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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Büste - Bute

Büste (von dem ital. busto) nennt man in der bildenden Kunst den menschlichen Kopf mit einem Teile der Brust. Die nächste Veranlassung zur Fertigung von B. gaben die schon im frühesten Altertum vorkommenden Hermen (s. d.). Aus der Loslösung des Kopfes von dem Pfeiler entstand die eigentliche B., deren Gebrauch bei den Griechen erst nach der Zeit Alexanders, bei den Römern zur Kaiserzeit in Aufnahme kam. Die Porträtbüsten der Dichter und Philosophen bildeten einen bedeutenden Zweig der Kunst, weil man in Museen und Bibliotheken gern möglichst vollständige Reihen von jenen aufstellte. Viele von ihnen haben sich erhalten. In Rom wurden die Abbildungen von Vorfahren nach den imagines majorum verfertigt, welche nach dem Rechte der Patricier, gewöhnlich in Wachs bossiert und bemalt, in den Nischen des Atriums aufgestellt wurden. Von den röm. Kaisern liegt die Reihe der B. fast vollständig vor, während B. röm. Dichter und Gelehrten in geringer Anzahl erhalten sind. Schon im Altertum gab es Liebhaber, welche B. sammelten, wie den gelehrten Römer M. Terentius Varro, den Pomponius Atticus u. a.

Die Bildung von B. hat nie vollständig aufgehört. Doch sind im Mittelalter Beispiele wie jene der Wohlthäter und Baumeister des Domes zu Prag aus dem 14. Jahrh. selten. Erst die Renaissance nahm den Gedanken wieder auf und schuf überall Werke von großem Kunstwert. Seitdem ist der Kunstzweig in steter Übung geblieben.

Busto-Arsizĭo, Flecken im Kreis Gallarate der ital. Provinz Mailand, 27 km im NW. von Mailand, rechts vom Olona, an der Linie Sesto-Mailand des Mittelmeernetzes und Novara-Seregno der Nordmailänd. Anschlußbahn an das Adriatische Netz, hat (1881) 9291, als Gemeinde 13233 E., Trambahn nach Gallarate und Rho, schöne Marienrundkirche, erbaut von Bramante, mit Altarblatt von G. Ferrari, Weinbau und Kattunweberei.

Bustrophēdón, eine auf ältern griech. Denkmälern häufig, auf lateinischen selten vorkommende Schreibart, die den Übergang bildet von der linksläufigen zur rechtsläufigen Schreibung. Die Zeilen laufen dabei abwechselnd die eine von der Linken zur Rechten, die folgende in entgegengesetzter Richtung, die dritte wieder in derselben Richtung wie die erste u. s. w. Die Benennung bedeutet "furchenförmig", weil die Zeilen so aufeinanderfolgen, wie man beim Pflügen des Ackers die Stiere zu wenden und die Furchen zu ziehen pflegte. Auf diese Weise waren Solons Gesetze im 6. Jahrh. v. Chr. geschrieben.

Bustuarĭi (lat.), Gladiatoren (s. d.), welche an der Leichenbrandstätte kämpften.

Busulūk. 1) Kreis im südöstl. Teil des russ. Gouvernements Samara, hat 25522,9 qkm, 433311 E., darunter 13000 Mordwinen, 8000 Tschuwaschen, 6000 Tataren und über 5000 Baschkiren und Teptjaren, Ackerbau, Vieh- und Bienenzucht.- 2) Kreisstadt im Kreis B., 177 km ostsüdöstlich von Samara, links der Samara und an der Domaschka, unweit der Mündung des B. in die Samara und an der Eisenbahn Samara-Orenburg, hat (1889) 19665 E., 5 Kirchen, 2 Klöster, 1 jüd. Bethaus, 1 Kreisschule, Hafen mit Proviantmagazin, Talgschmelzereien, Gerbereien, Kupferhüttenwerk, Handel mit Vieh, besonders Pferden, und Getreide. Einen besondern Erwerbszweig bildet die Anfertigung von Schafpelzen für die Messe in Nishnij-Nowgorod.

Büsum, Landgemeinde und Kirchdorf im Kreis Norder-Dithmarschen des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, 29 km südwestlich von Tönning, in der äußersten Ecke der Dithmarscher Bucht auf einer ehemaligen Insel, die seit 1585 durch Deiche mit dem Festland in Verbindung steht, und an der Nebenlinie Heide-B. (23,9 km) der Westholstein. Eisenbahn, hat (1890) 1950 E., darunter 40 Altkatholiken, Post, Telegraph, Fischerei, Schiffahrt, Ackerbau und Viehzucht. Das bei dem kleinen Hafen befindliche Seebad (Wattenbad) hat in letzter Zeit bedeutenden Aufschwung genommen.

But (frz., spr. bü), Ziel, Zweck; de but en blanc (spr. bütang blang), gerade heraus, ohne weiteres.

Butāne nennt man die Kohlenwasserstoffe der Äthanreihe (s. Äthane) von der Zusammensetzung C<sub>4</sub>H<sub>10</sub>. Man unterscheidet normales Butan, ^[chem. Formel], und Isobutan oder Trimethylmethan, CH(CH<sub>3</sub>)<sub>3</sub>. Beide Verbindungen sind bei gewöhnlicher Temperatur Gase. Normales Butan findet sich im natürlichen Petroleum.

Buta Palēna, Fluß in Südchile, entspringt östlich der Andenkette, durchbricht dieselbe und mündet in den Golfo de Corcovado. Der Rio B. P., anscheinend eine günstige Wasserader für Ackerbaukolonien, wird jetzt an seinen Ufern besiedelt.

Butaueng, bis 1890 von Finschhafen aus verwaltete Pflanzungsstation der Neuguinea-Compagnie auf Kaiser-Wilhelms-Land am Bubuiflusse, seitdem wie Finschhafen des Fiebers halber aufgegeben.

Bute (spr. bjuht), Grafschaft im westl. Mittelschottland, besteht aus den im Clydebusen gelegenen Inseln B., Arran, Groß-Cumbrae und Inch-marnoch, hat 582,7 qkm und (1891) 18408 E. Die bedeutendste Insel ist Arran (s. d.). Nordöstlich von ihr, durch den schmalen Meeresarm der Kyles of B. von der Grafschaft Argyll getrennt, liegt die Insel B. Diese ist 25 km lang, 8 km breit und bedeckt 291 qkm. Der nördl. Teil ist felsig und kahl und erhebt sich an der Ostseite im Kames-Hill zu 263 m; der mittlere besteht aus niedern Hügeln und fruchtbaren Thälern; der südliche, jenseit der Sandebene Longal-Chorid gelegen, endet mit dem Garroch-Head. Das Klima ist feucht, aber mild und gesund. Gerste, Hafer, weiße Rüben, Kartoffeln und Gemüse werden mit Erfolg gebaut. Das Mineralreich liefert Schiefer- und Quadersteine. Hauptstadt ist Rothesay (s. d.). Die Insel gehört größtenteils dem Marquis of B. Die Insel Inchmarnoch ist unbedeutend, Groß-Cumbrae dagegen hat fruchtbare Thäler, den guten Hafen Millport mit einem besuchten Seebad und einem bischöfl. Priesterseminar. B. ist im Parlament durch 2 Abgeordnete vertreten. - Vgl. Reid, History of the County of B. (Glasgow 1864).

Bute (spr. bjuht), John Stuart, Graf von, brit. Staatsmann aus einer den schott. Königen verwandten Familie, geb. 1713, war 1737-41 einer der gewählten Vertreter der schott. Peers im brit. Oberhause, bekämpfte dabei die ministerielle Politik Walpoles und bot 1745 bei der Erhebung des Prätendenten Karl Eduard der Londoner Regierung seine Dienste an. Er erwarb die Gunst des Prinzen Friedrich von Wales und wurde nach dessen Tode (1751) Oberkammerherr bei seinem Sohne, dem spätern Georg III.; er war dessen nächster Vertrauter und trieb ihn zu den Anschauungen eigener Königspolitik, die er auf dem Throne (1760) sofort bethätigte. B. blieb sein erster Berater, wurde