Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

633

Brustangst - Brüste

diese Stelle einnehmen und so die Mittellinie zum Busen vertiefen. Eine ganz besondere Wichtigkeit erlangen Bau und Entwicklung der B. für die Erhaltung und Förderung des Wohlbefindens, insofern nur bei einem gut gebauten und gehörig beweglichen Brustkasten der Atmungsprozeß, die wesentlichste Grundbedingung des Lebens, in normaler Weise von statten gehen kann (s. Atmung).

Brustangst, s. Angst.

Brustatmen, s. Atmung.

Brustbein, s. Brust.

Brustbeklemmung, s. Asthma.

Brustbeule beim Pferd, Geschwulst an der vordern Brüstfläche, hervorgerufen durch schlecht passende Geschirre.

Brustbild, s. Bildnis.

Brustbild Bolivars, Orden der Republik Venezuela, gestiftet 12. Febr. 1825 durch den Kongreß zu Peru zu Ehren des Diktators Simon Bolivar (s. d.), erneuert 9. März 1854 durch den Präsidenten Monagas von Venezuela, besteht aus einer Medaille, die auf der einen Seite das Brustbild mit dem Namen "Simon Bolivar", auf der andern das Wappen der Republik Venezuela zeigt und wird an einem himmelblauen Bande auf der linken Brust getragen.

Brustblattgeschirr, s. Anschirren.

Brustbräune, Brustklemme, Herzbräune oder Stenokardie (Angina pectoris), nennt man einen eigentümlichen Nervenzufall, wobei den Kranken plötzlich unter heftigster Beklemmung das Gefühl befällt, als gehe ihm der Atem aus und er müsse sterben. Oft sind dabei intensive Schmerzen vorhanden in der Herzgegend oder auch in der linken Schulter und dem linken Arm. Derartige Anfälle pflegen anfangs nur selten, besonders beim Gehen, einzutreten und schnell wieder zu verschwinden; später kommen sie häufiger und dauern länger. Gewöhnlich sind sie dann ein Zeichen organischer Herzkrankheiten, namentlich von Verknöcherungen an den Klappen oder Kranzarterien des Herzens. Die Behandlung ist, wie bei Herzübeln, hauptsächlich diätetisch. Während der Anfälle leisten warme Fußbäder, der Gebrauch des Nitroglycerins, ebenso die narkotischen Mittel, die Einatmung von Amylnitrit, Essig- oder Schwefeläther sowie die Anwendung des galvanischen Stroms gute Dienste.

Brustbruch, s. Bruch (S. 595a).

Brustdrüse, soviel wie Thymusdrüse (s. d.).

Brustdrüsenfistel, s. Brüste.

Brüste (Mammae) heißen die beiden bei dem Menschen und einigen Säugetieren (wie Affen, Fledermäusen u. s. w.) auf der Brust, bei den übrigen Säugetieren am Unterleib befindlichen Milchabsonderungsorgane, die Milchdrüsen, die sich nur bei dem weiblichen Geschlecht in den Jahren der Mannbarkeit vollkommen ausbilden, beim Manne unentwickelt bleiben. Sie bestehen aus einer Menge in Bündeln oder Läppchen vereinigter kleiner, länglich-runder Drüsenbläschen, von welchen aus enge Kanäle, die sich allmählich zu 15-24 Stämmen vereinigen und Milchgänge oder Milchkanälchen genannt werden, nach der Mitte der Drüse erheben. Dort erweitern sich dieselben zu den sog. Milchbehältern und münden sodann mittels feiner Öffnungen in die Brustwarze oder Zitze (Papilla mammalis), welche sich durch ihre bräunliche Farbe auszeichnet, ein runzliges Ansehen hat und durch das Säugen eine cylinderartige Gestalt annimmt. Den kreisrunden, 4-5 cm breiten, bald bräunlichen, bald rötlichen Fleck um die Warze herum, welcher mit einer Masse kleiner, eine Fettigkeit absondernder Hautdrüsen versehen ist, nennt man den Warzenhof (Areola). Beide Milchdrüsen liegen auf dem großen Brustmuskel, sind von vielem Fett und zarter Haut umgeben und bilden so, besonders bei gesunden Frauen und Jungfrauen, zwei Halbkugeln auf der Brust, zwischen denen sich eine Vertiefung, der Busen (Sinus), befindet. Die Bestimmung der Brustdrüsen ist Absonderung von Milch für das neugeborene Kind, welches dieselbe aus der Warze, worin sich die Milchkanäle enden, einsaugt. In demselben Grade, wie sie gegen Ende der Schwangerschaft und nach der Entbindung aufschwellen, nehmen sie nach Ablauf der Säugezeit wieder ab und verlieren mit den vorrückenden Jahren ihre Fülle. Die Pflege der B. ist sehr wichtig für die Gesundheit des Weibes, wird aber häufig sehr vernachlässigt. Oft wird durch Entblößung dieser Teile Erkältung herbeigeführt. Durch allzu geringe Bewegung des Körpers, besonders der Oberarme, werden die B. schlaff und herabhängend. Durch Druck, wie bei zu engen Miedern und Korsetten, wird die Ausbildung der Milchdrüsen und das Hervortreten der Brustwarzen gehindert, wodurch oft später dem Kinde das Saugen erschwert oder gar unmöglich gemacht und das schmerzhafte Wundwerden oder Durchsaugen der Brustwarzen begünstigt wird.

Die hauptsächlichsten Krankheiten, welche die Brustdrüsen betreffen, sind fehlerhafte Milchabsonderung, Milchgeschwülste oder Milchknoten (d.h. Entzündung und Verhärtung infolge des Stillungsgeschäfts) und andere Entzündungen und Verhärtungen derselben, besonders sehr häufig der Krebs (s. Brustkrebs). Der Eintritt der Milchabsonderung ist häufig von leichtern Fiebererscheinungen begleitet (s. Milchfieber). Die Entzündungen der Brustdrüse (Mastitis), welche zumeist bei stillenden Frauen durch Zurückhaltung der Milch in den Milchgängen oder durch Quetschung der Brust entstehen oder von einer Schrunde der Brustwarze (sog. wunden Brustwarze) ihren Ausgang nehmen, verursachen verschiedene Symptome, je nachdem sie die Substanz der Drüse selbst oder das auf und unter ihr liegende Zellgewebe betreffen. Im Anfang zeigt sich meist eine örtliche, gegen Druck sehr empfindliche Anschwellung, die darüber liegende Haut fühlt sich stark gespannt und heiß an, die Bewegungen des Arms werden infolge der Schwellung der Achseldrüsen schmerzhaft und unter Eintritt von Fieber, Appetitlosigkeit und heftigen bohrenden Schmerzen beginnt die Absceßbildung, infolge deren der Knoten eine weichere, deutlich fluktuierende Beschaffenheit annimmt. Endlich erfolgt der Durchbruch des Eiters nach außen: auch kann sich derselbe in einen Milchgang ergießen und eine sog. Milchfistel oder Brustdrüsenfistel (Fistula mammae) bilden, wobei sich aus der entstandenen Fistel Milch mit Eiter gemischt entleert; in der Regel sind jedoch die spontan gebildeten Öffnungen sehr klein und verkleben sehr leicht wieder, sodaß es zu wiederholter Eiterverhaltung kommt und bisweilen der größte Teil der Brustdrüse zerstört wird. Es ist deshalb vor allem nötig, dem Eiter frühzeitig durch einen Einschnitt freien Abfluß zu verschaffen, die Wunde durch eingelegte Drainageröhren offen zu erhalten und unter Umständen reinigende und antiseptische Einspritzungen in die Absceßhöhle vorzunehmen.