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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Broughton - Broussonetia

Henry Lord B., written by himself" (3 Bde., Edinb. 1871). Auch von dem ihm zugeschriebenen Roman "Albert Lunel" erschien nach seinem Tode eine neue Ausgabe (3 Bde., Lond. 1872). - Vgl. Campbell, Lives of Lord Lyndhurst and Lord B. (Lond. 1869).

Broughton (spr. braut'n), John Cam Hobhouse, Lord, brit. Staatsmann, geb. 27. Juni 1786 in London als Sohn eines reichen Brauers. Er studierte gleichzeitig mit Lord Byron in Cambridge, bereiste mit diesem 1809 den Orient und gab einen Reisebericht in "Journey through Albania and other provinces of the Turkish Empire" (Lond. 1812; neue Aufl., 2 Bde., ebd. 1855). Ihm ist der vierte Gesang von Byrons "Childe Herold" gewidmet. In seinen "Letters written by an Englishman during the last reign of Napoleon" (Lond. 1815) erregte er durch seine starke Parteinahme für den Kaiser großen Anstoß, und 1819 brachte ihn sein litterar. Freimut zeitweise ins Gefängnis. Seit 1820 saß er auf Seite der Radikalen im Unterhause, beteiligte sich an der Gründung der "Westminster Review", näherte sich dann den Gemäßigten und wurde im Ministerium Grey 1831 Staatssekretär für das Kriegswesen, 1833 erster Sekretär für Irland, unter Melbourne 1835 Oberkommissar der Domänen und 1839 Präsident des Ostindischen Amtes. Diese Stellung verlor er bei dem Sturz des Kabinetts 1841, erhielt sie aber 1846 unter Russell wieder. Nachdem er 1851 zum Baron B. de Gyfford erhoben war, nahm er 1852 seine Entlassung und starb 3. Juni 1869. Mit ihm erlosch die Peerswürde.

Broughton (spr. braut'n), Rhoda, engl. Erzählerin, geb. 29. Nov. 1840 zu Segrwyd Hall in Nordwales, lebt in Oxford. Ihre Novellen und Romane "Cometh up as a flower" (anonym, 1867; deutsch von Dohmke als "Wie eine Blume erblüht", Lpz. 1877), "Red as a rose is she" (anonym, 1867; deutsch von Dohmke als "Esther", Lpz. 1875) sind mit zu den besten zu zählen; ferner schrieb sie "Goodbye, Sweetheart" (3 Bde., 1872), "Nancy" (3 Bde., 1873), "Tales for Christmas Eve" (1873; neu hg. als "Twilight Stories", 1879), "Not wisely, but too well" (1875), "Joan" (3 Bde., 1876), "Second thoughts" (2 Bde., 1880), "Belinda" (3 Bde., 1883), "Doctor Cupid" (3 Bde., 1887), "Alas!" (3 Bde., 1890).

Broughton-Archipel (spr. braut'n), s. Chatham-Inseln.

Broughty Ferry (spr. brahti), Stadt in der schott. Grafschaft Forfar, auf dem nordl. Ufer des Firth of Tay, 5½ km östlich von Dundee, hat (1891) 7644 E., ein Schloß (15. Jahrh.) und Seebäder. In der Nähe viele schöne Villen reicher Kaufleute von Dundee. B. steht mit Tayport (s. d.) auf dem Südufer durch Dampffähre in Verbindung.

Brouillieren (frz., spr. brŭji-), durcheinandermischen, verwirren, in Unordnung bringen, entzweien; Brouillerie, Mißhelligkeit, Zerwürfnis, Unruhe.

Brouillon (frz., brŭjóng), erster flüchtiger Entwurf zu einer Sache, besonders einer schriftlichen Arbeit; Skizze, Konzept; Handlungsbuch, in welches die täglichen Geschäfte flüchtig eingetragen werden.

Broun-Ramsay (spr. braun rämmßĭ), Generalgouverneur von Britisch-Indien, s. Dalhousie.

Brouss., bei botan. Bezeichnungen Abkürzung für Pierre Marie Auguste Broussonet (spr. brußonneh), geb. 1761 zu Montpellier, gest. 1807 daselbst als Professor der Botanik. Nach ihm ist die Pflanzengattung Broussonetia benannt.

Broussais (spr. brußäh), François Jos. Victor, franz. Mediziner, geb. 17. Dez. 1772 zu St. Malo, trat frühzeitig als Schiffswundarzt in die franz. Marine und vollendete dann seine mediz. Studien in Paris, wo er auch bis 1805 praktizierte. Hierauf ging er als Militärarzt mit nach Holland, Deutschland, Italien und Spanien, wurde 1814 zweiter Arzt am Militärhospital Val-de-Grâce und 1820 erster Professor an demselben, 1830 Professor der allgemeinen Pathologie und Therapie an der mediz. Fakultät, 1832 Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Er starb 17. Nov. 1838 auf seinem Landsitze zu Vitry. Seine "Histoire des phlegmasies ou inflammations chroniques" (2 Bde., Par. 1808; 4. Aufl., 3 Bde., 1826) und das "Examen des doctrines médicales généralement adoptées" (ebd. 1816; 4. Aufl., 4 Bde., 1829-34) sind die Hauptschriften, worin er sein System, den Broussaismus, niedergelegt hat. Das Leben erhält sich hiernach nur durch Erregung. Diese kann bald zu stark (Surexcitation), bald zu schwach (Adynamie) sein, doch ist jene bei weitem häufiger als diese. Diese Zustände offenbaren sich ursprünglich immer nur in einem bestimmten Organe des Körpers, von dem aus die übrigen Organe und Systeme durch Sympathien mit affiziert werden können. Allgemeine Krankheiten ohne primäre Organenleiden (die sog. essentiellen Fieber, Dyskrasien u. s. w.) sind Undinge. Am häufigsten unter allen Organen sind der Magen und Darmkanal der Reizung ausgesetzt, und daher die Magendarmentzündung (Gastro-enteritis) die Basis der Pathologie. Dieser Lehre von der Magendarmentzündung folgend, bekämpfte B. die Fieber und andere Krankheiten hauptsächlich durch örtliche Blutentziehungen, namentlich durch zahlreiche Blutegel auf den Unterleib. Beides, sowohl die Theorie wie die Praxis B.', fand besonders in Frankreich viel Anhänger, die sich selbst vorzugsweise "die physiol. Schule" nannten, während sie in Deutschland nur wenig beachtet wurde. Mit der Verbreitung exakter physiol. Kenntnisse wurden die Einseitigkeiten und Übertreibungen des Broussaismus bald in das rechte Licht gestellt. Er hat indes auf den Gang der Ausbildung der Medizin insofern einen guten Einfluß geübt, als er ein sorgfältiges Studium der pathol. Anatomie und eine sorgfältigere Beobachtung der sog. specifischen Krankheitsprozesse, deren Vorhandensein B. und seine Schüler leugneten, hervorrief. - Vgl. Reis, Études sur B. et sur son œvre (Par. 1869).

Broussaismus, s. Broussais.

Broussonetia Vent. (spr. bruß-), Pflanzengattung aus der Familie der Urticaceen (s. d.) mit nur drei Arten in Japan, China und dem Malaiischen Archipel. Es sind hohe Bäume mit großen bandförmig gelappten Blättern und zweihäusigen Blüten. Die männlichen Blüten besitzen ein vierteiliges Perigon mit vier Staubgefäßen, die weiblichen ein drei- bis fünfzähniges Perigon und einen Fruchtknoten mit fadenförmigem Griffel. Erstere bilden walzenförmige Ähren, letztere stehen auf einer kugeligen mit borstenförmigen Blättchen bedeckten Spindel. Die fleischig-gallertartigen Beeren verwachsen unter sich und mit der Blütenstandsspindel Zu einer kugeligen Scheinfrucht. Die wichtigste Art ist der Papiermaulbeerbaum, B. papyrifera Vent., in Japan heimisch, auf fast allen Inseln des Stillen Meers angebaut, ein mächtiger Baum mit oberseits rauhen,