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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Burgscheidungen; Burg-Schlitz; Burgschmiet; Burgsdorf; Burgstädt; Burgstall; Bürgstein

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Burgscheidungen - Bürgstein

allen Rechten gleichmäßig geordnet. Der Bürge wird frei, wenn der Hauptschuldner die Schuld tilgt. Auch sonst stehen ihm die Einreden des Hauptschuldners zu, ausgenommen wenn er sich, um den Gläubiger gegen jene Einreden sicher zu stellen oder in der Absicht zu schenken, verbürgt hat. An eigenen Rechtswohlthaten hat der Bürge das beneficium excussionis (Rechtswohlthat der Vorausklage), indem er fordern darf, daß sich der Gläubiger zunächst an den Hauptschuldner hält, es sei denn, daß dessen Zahlungsunfähigkeit vorliegt oder der Hauptschuldner sich im Auslande aufhält u. s. w. Mehrere Mitbürgen haften an sich, ein jeder auf das Ganze. Doch hat der einzelne, wenn er auf das Ganze belangt wird, nach gemeinem und franz., nicht aber nach preuß., sächs. und nach österr. Recht, das Recht, Teilung zu fordern (beneficium divisionis). Diese Rechtswohlthaten sind ausgeschlossen, wenn die B. ein Handelsgeschäft war (Handelsgesetzbuch §. 281), und auch nach Handelsrecht haftet der Schadlosbürge nur für den Ausfall. Der Bürge, welcher zahlt, hat in der Regel, namentlich wenn er nicht schenkungsweise gebürgt hat, gegen den Hauptschuldner den Anspruch auf Erstattung und, wenn der Bürge dem Gläubiger verurteilt ist, oder der Schuldner die Befriedigung des Gläubigers verzögert, auf Befreiung von der B. Der Bürge kann aber auch, wenn er erfüllt, Abtretung der Rechte des Gläubigers, wie sie diesem gegen den Schuldner und gegen die Mitbürgen zustehen, fordern (beneficium cedendarum actionum). Und er kann Erfüllung weigern, wenn der Gläubiger zufolge seines Verschuldens ihm solche Rechte nicht abtreten kann.

Burgscheidungen, Dorf im Kreis Querfurt des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, an der Unstrut, gegenüber Kirchscheidungen, hat (1890) 227 evang. E., ein gräfl. Schulenburgsches Rittergut mit Schloß im Rokokostil. Hier stand die 540 zerstörte Hauptstadt der Thüringer, Scheidingen, und eine Irmensäule.

Burg-Schlitz, Schlosser Grafen von Bassewitz, im Amt Stavenhagen des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin, 8 km südwestlich von Teterow, unweit des Malchiner Sees, 1806 auf einer Anhöhe erbaut, mit weiter Umschau vom Turme, umgeben von herrlichem Park und schönen Buchenwaldungen. Nahebei ein 13 m hohes Denkmal des Fürsten Blücher.

Burgschmiet, Jak. Daniel, Bildgießer, geb. 11. Okt. 1796 zu Nürnberg, war erst Drechsler, ging dann an der Nürnberger Kunstschule zur Kunst über und war 1822-24 neben Rotermundt und Bandel an der Restauration des Schönen Brunnens, sodann am Hauptaltar der Jakobskirche beschäftigt. 1826 fertigte er in Stein das Standbild Melanchthons vor dem Gymnasium, 1834 für den Dom zu Bamberg das bronzene Grabdenkmal des Fürstbischofs von Fechenbach. Seit er sich zu Paris bei Crossatière in seiner Kunst vervollkommnet hatte, beschäftigte er sich mehr mit dem Guß. Aus seiner Hütte gingen hervor das von Rauch modellierte Denkmal für Albrecht Dürer in Nürnberg (1840), das von Hähnel modellierte Standbild Beethovens in Bonn (1849), die kolossale Statue Kaiser Karls IV. von demselben in Prag (1851), die Luther-Statue für Möhra nach Ferdinand Müller (1858), das von den Gebrüdern Max modellierte Denkmal Radetzkys in Prag (1861). Erstarb 7. März 1858 in Nürnberg.

Burgsdorf, Friedr. Aug. Ludw. von, Forstmann, geb. 23. März 1747 zu Leipzig, trat jung in franz. Kriegsdienste, mußte aber, als er den Neffen des Generals Valières beim Spiel tödlich verwundet hatte, flüchten, kam 1762 nach Georgenthal in Thüringen, um sich für den Forstdienst auszubilden, wurde 1764 Jagdpage am gothaischen Hofe und bereiste von 1767 an Deutschland, England, Holland und Frankreich. Nach seiner Rückkehr hörte er forstbotan. Vorlesungen bei Gleditsch in Berlin, kaufte 1777 eine Forstsekretärstelle, mit der die Verwaltung des Tegeler Forstreviers bei Berlin verbunden war, legte ausgedehnte Pflanzungen an, richtete einen Samenhandel ein und betrieb namentlich die Einführung fremder Holzarten. 1787 wurde er von Friedrich Wilhelm II. mit dem Unterricht der Jagdpagen und der Herausgabe eines Forsthandbuchs beauftragt. Als Direktor der Forstakademie in Berlin und Geh. Forstrat hielt er nun stark besuchte öffentliche Vorlesungen. Er starb 18. Juni 1802 in Berlin. B. beherrschte namentlich die Gebiete der Pflanzenerziehung und der Waldkultur. Er schrieb: "Beiträge zur Erweiterung der Forstwissenschaft" (Berl. 1780), "Versuch einer vollständigen Geschichte vorzüglicher Holzarten in systematischen Abhandlungen", ein zwar zu weitläufig angelegtes, aber epochemachendes Werk, es erschienen nur zwei Teile: "Die Buche" (Berl. 1783) und "Die einheimischen und fremden Eichenarten" (2 Bde., ebd. 1787, 1800). Sein Hauptwerk ist das "Forsthandbuch": 1. Tl.: "Allgemeiner theoretisch-praktischer Lehrbegriff sämtlicher Försterwissenschaften" (Berl. 1788; 3. Aufl. 1800); 2. Tl.: "Allgemeiner theoretisch-praktischer Lehrbegriff der höhern Forstwissenschaften" (ebd. 1796; 3. Aufl. 1805), als Beilage zum 1. Tl.: "Einleitung in die Dendrologie" (ebd. 1800; 2. Aufl. 1805).

Burgstädt, Stadt in der Amtshauptmannschaft Rochlitz der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, 14 km von Chemnitz, 17 km von Rochlitz, in etwa 300 m Höhe, an einem kleinen, rechten Zuflusse der Mulde und an der Linie Leipzig-Kieritzsch-Chemnitz der Sächs. Staatsbahnen, hat (1890) 6693 (3173 männl., 3520 weibl.) E., Post erster Klasse, Telegraph, Fernsprechverbindung mit Chemnitz, Amtsgericht (Landgericht Chemnitz); bedeutende Fabrikation von Handschuhen und Strumpfwaren. 2 km entfernt der Taurastein (347 m) mit dem Wettinturme (30 m). B. wurde 1600 zur Stadt erhoben. Hier wurde 1750 die erste Kattunfabrik, 1787 die erste Seidenweberei in Sachsen errichtet, 1881 die ersten Sparkarten in Deutschland ausgegeben.

Burgstall, s. Burg (S. 752 a). In der Jägersprache heißt B. oder Grimmen eine inmitten der Hirschfährte hervorragende kleine, gewölbte, der Länge nach ausgedehnte Erhabenheit, der Abdruck der Höhlung der Schale (s. d.), der durch das feste Eindrücken der Ballen gebildet wird.

Bürgstein, czech. Pirkštein, Dorf im Gerichtsbezirk Haida der österr. Bezirkshauptmannschaft Böhmisch-Leipa in Böhmen, südöstlich von Haida, hat (1890) 1226, als Gemeinde 2056 deutsche E., Post, Telegraph, Reste der alten schon 1327 urkundlich erwähnten Felsenburg Sloup, genannt "Einsiedlerstein", sowie einen Teil des von Adam Berka 1596 unter dem Sloup errichteten Schlosses, eine prachtvolle neu restaurierte Pfarrkirche mit dem Grabmal des Grafen Maximilian Kinsky (gest. 1756), ein gräflich Kinskysches Schloß mit Allodherrschaft (22,47 qkm), Park, Kapelle mit Gruft, an der das Denkmal des Vertrauten Kaiser Josephs II., des Grafen Philipp Kinsky (gest. 1827) steht, gräflich Kinskysche