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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Buffo; Buffon; Buffone; Bufleben; Bufo; Bufoniten; Bug

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Buffo - Bug (Schiffsteil)

Buffo, Buffone (frz. Bouffon), heißt der komische Sänger in der ital. Oper (von buffa., d. i. Posse). Da buffo auch Windstoß bedeutet, so leitet man die Anwendung dieses Ausdrucks auf den Komiker davon ab, daß es ein beliebter Schwank der alten Possenreißer war, die Backen aufzublasen, wenn sie Ohrfeigen bekommen sollten, und dann die Luft mit einem Geräusche auszustoßen, was ital. mit buffare bezeichnet wird. Man unterscheidet B. cantate und B. comico. Der erstere muß ein guter Sänger sein, der letztere mit einer leidlichen Stimme gute Begabung für komisches Spiel verbinden. Ihm ist dann auch manche Übertreibung, mancher ausgelassene Spaß (lazzo) erlaubt. Die Stimme des B. ist meist Baß, selten Tenor. Der Name B. ist auch in der franz. und deutschen Oper gebräuchlich geworden.

Buffon (spr. büffóng), George Louis Leclerc, Graf von, Naturforscher, geb. 7. Sept. 1707 zu Montbard in Bourgogne, erhielt von seinem Vater, Benjamin Leclerc, welcher Parlamentsrat zu Dijon war, eine sorgfältige Erziehung, durchreiste sodann mit dem jungen Herzog von Kingston Frankreich und Italien, und begab sich hierauf nach England, wo er Newtons "Theorie der Fluktionen" und Hales' "Statik der Gewächse" übersetzte. Diese Übersetzungen und mehrere selbständige Abhandlungen mathem. Inhalts veranlaßten 1733 seine Ernennung zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften; 1730 wurde er zum Intendanten des königl. Gartens ernannt, seit welcher Zeit sich seine Thätigkeit vorzugsweise auf die Naturgeschichte richtete. Während der mit ihm im gleichen Jahre geborene Linné den Ausbau der formellen Seite der Wissenschaft, der Systematik und Klassifikation, sich zur Aufgabe stellte, faßte B. den Gedanken, dem strengen methodischen Gange gegenüber die Naturbeschreibung, die Schilderung des äußern Erscheinens, der Lebensgewohnheiten und Eigentümlichkeiten der Tiere in den Vordergrund zu stellen und dadurch zugleich das Interesse aller Gebildeten zu gewinnen. Sein Plan war demgemäß, alle einzelnen Erfahrungen aus dem Gesamtgebiete der Naturforschung zu sammeln und sich ihrer zum Aufbau eines allgemeinen Systems der Natur zu bedienen. Doch zur Ausführung fehlte ihm sowohl gründliches Wissen als Geduld zur mühsamen Forschung. Begabt mit lebhafter Einbildungskraft und geneigt, sich durch glänzende Hypothesen aus Zweifeln zu ziehen, vermochte er nicht, die streng wissenschaftliche Methode der Linnéschen Schule sich anzueignen. Ein wesentliches Verdienst B.s besteht darin, daß er der Vermengung der positiven Theologie und der Naturwissenschaften ein Ende bereitete. Auch für das Ausland blieb dieses Bestreben nicht ohne Nachwirkung.

Vom wissenschaftlichen Gesichtspunkte aus betrachtet, sind die Werke B.s jetzt von geringer Bedeutung, während sie noch immer als Muster eines oratorischen Stils gelten. Seine philos. Versuche zur Deutung von Naturerscheinungen fanden schon an Condillac einen scharfen Gegner und können, wie z. B. die im glänzendsten Stile geschriebene Theorie der Erde ("Epochen der Natur"), nur noch durch die poet. Auffassung der Natur anziehen. Die Beobachtungen über Sitten der Tiere sind von ihm selbst nicht gemacht, aber geistreich verarbeitet, wenn auch keineswegs mit der nötigen Kritik und unter den jetzt allein geltenden physiol. Gesichtspunkten. Von wissenschaftlichem Werte sind nur noch die systematischen und anatom. Arbeiten Daubentons, des Kollegen B.s, der an der Naturgeschichte der Säugetiere hervorragenden Anteil nahm. Der unbedeutendste Teil der Werke B.s ist der mineralogische. Die "Naturgeschichte der Tiere" umfaßt die Säugetiere, Vögel und den größten Teil der Fische; sie begann 1749 (3 Bde.) und schloß 1783 mit dem 24. Bande. In dieser Zahl sind jedoch auch die Versuche über Geogenie, eine Anthropologie u. s. w. inbegriffen. B.s Werke wurden sehr oft, meist u. d. T. "Histoire naturelle, générale et particulière" (am besten, 36 Bde., Par. 1749-88; von Lamouroux und Desmarest, 40 Bde. 1824-32; von Flourens, 12 Bde., ebd. 1802) aufgelegt. Übersetzungen und Auszüge giebt es in den meisten Sprachen Europas. Was Lesson als "Complément des œvres de B., ou histoire naturelle des animaux rares découverts par les voyageurs depuis la mort de B." (Par. 1829) herausgegeben, besonders aber die in Paris seit 1837 erschienenen wichtigen und bändereichen "Suites à B." haben mit B.s Schöpfungen nur den Namen gemein und sind rein systematische Werke. B. starb 16. April 1788 zu Paris, nachdem er von Ludwig XV. in den Grafenstand erhoben, von Ludwig XVI. sogar bei Lebzeiten mit einer Büste beehrt worden war, die mit der Inschrift "Majestati naturae par ingenium" am Eingange des königl. Naturalienkabinetts aufgestellt wurde. B.s "Correspondance" (2 Bde., Par. 1860) sowie das Werk: "B., sa famille, ses collaborateurs et ses familiers" (ebd. 1863) hat sein Urenkel, Henri de B., veröffentlicht. - Vgl. Lebasteur, Buffon (in der "Collection des classiques populaires", Par. 1889).

Buffone, s. Buffo.

Bufleben, Dorf im Landratsamt Gotha des Herzogtums Sachsen-Gotha, an den Linien Gotha-Leinefelde und Gotha-Ballstädt sowie an der Nebenlinie B.-Großenbehringen (17,3 km Dampfstraßenbahn) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 610 E. Im April 1828 wurde nach zweijährigen Bohrversuchen durch Glenk in 205 m Tiefe ein 14 m mächtiges Steinsalzlager aufgeschlossen mit einer Sole von 28 Proz. Salz, die in der nahen Saline Ernst-Hall versotten wird. Jährlich werden etwa 4250 t Salz, darunter 3000 t Speisesalz, erzeugt.

Bufo (lat.), Kröte.

Bufoniten, Übersetzung einer Volksbezeichnung (Krötensteine) für verschiedene Fossilien und Gebilde: bestimmte Muscheln (aus den Gattungen Productus und Strophomena) im Zechstein und Mergel; Fischzähne, die durch den Glanz ihrer Schmelzoberfläche auffallen, besonders von Placoïden; Echinodermen; Blöcke von Gabbro mit warziger, fleckiger Oberfläche.

Bug, bei Säugetieren, besonders bei Pferden, die Gegend des Schultergelenks; in der Jägersprache ist B. soviel wie Blatt (s. d.).

Bug, der vordere bauchige Teil eines Schiffs. Man unterscheidet die beiden Hälften desselben als Steuerbord- und Backbordbug oder, nach der Richtung des Windes, als Luv- und Leebug. Ein Schiff segelt oder dreht bei über Steuerbord- oder Backbordbug, wenn die Rahen an dieser Seite angebraßt sind, d. h. wenn der Wind von der entgegengesetzten Seite kommt. Der schräg vom B. nach vorn liegende Mast wird Bugspriet (s. d.) genannt; kleinere Fahrzeuge haben statt desselben nur einen Klüverbaum (s. d.).