchors in Siena. Als Bildhauer fertigte B. u. a. acht Bronzeengel für den Dom von Siena.

Beccāri, Odoardo, ital. Botaniker und Forschungsreisender, geb. 19. Nov. 1843 in Florenz, unternahm nach beendigten Studien auf der Universität Pisa 1865 mit dem Marchese Doria eine Reise nach Borneo, in dessen nördl. Teilen er sich bis 1868 aufhielt. Nach Italien zurückgekehrt, gründete er das «Nuovo giornale botanico italiano», in dessen ersten Bänden (1869‒71) ein Teil seiner botan. Entdeckungen aus Borneo bekannt gemacht ist; aber schon 1870 verband er sich mit Marchese Antinori und Professor Issel zu einer Expedition nach dem Roten Meere, wo die Assabbai, der Dahlak-Archipel sowie das Bogo- und Barkaland im Norden von Abessinien besucht wurden (vgl. Issel, Viaggio nel Mar Rosso e tra i Bogos, Mail. 1872), und nach einjährigem Aufenthalte in Italien trat er Nov. 1871 mit D'Albertis eine Reise nach Neuguinea an. 1876 kehrte er nach Italien zurück. Seine Forschungen und Berichte über die Neuguinea-Reise sind enthalten im «Bolletino della Società geografica italiana» (1872‒76) und in den «Nuova Antologia di Scienze ed Arti» (Bd. 22‒27; 2. Serie, Bd. 2 und 3). Außer diesen Berichten veröffentlichte er noch «Malesia» (2 Bde., Flor. 1884‒85). – Vgl. Viaggio dei Signori Antinori, B. ed Issel (Tur. 1874); Cora, Spedizione italiana alla Nuova Guinea (Rom 1872).

Beccarīa, Cesare Bonesano de, philanthropischer Schriftsteller, geb. 15. März 1738 zu Mailand, aus der Familie der Marchesi von B., berühmt durch die Schrift «Dei delitti e delle pene» (anonym Monaco 1764 u. ö.; am besten Vened. 1781, 2 Bde.). Die Schrift wurde in 22 Sprachen übersetzt, deutsch z. B. von Flathe, mit Anmerkungen