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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Berthierit; Berthold; Bertholds I. Orden; Berthollet

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Berthierit - Berthollet

ten Eröffnungen Napoleons beantwortete er weder, noch machte er Ludwig XVIII. davon Anzeige, wodurch er beiden Parteien verdächtig wurde. Er ging, durch die Ereignisse von 1815 in geistige Verwirrung gebracht, zu seinem Schwiegervater nach Bamberg, woselbst er sich vom Balkon des Schlosses, als russ. Truppen vorbeizogen, 1. Juni 1815 herabstürzte und tötete. B. hat zwei Werke verfaßt: «Relation des campagnes du général Bonaparte en Ègypte et en Syrie» (Par. 1800) und die unter Napoleons Einfluß entstandene «Relation de la bataille de Marengo » (ebd. 1806). 182? erschienen zu Paris seine «Mémoires» (2 Bde.).

Von seinen Brüdern wurde Cesar, geb. 1765, 1802 Brigadegeneral, 1811 Divisionsgeneral, später Gouverneur von Tabago und dann von Corsica. Er starb 1819. Ein anderer Bruder, Victor Leopold, geb. 12. Mai 1770, wurde 1785 Offizier, 1795 Generaladjutant, 1799 Chef des Generalstabs und Brigadegeneral, 1805 Divisionsgeneral; er zeichnete sich bei Austerlitz und Lübeck aus und starb 21. März 1807 in Paris.

Napoleon Alexander, Sohn des Marschalls, Fürst von Wagram, geb. 11. Sept. 1810, wurde 1852 Senator, war eifriger Anhänger Napoleons III. und starb 10. Febr. 1887 in Paris. Ihm folgte als Fürst von Wagram sein Sohn Alexander, geb. 24. März 1836.

Berthierit (nach dem franz. Mineralogen Pierre Berthier) oder Eisenantimonglanz, ein dunkel stahlgraues, oft bunt angelaufenes metallisches Mineral, das stengelige und faserige Aggregate von unbekannter Krystallform bildet und chemisch eine Verbindung von Schwefeleisen mit Schwefelantimon, wie es scheint nach verschiedenen Verhältnissen, ist; es findet sich zu Bräunsdorf bei Freiberg und in der Auvergne, wo es zur Gewinnung von Antimon benutzt wird.

Berthold, Stifter des Karmeliterordens, s. Karmeliter.

Berthold, Graf von Henneberg, Kurfürst von Mainz, geb. 1442, trat als jüngerer Sohn (der Römhilder Linie) seines Geschlechts in den geistlichen Stand, erhielt früh das Dechanat des Mainzer Kapitels und das Kanonikat im Kölner und Straßburger Kapitel und wurde 1484 Erzbischof von Mainz. Sein Streben ging nicht auf Erweiterung seines Gebietes, sondern auf Sicherung des Friedens. Unnachsichtlich waltete er des Rechts, hielt den Klerus und die Klöster in Zucht, schätzte die Wissenschaft, ohne jedoch von der humanistischen Bewegung der Zeit stärker berührt zu werden, und befahl (1486), daß deutsche Übersetzungen lat., griech. u. s. w. Werte in seiner Diöcese nur mit Billigung der von ihm eingesetzten Censoren gedruckt würden. Dabei trat er aber den päpstl. Anmaßungen und der Ausbeutung der deutschen Kirche durch Rom kräftig entgegen und hoffte von Papst Pius III. eine Reform, entwarf auch Vorschläge für dieselbe, die aber ergebnislos blieben, da Pius III. bald nach seiner Krönung starb. B. war es auch, der hauptsächlich die Wahl Maximilians zum deutschen König durchsetzte und, nachdem er bereits dem Schwäbischen Bunde beigetreten war, durch seine unermüdliche Thätigkeit auf dem Reichstag zu Worms 1495 und den folgenden Tagen (zu Lindau u. a.) die Anfänge zu einer Neuordnung der Reichsverfassung (ewiger Landfrieden, Reichskammergericht, der gemeine Pfennig) durchsetzte, wodurch er freilich ernstlich mit dem Kaiser zerfiel. In seinen Hoffnungen getäuscht starb B. 21. Dez. 1504. - Vgl. Ranke, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, Bd.1 (6.Aufl., Lpz.1880); J. B. Weckerle, De Bertholdi Hennebergensis archiepiscopi Moguntini et regni Germanici archicancellarii studiis politicis (Münster 1868); R. Ulmann, Kaiser Maximilian I. (Stuttg. 1884).

Berthold von Regensburg, der gewaltigste deutsche Volksredner des Mittelalters, geb. um 1220 wahrscheinlich zu Regensburg, wurde im dortigen Franziskanerkloster unter dem berühmten David von Augsburg gebildet, zog, schon als Redner bekannt, seit 1250 als Beicht- und Sittenprediger durch Süddeutschland, die Schweiz, 1261-62 nach Österreich, Böhmen, Mähren bis Ungarn. Zuletzt wirkte er in Bayern und starb 13. Dez. 1272 zu Regensburg, in dessen Domschatzkammer ein kostbarer Schrein seine Gebeine umschließt. Während sich früher die deutsche Predigt eng an lat. Homilien gelehnt hatte, wußte sie B., durch das Muster franz. Kanzelredner geschult, in genialer Umnittelbarkeit zu handhaben und damit der Geistlichkeit eine mächtige Waffe zu schmieden. Von seinen Erfolgen giebt es wunderbare Zeugnisse; am liebsten predigte er vor Tausenden im Freien. Er besaß gewaltige demagogische Kraft, glühende Leidenschaft, lebensvolle Derbheit, wahrhaft poet. Bilderreichtum der Sprache. Jedoch ist er fanatisch klerikal, ungebildet und daher voll Haß gegen Bildung und Kunst, oberflächlich und maßlos. Aber dies beförderte nur die Wirkung auf die Massen. Beste Ausgabe seiner in vielen Handschriften erhaltenen deutschen Predigten von Pfeiffer und Strobl (2 Bde., Wien 1862-80); neuhochdeutsch schrieb sie Göbel um (3. Aufl., Regensb. 1873; «zeitgemäß bearbeitet» 1884); eine Anzahl lateinischer gaben Jakob (Regensb. 1880) und Hötzl (Münch. 1882) heraus. - Vgl. Unkel, B. v. R. (Köln 1882); Schönbach, Über eine Grazer Handschrift lat.-deutscher Predigten (Graz 1890).

Bertholds I. Orden, die 24. April 1877 gestiftete höhere Klasse des bad. Ordens vom Zähringer Löwen, s. Löwenorden.

Berthollet (spr. -leh), Claude Louis, Graf von, franz. Chemiker, geb. 9. Nov. 1748 zu Talloire in Savoyen, studierte in Turin und ging 1772 nach Paris, wo er 1780 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und 1794 Professor an der Normalschule wurde. Er erhielt 1796 den Auftrag, in Italien die Denkmäler auszuwählen, die nach Frankreich geschafft werden sollten; dann folgte er Bonaparte nach Ägypten, mit dem er 1799 zurückkehrte. Nach dem 18. Brumaire ward er Mitglied des Erhaltungssenats, dann Graf und Großoffizier der Ehrenlegion. Durch den Kaiser erhielt er 1804 die Senatorie von Montpellier. Trotzdem stimmte er 1814 für die Absetzung Napoleons. Ludwig XVIII. ernannte ihn zum Pair. Er starb zu Arcueil bei Paris 6. Nov. 1822. Unter den Erfindungen und neuen Verfahrungsarten, die man ihm verdankt, sind die wichtigsten das Auskohlen der Gefäße zur Aufbewahrung des Wassers auf Schiffen, das Appretieren des Leinenzeugs u. s. w., vorzüglich aber das Bleichen von Pflanzenstoffen durch Chlor, das seit 1786 in Frankreich im großen mit Erfolg angewendet wurde. Sein wissenschaftliches Hauptverdienst liegt aber in seinen Forschungen zur Affinitätslehre, namentlich im Nachweis der chem. Massenwirkungen. Sein diese Richtung betreffendes Hauptwerk ist sein «Essai de statique chimique» (2 Bde., Par. 1803; deutsch mit Erläuterungen von Fischer, Berl. 1811). Ein wesentlicher Teil seiner Ansichten,