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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Braunsberg; Braunschweig

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Braunsberg (in Mähren) - Braunschweig (Herzogtum; Bodengestaltung u. s. w.)

welches, 21. Aug. 1565 gegründet, aber 1811 reorganisiert wurde.- Die Deutsche Ordensburg Brunsberg ist 1241 erbaut, die Stadt 1251 gegründet. Sie war der Sitz des Bischofs von Ermeland von 1255 bis 1298, wo derselbe nach Frauenburg verlegt wurde. Nachdem sie 1261 von den Preußen verbrannt, wurde sie 1279 wieder erbaut, erhielt durch Bischof Heinrich I. 1284 Lübisches Recht und gehörte zur Hansa. 1454 trat B. auf Seite der sog. Bündner, des Gegenbundes gegen den Deutschen Orden, und 1466 kam es durch den Frieden von Thorn mit dem ganzen Bistum Ermeland an Polen. Am 1. Jan. 1520 überfiel der Hochmeister Albrecht von Brandenburg die Stadt. Im Juni desselben Jahres belagerten sie die Polen, denen sie 30. Juli 1626 Gustav Adolf entriß. Im Waffenstillstand zu Altmarkt 1629 blieb sie den Schweden überlassen und ward von diesen erst 1635 wieder geräumt. B. wurde 1656 vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg besetzt, in dessen Pfandbesitz es bis 1663 blieb; wieder an Polen zurückgegeben, kam die Stadt 1772 bei der ersten Teilung Polens an Preußen. Am 26. Febr. 1807 wurden die Russen bei B. von Bernadotte nach Heiligenbeil zurückgeworfen.

Braunsberg, czech. Brušperk, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Mistek in Mähren, an dem rechts zur Oder gehenden Ondrzeijnitza-Bach, hat (1890) 2650, als Gemeinde mit Antoninow 3101 czech. E., Post und bedeutende Schafwollindustrie.

Braunschweig, ein zum Deutschen Reiche gehöriges Herzogtum, liegt zwischen 51° 33' 38" bis 53° 0' 48" nördl. Br. und 8° 55' 47" bis 11° 27' 50" östl. L. von Greenwich, grenzt an die preuß. Provinzen Hannover, Westfalen und Sachsen und außerdem auf kurzen Strecken an das Fürstentum Waldeck-Pyrmont und Herzogtum Anhalt und umfaßt 3672,18 qkm. Es zerfällt in drei größere getrennte Landstücke, Braunschweig-Wolfenbüttel-Helmstedt (1807,36 qkm), Gandersheim-Holzminden (1108,02 qkm) und Blankenburg (474,70 qkm) und in sechs kleinere Trennstücke, die Amtsgerichtsbezirke Harzburg (96,44 qkm), Calvörde (112,17 qkm) und Thedinghausen (56,49 qkm) sowie die Ortschaften Ölsburg (3 qm), Bodenburg mit Östrum (10 qkm) und Ostharingen (4 qkm), wovon Thedinghausen und Ölsburg zum Kreise B., Harzburg zum Kreise Wolfenbüttel, Calvörde zum Kreise Helmstedt und Bodenburg nebst Ostharingen zum Kreise Gandersheim gehören. Das früher mit Preußen gemeinschaftliche Kommunionharzgebiet ist durch Vertrag vom 9. März 1874 zwischen B. und Preußen geteilt, jedoch ist der gemeinschaftliche Betrieb der Hüttenwerke, an deren Ertrage ersteres mit drei Siebenteln, letzteres mit vier Siebenteln teilnimmt, bestehen geblieben.

Bodengestaltung. Der nördl. Hauptteil ist ein welliges Hügelland, welches sich nördlich in die Norddeutsche Tiefebene verläuft; die höchsten Erhebungen finden sich hier in der Asse (221 m) und im Elme. Der südöstl. Hauptteil (das ehemalige Fürstentum Blankenburg nebst Stift Walkenried) liegt im Bereiche des Harzes, dessen höchste Punkte hier der Wurmberg (968 m), die Achtermannshöhe (926 m), der Stöberhai (719 m) und der Ebersberg (687 m) sind. Die westl. Ländermasse wird von dem sog. Wesergebirge durchzogen, dem Ith, Hils und Sollingerwald (494 m). Mit Ausnahme des Kreises Blankenburg und des Amtes Calvörde, welcher erstere durch die Bode wie letzteres durch die Ohre zum Elbgebiete gehört, sowie der Gegenden, wo der große Bruchgraben Elb- und Wesergebiet auf merkwürdige Art verbindet, liegt das Herzogtum im Bereiche des Wesergebietes. Die Weser selbst ist im Westen größtenteils nur Grenzfluß. Die Aller sowie die Leine berühren B. nur auf kurzen Strecken, erstere im Kreis Helmstedt, letztere im Kreis Gandersheim, während die Oker den Amtsbezirk Harzburg sowie den nördl. Hauptteil des Landes von S. nach N. durchströmt. Mineralquellen finden sich in Schöningen, Harzburg, Gandersheim, Seesen u. s. w. Das Klima ist für die Ebenen das gewöhnliche norddeutsche, für die höhern Harzgegenden viel rauher; man erntet hier 4 Wochen später als im Flachlande. Die mittlere Jahrestemperatur ist in der Hauptstadt B. +8,83 °C (S. Karte: Hannover, Schleswig-Holstein, Braunschweig und Oldenburg.)

Bevölkerung. B. hatte 1885: 372 452 E., 1890: 403 773 (201 428 männl., 202 345 weibl.) E., d. i. 109 auf 1 qkm; 43 069 Wohnhäuser, 90 136 Haushaltungen und Anstalten. Hiervon entfallen auf die 13 Städte 170 906 (84 903 männl., 86 003 weibl.) E., 12 499 Wohnhäuser und 38 562 Haushaltungen, auf 444 Flecken und Landgemeinden 232 867 (116 525 männl., 116 342 weibl.) E., 30 570 Wohnhäuser und 51 574 Haushaltungen. Dem Religionsbekenntnis nach waren 379 592 Lutherische (= 94 Proz.), 4060 Reformierte, 16 419 Katholiken, 846 sonstige Christen, 1635 Israeliten und 1221 andere. Der Staatsangehörigkeit nach waren darunter 2016 Reichsausländer. - Die Bevölkerungsbewegung gestaltete sich im Mittel der 20jährigen Periode von 1873 bis 1892 wie folgt: Zahl der Eheschließungen 3213, der Lebendgeborenen 12 825 und der Gestorbenen 8668; der jährliche Geburtsüberschuß betrug mithin 4157 Köpfe (letzterer erhebt sich für die 3 Jahre 1890-92 allein berechnet auf 5074 Köpfe jährlich).

Land-und Forstwirtschaft. Der Ackerbau ist hoch entwickelt. Infolge der schon frühzeitig gesetzlich ausgeführten Gemeinheitsteilungen und Ackerzusammenlegungen sowie der Ablösung der Zehnten und Dienste und Aufhebung des Lehnsverbandes ist der Grund und Boden von den beengenden Fesseln befreit und einer rationellen und intensiven Kultur zugeführt. Das seit 1835 für Ablösungen seitens der Verpflichteten aufgewendete Kapital beläuft sich auf mehr als 34 Mill. M. Im J. 1883 wurden ermittelt in Hektar: Ackerland 178 832 (48,4 Proz.), Gärten 6302 (1,7 Proz.), Wiesen 35 350 (9,6 Proz.), Anger 14 619 (4 Proz.), Forsten 109 895 (29,8 Proz.) und übrige Fläche 24 043 (6,5 Proz.). Von dem Acker- und Gartenlande waren bestellt mit Getreide und Hülsenfrüchten 65,9 Proz. (darunter Roggen 20,8 Proz.), Hackfrüchten und Gemüse 19,1 Proz. (davon Kartoffeln 9,7 Proz.) und Futterpflanzen 9,3 Proz. Der Besitzanteil des Staates an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche beträgt 10,5 Proz. Die Gesamternte der Hauptprodukte berechnete sich 1892 (in 100 kg) auf: Weizen 577 000, Roggen 897 500, Gerste 244 100, Hafer 627 500, Kartoffeln 3 233 400 und Wiesenheu 1 139 400. Nach dem Ergebnisse der Berufszählung von 1882 waren insgesamt 53 611 landwirtschaftliche Betriebe vorhanden. Dieselben verteilen sich folgendermaßen: Betriebe von weniger als 1 ha = 34 129 (63,6 Proz.), von 1-10 ha = 14 149 (26,4 Proz.), 10-100 ha = 5168 (9,7 Proz.) und 100 ha und darüber = 165 (0,3 Proz.). Gartenbau findet