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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Brunet – Brunhilde

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Brunelleschi'

die Laterne feierlich geweiht. Zu den wichtigsten Bauwerken, welche B. außerdem in Florenz aufführte, gehören die Kirchen Santo Spirito und San Lorenzo, zwei Säulenbasiliken von schöner Raumwirkung und edlem antikisierenden Detail, sodann die Anlage des in mächtigen Quadern aufgeführten Palastes Pitti, nach dessen System sich der toscan. Palastbau des 15. Jahrh. entwickelt hat. Sein Relief für die Bronzethür von San Giovanni in Florenz, die Opferung des Isaak darstellend, ein Jugendwerk, befindet sich neben dem von Ghiberti im Nationalmuseum daselbst. Außerdem rührt von ihm ein prächtiges, in Holz geschnitztes Crucifix in Sta. Maria Novella zu Florenz her. B. ist der erste große Baumeister Italiens, der die got. Formensprache durch die der Renaissance ersetzt hat; seine Domkuppel zu Florenz war ein Vorbild für die Peterskuppel zu Rom. - Vgl. Manetti, Vita di B. (hg. von Moreni, Flor. 1812); Guasti, La cupola di Santa Maria del Fiore (ebd. 1857); von Fabriczy, F. B. Sein Leben und seine Werke (Stuttg. 1892).

Brunet (spr. brünneh), Jacques Charles, franz. Bibliograph, geb. 2. Nov. 1780 zu Paris, gest. 16. Nov. 1867 daselbst, machte sich zuerst durch mehrere Auktionskataloge bekannt, unter denen besonders der des Grafen d'Ourches (Par. 1811) von Wert ist. Da das von ihm besorgte Supplement zu Cailleau und Duclos' «Dictionnaire bibliographique» (Par. 1802) beifällig aufgenommen ward, schritt er zur Bearbeitung des «Manuel du libraire et de l'amateur des livres» (3 Bde., ebd. 1810), arbeitete seitdem unausgesetzt an der Vervollkommnung dieses seines Hauptwerks und gab der fünften Auflage (6 Bde., ebd. 1860–65; drei Supplementbände von Deschamps und G. Brunet, 1870–80) ein nach Materien geordnetes Register bei. Von seinen kleinen bibliogr. Arbeiten sind noch hervorzuheben: «Notice sur les différentes éditions des Heures gothiques» (Par. 1834) und «Recherches bibliographiques et critiques sur les éditions originales des cinq livres du roman satirique de Rabelais» (ebd. 1852).

Pierre Gustave B., franz. Gelehrter, geb. 18. Nov. 1807 zu Bordeaux, hat eine Reihe vorzüglicher bibliogr. Arbeiten und Beiträge zur Kenntnis der franz. Mundarten veröffentlicht: «La France littéraire au XVᵉ siècle, ou Catalogue raisonné des ouvrages imprimés en langue française jusqu'à l'an 1500» (1865), «Les fous littéraires» (1880) u.a.m. – Vgl. Laporte, J. C. B. et Pierre Gustave B. (Par. 1884).

Brunetière (spr. brünnettĭähr), Ferdinand, franz. Litterarhistoriker, geb. 19. Juli 1849 zu Toulon, wurde in Marseille und Paris vorgebildet, 1875 ständiger Mitarbeiter und Redaktionssekretär der «Revue des Deux Mondes», 1886 Docent an der Normalschule zu Paris, 1893 Mitglied der Französischen Akademie. B. gewann bald einen großen Einfluß auf seine Schüler, die er in streng wissenschaftlicher Weise zu schulen bestrebt war. In seiner Theorie von der «Evolution des genres dans l'histoire de la littérature» (Bd. 1, Par. 1890) geht B. von dem Standpunkt aus, daß die franz. Litteratur des 17. Jahrh. den Höhepunkt litterar. Vollkommenheit bezeichne, aber schon den Keim des Evolvierens, d.h. des Sichverschlechterns in sich trage. Von seinen übrigen Schriften sind zu nennen: «Études critiques sur l'histoire de la littérature française» (Par. 1880), von der Akademie preisgekrönt, «Nouvelles études critiques» (ebd. 1882), ↔ «Études critiques» (3ᵉ série, ebd. 1887, und 4ᵉ série, ebd. 1892), «Histoire et littérature» (Bd. 1–3, ebd. 1884–86), «Nouvelles questions de critique» (ebd. 1890), «Le roman naturaliste» (ebd. 1883), «Conférences de l'Odéon: Les époques du Théâtre français 1636–1850» (ebd. 1892), «Essais sur la littérature contemporaine» (ebd. 1892).

Brünétt (frz.), dunkelbraun (vom Haar); Brünette, weibliche Person mit dunklem Haar und meist gelblicher Gesichtsfarbe.

Brunetto Latini, s. Latini.

Brunfels, Otto, Botaniker, geb. um 1488 zu Mainz, studierte in Mainz Theologie, trat später in ein Kartäuserkloster, ging aber dann nach Straßburg, trat hier zum Protestantismus über und wurde luth. Prediger. Schließlich wandte er sich noch der Medizin zu und siedelte als Arzt nach Bern über, wo er 1534 starb. B. war der erste, der ein Werk über die in Deutschland wachsenden Pflanzen herausgab, und zwar schon mit Abbildungen, u.d.T. «Contrafayt Kreuterbuch» (2 Tle., Straßb. 1532–37); Linné nannte ihn deshalb den «Vater der Botanik».

Brunft, Brunst, Brunstzeit, die Begattung und Begattungszeit beim Elen-, Edel-, Dam-, Reh-, Gemswild und Steinbock. Sucht der Hirsch zu dieser Zeit das weibliche Wild (Tier) auf, so «tritt er auf die B.». Die B. fällt gewöhnlich in den Januar beim Steinbock, in den August beim Rehwild, in den September bei Elen- und Edelwild, in den Oktober bei Damwild, in den November bei der Gemse. Nach der B. ist das Wild «abgebrunftet». B. wird seltener auch vom Schwarzwild gesagt. Beim Bären wird dieselbe Zeit Bärzeit genannt, sie fällt in den Mai und währt etwa einen Monat.

Brunftacker (Jägerspr.), das auf Brunftplätzen für das Wild bestellte Ackerland.

Brunftfleck (Jägerspr.), s. Brand.

Brunftrute (Jägerspr.), männliches Zeugungsglied des Wildes, das auf die Brunft (s. d.) tritt.

Brunftzeit, s. Brunft.

Brünhild, der 123. Planetoid.

Brünhild, s. Brunhilde.

Brunhilde (Brunehilde), Tochter des westgot. Königs Athanagild, 567 vermählt mit König Sigibert von Austrasien (Metz). Als ihre Schwester Galsuintha (s. d.) von ihrem Gemahl König Chilperich I. von Neustrien (Paris und Soissons) um der Buhlerin Fredegunde (s. d.) willen ermordet worden war, empfing sie nach dem Spruch eines fränk. Gerichts als Buße mehrere Städte. 575 ließ Fredegunde den König Sigibert ermorden, B. aber wurde von Chilperich als Gefangene gehalten. Nun begann sie einen leidenschaftlichen Kampf gegen Fredegunde. Zuerst gewann sie 576 Chilperichs eigenen Sohn Merovech zum Beschützer und Gemahl, und als dieser von seinem Vater 577 in den Tod getrieben war, erlangte sie in Austrasien die Herrschaft im Namen ihres Sohnes und nach dessen Tode 596 im Namen ihrer Enkel und endlich ihrer Urenkel. Von 585 bis 613 herrschte sie von Metz aus über Austrasien und zeitweise auch über Burgund mit solcher Kraft, daß sie Jahrhunderte im Gedächtnis des Volks lebte. Sie mußte dabei beständig mit den gewaltthätigen Großen kämpfen, denen sie endlich 613 erlag. Fredegundens Sohn Chlothar II. kam den Großen zu Hilfe, B.s Heer löste sich auf, sie selbst wurde gefangen und zu Tode gemartert. B. war damals über 60 J. alt. Die gegen sie er-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 620.