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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Biblische Geschichte; Biblischer Realismus; Biblische Textgeschichte; Biblische Theologie

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Biblische Geschichte - Biblische Theologie

Freib. i. Br. 1840-42); Augustin Scholz, "Einleitung in die heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments" (3 Tle., Lpz. 1845-48); Reusch, "Lehrbuch der Einleitung in das Alte Testament" (4. Aufl., Freiburg 1870); Haneberg, "Geschichte der biblischen Offenbarung als Einleitung ins Alte und Neue Testament" (4. Aufl., Regensb. 1876); Kaulen, "Einleitung in die heilige Schrift Alten und Neuen Testaments" (3. Aufl., Freiburg 1893). Innerhalb der evang. Kirche vertreten einen zwischen Orthodoxie und kritischer Theologie vermittelnden Standpunkt Reuß, "Geschichte der heiligen Schriften Neuen Testaments" (Halle 1842; 6. Aufl., Braunschw. 1887); Stähelin, "Specielle Einleitung in die kanonischen Bücher des Alten Testaments" (Elberf. 1862); die neue Bearbeitung von De Wertes "Einleitung ins Neue Testament" von Meßner und Lünemann (1860); in gewissem Sinne auch V. Weiß, "Lehrbuch der Einleitung in das Neue Testament" (Berl. 1886). Völlig neue Gesichtspunkte hat die Wissenschaft der Einleitung ins Alte Testament gewonnen durch die Ergebnisse der neuern Pentateuchkritik (Vatke, George, Reuß, Kuenen, Wellhausen). Die Fragen der allgemeinen Einleitung sind in der Weise moderner Wissenschaft behandelt worden von Wellhausen bei der Neubearbeitung von Bleeks "Einleitung ins Alte Testament" (6. Aufl. 1893). Ed. Reuß ("Geschichte der heiligen Schriften des Alten Testaments", Braunschw. 1881; 2. Aufl. 1890) versucht die Einleitung im Zusammenhang mit der gesamten Geschichte des israel. Volks darzustellen. Eine die Resultate der modernen Untersuchungen darstellende Einleitung ins Alte Testament giebt der Holländer A. Kuenen (deutsch, Tl. 1 u. 2, Lpz. 1885-92); vgl. ferner Cornill, Einleitung in das Alte Testament (im "Grundriß der theol. Wissenschaften" von Achelis, Cornill, Ficker u. a., Tl. 2, Bd. 1, 2. Aufl., Freib. i. Br. 1892). Besonders hervorzuheben ist noch Holtzmanns "Lehrbuch der histor.-kritischen Einleitung in das Neue Testament" (Freib. i. Br. 1885; 3. Aufl. 1892). In England hat Davidson (Lond. 1862) die Einleitung ins Alte Testament wie Neue Testament (1868) behandelt.

Biblische Geschichte, Darstellung des geschichtlichen Inhalts der Bibel, kann rein wissenschaftlich kritisch oder für die Zwecke des Unterrichts berechnet sein. Auch ein Buch, das eine Auswahl einzelner Geschichten aus der Bibel enthält, heißt B. G. Als besonderer Unterrichtsgegenstand tritt die B. G. seit der Zeit des Pietismus auf. Zur Förderung dieses Unterrichts hat außerordentlich Johannen Hübners, Rektors des Johanneums zu Hamburg, 1714 zum erstenmal erschienenes Buch: "Zweimalzweiundfunfzig biblische Historien aus dem Alten und Neuen Testamente", beigetragen. Es enthielt hinter jeder Erzählung examinatorische Fragen, hierauf drei "nützlich Lehren" und endlich "Gottselige Gedanken" in Form eines zum Auswendiglernen bestimmten Reimes. Aus der großen Anzahl neuerer B. G. sind als besonders verbreitet die von Kohlrausch, Preuß, Kurtz, Schorn und Fiedler, Zahn, Berthelt, sowie die des Calwer Verlagsvereins hervorzuheben.

Biblischer Realismus, s. Bengel, Joh. Albr.

Biblische Textgeschichte, s. Bibel (S. 957 a).

Biblische Theologie, weniger passend biblische Dogmatik genannt, eine im 18. Jahrh. unter den Protestanten entstandene Wissenschaft, die ursprünglich darauf ausgeht, die Lehre der Bibel aus ihr selbst, unabhängig von der Kirchenlehre darzustellen, jetzt aber die gesamten religiösen und ethischen Ideen der biblischen Schriften unter besonderer Betonung ihrer Zusammenhänge und geschichtlichen Entwicklung vorführt. Dem ältern Protestantismus galt seine Dogmatik als der auch exegetisch und geschichtlich vollkommen angemessene Ausdruck der Schriftlehre, daher sich für ihn die Beschäftigung mit der Heiligen Schrift auf die exegetische Behandlung der für die kirchlichen Dogmen angeführten biblischen Beweisstellen beschränkte. Bei den Fortschritten aber, welche die Kenntnis der alten Sprachen, die Auslegung und die Kritik im 18. Jahrh. machten, und bei der immer bestimmter hervortretenden Notwendigkeit, zwischen den Anschauungen des ursprünglichen Christentums und der kirchlichen Dogmatik zu scheiden, ergab sich von selbst das Bedürfnis einer besondern B. T. Diese sollte einen Probierstein für die kirchliche Dogmatik und deren beanspruchte Schriftgemäßheit gewinnen. Daher erregte Büsching, als er in seiner "Epitome theologiae e solis sacris literis concinnatae" (Lemgo 1757) die "biblisch-dogmatische" Theologie der "scholastischen" gegenüberstellte, bei den Orthodoxen großen Anstoß. Supranaturalisten, wie Zachariä ("Biblische Theologie", 4 Tle., 1771-75) und Storr ("Doctrinae christianae pars theoretica e sacris literis repetita", Stuttg. 1793; deutsch: "Lehrbuch der christl. Dogmatik", hg. von Flatt, 1803-13), wollten höchstens einen formellen Unterschied der biblischen und der kirchlichen Lehre zugeben. Dagegen suchte der Nationalismus die sachliche Verschiedenheit beider nachzuweisen und auch die biblischen Lehrvorstellungen selbst aus dem Volks- und Zeitcharakter zu erklären. Der Vater der neuern B. T. im streng wissenschaftlichen Sinne ist Joh. Phil. Gabler, der sie in seiner "Oratio de justo discrimine theologiae biblicae et dogmaticae" (Altdorf 1787) zuerst in klarer Weise als eine histor. Disciplin definiert hat; doch stehen auch die Schriften der folgenden Jahrzehnte noch unter dem Einflusse der altrationalistischen Tendenz, als den Kern des Christentums die sog. allgemeinen vernünftigen Wahrheiten der Moralreligion nachzuweisen, wobei ein wirklich geschichtliches Verständnis der biblischen Vorstellungen nicht möglich war.

Erst De Wette ("Biblische Dogmatik Alten und Neuen Testaments", Tl. 1 der "Christl. Dogmatik", Berl. 1813; 3. Aufl. 1830) führte eine strengere histor. Methode ein, durch die einmal der Unterschied des Alten und Neuen Testaments, dann die verschiedenen Entwicklungsstufen innerhalb jedes von beiden (im Alten Testamente: Hebraismus und Judaismus; im Neuen Testamente: Lehre Jesu und Lehre der Apostel) zur Geltung gebracht und damit die B. T. unter den dogmengeschichtlichen Gesichtspunkt gestellt wurde. An De Wettes Arbeit reihen sich die Werke von Baumgarten-Crusius ("Grundzüge der B. T.", Jena 1828) und Daniel von Cölln ("Biblische Theologie", hg. von Dav. Schulz, 2 Bde., Lpz. 1836). In Bezug auf das Alte Testament finden sich bei Vatke ("Die Religion des Alten Testaments"; Berl. 1835) fruchtbare Gedanken, die jedoch wegen ihrer Verquickung mit Hegelschen Principien nicht recht beachtet worden sind. Den streng inspirationsgläubigen Standpunkt vertreten die Schriften von Kurtz, Hävernick, Hengstenberg und in gebrochener Weise die von Delitzsch, Hofmann, Oehler. Insonderheit Oehler hat die B. T. Alten Testaments auf Abwege gelenkt und den