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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bilateral; Bilbao; Bilboquet; Bilch; Bilchula; Bild

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Bilateral - Bild

Anspruch auf Schadenersatz. - Über die Bestrafung von Kaufleuten, welche eine B. zu ziehen unterlassen haben, s. Bankrott. Außer dieser Haupt- oder Jahresbilanz giebt es in der doppelten Buchhaltung (s. d.) der Kaufleute noch eine Roh- oder Probebilanz, welche gewöhnlich monatlich gemacht wird und die Übereinstimmung der Beträge aller Soll- und Habenposten im Hauptbuche (s. d.) zeigt. Eine gesetzliche Vorschrift, wöchentlich den Stand der Aktiva und Passiva (wie er sich ans der Rohbilanz ergiebt) zu ermitteln und zu veröffentlichen, besteht im Deutschen Reiche und in einigen andern Ländern nur für Notenbanken (s. d.).

Über die B. des tierischen Haushalts s. Stoffwechsel.

Bilateral (lat.), zweiseitig, nach zwei Seiten gerichtet.

Bilbao (von den Basken Ibaizabel genannt), Hauptstadt der span. Provinz Biscaya (s. d.), liegt an den Linien Tudela-B. (250 km) der Nordbahn und B.-Durango (32,7 km) malerisch im Thale des Nervion, der sich innerhalb derselben zu einer Ria erweitert und die am rechten Ufer terrassenförmig ansteigende Stadt von der Vorstadt B. la Vieja scheidet.

^[Abb.]

Eine Stein-, eine Ketten-, zwei eiserne Zugbrücken und die großartige 28. Juli 1893 eröffnete Brücke (160 m lang) verbinden beide Teile. Die Stadt ist regelmäßig und freundlich gebaut, hat (1887) 50772 E., 2 prächtige Promenaden am Quai, 4 Kirchen, 2 Spitäler, 9 seit der Belagerung von 1835 in Ruinen liegende Klöster, ein Theater, eine Schiffahrts-, mehrere andere Schulen und eine Bank. An dem rechten Ufer der Ria, die 10 km unterhalb, gegenüber Portugalete (3412 E. und schöne got. Kirche), dem seit 1878 verbesserten Außenhafen B.s mit besuchtem Seebade, einmündet, liegen große Schiffsbauplätze und Werften. Seine Bedeutung verdankt B. der Ausbeutung der nahe gelegenen reichen Eisenerzlager. Am Nervion liegen die Eisenwerke von Baracaldo, die jährlich etwa 8000 t Eisen liefern, und reiche Hüttenwerke. Außerdem hat die Stadt Eisengießereien, eine Ankerschmiede, eine große Steingutfabrik, eine Glas-, eine Papier-, eine Baumwollfabrik, mehrere Leder-, Segeltuch- und Tabakfabriken, Taudrehereien, Hutmachereien u. s. w. Der Handel ist sehr bedeutend und blüht immer mehr empor. Hauptgegenstände der Ausfuhr sind Wolle, Kastanien, Öl, Wein (etwa 1 Mill. 1), Konserven, Teer, Lumpen, Holz und vor allem Eisenerze (1893: 4,01 Mill. t), Roheisen (31900 t gegen 62137 im J. 1892), Stahlschienen, Weißbleche und andere Erzeugnisse der Eisenindustrie. Unter den Einfuhrartikeln nehmen Schafwollstoffe, Zinn, Zink, Cement, Holz (59503 cbm), namentlich aus Schweden, Faßdauben, Cellulose (15 Mill. kg), Petroleum, chem. Präparate, Fische (12950 t) und meist engl. Kohlen (340288 t) und Koks (121165 t) den ersten Platz ein; die über B. eingeführten, namentlich engl. Fabrikate versorgen einen großen Teil Nordspaniens. 1893 liefen 3804 Schiffe ein, darunter nur 482 Segler. Die wichtigsten Konsulate in B. sind die von Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich-Ungarn, Schweden und Norwegen.

B. wurde 1300 von dem castil. Ritter Dom Pedro Lopez de Haro unter dem Namen Belvao (schöne Furt) gegründet und blühte, begünstigt durch seine Lage, schnell auf. In den Kriegen mit Frankreich aber wurde es 19. Juli 1795 und dann wieder 26. Sept. und 1. Nov. 1808 von den Franzosen unter Ney und Lefebvre genommen. Erst 1813 ward es geräumt. Während des karlistischen Bürgerkrieges war B., nachdem es sich 1835 tapfer gegen Zumalacarreguy gewehrt hatte, nebst Portugalete der Punkt, von wo aus die Engländer die Spanier unterstützten. Die zunehmende Bedeutung B.s führte eine Anzahl engl. Kapitalisten auf den Plan, am östl. Ufer des Busens von B. einen Hafen anzulegen; denn B. selbst ist für größere Schiffe nicht zugänglich, da die Barre bei Hochwasser nur 4,5 m Tiefe hat. Die Ausführung dieses Plans wurde indes durch den Karlistenaufstand, dessen Schauplatz seit Anfang 1874 vorzugsweise die Provinz Biscaya war, verzögert. B. selbst wurde seit 5. Jan. 1874 von den Karlisten blockiert, welche 22. Jan. Portugalete besetzten, den Belagerten dadurch die Unterstützung von der Leeseite entzogen und dann im Februar und März die Stadt mehrfach aufs heftigste beschossen. Nach schweren Kämpfen, besonders 25. und 26. März, gelang es endlich den Regierungstruppen unter Serrano und Concha, die Stadt 2. Mai 1874 zu entsetzen und die Karlisten zum Rückzug zu zwingen. Auch später machten die Karlisten noch mehrere vergebliche Versuche, sich B.s zu bemächtigen. - Eine feste Hochburg der Liberalen in Nordspanien, ist B. in jüngster Zeit mehrfach durch den Anarchismus beunruhigt worden, der sich besonders aus den Bergwerken der Umgegend rekrutiert.

Bilboquet (frz., spr. -bockeh), der Fangbecher, Stehaufchen, Vergolderstäbchen.

Bilch, s. Siebenschläfer.

Bilchula, Indianerstamm, s. Amerikanische Rasse (Bd. 1, S. 525b).

Bild, in der Erkenntnistheorie ungefähr gleichbedeutend mit Anschauung (s. d.), wie diese dem Begriff entgegengesetzt und doch auch wieder ihm entsprechend. Seit Kant ist man darauf aufmerksam geworden, daß auch die Anschauungsbilder der Objekte nicht von selbst in die Vorstellung kommen, sondern durch einen synthetischen Prozeß (Kants «Synthesis der Einbildungskraft», die sich zusammensetzt aus den beiden Akten der Apprehension und Reproduktion, d. h. des successiven Durchlaufens einer Mannigfaltigkeit sinnlicher Eindrücke und der Zusammennehmung derselben) erst erzeugt und in der Vorstellung gleichsam verzeichnet werden müssen. Diese schöpferische Kraft der Einbildungskraft zeigt sich deutlich in dem Entwerfen mathem. Gestalten in der Phantasie sowie in aller Kunstthätigkeit, wo daher der Begriff des B. von besonderer Wichtigkeit ist. B. wird auch oft für Sinnbild (Gleichnis, Symbol) gebraucht, d. h. für eine sinnliche Darstellung, welche einen geistigen Inhalt bloß durch irgendeine Analogie bezeichnet.

In der Optik nennt man B. eines leuchtenden Punktes die wirkliche oder scheinbare Vereinigung der Lichtstrahlen, die von diesem Punkte ausgegangen sind. Optische B., die durch die wirkliche Vereinigung von Lichtstrahlen zu stände kommen, heißen Sammelbilder oder auch physische, objektive oder reelle B. Dagegen nennt man Scheinbilder oder auch virtuelle, subjektive, ideelle B. jene, die nur durch die gegen ihren Durchschnittspunkt rückwärts verlängert gedachten Lichtstrahlen entstehen. Reelle B. lassen sich auf einem Schirm auf-^[folgende Seite]