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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cambridge

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Cambridge (Stadt in Nordamerika) - Cambridge (Adolphus Frederick, Herzog von)

Prüfungen. Die Studenten zerfallen nach ihren Studienzielen in die sog. Poll men (vom griech. polloi, "viele"), welche die gewöhnlichen leichten Prüfungen bestehen, und die bessere Klasse, die Honours-men, welche in drei- bis vierjähriger Studienzeit die schwierigern Tripos-Prüfungen absolvieren. Am Schluß erringen sie nach bestandener Prüfung den Grad eines Bachelor (B. A.). Für jede Prüfung sind die zu studierenden Bücher und Gegenstände genau vorgeschrieben. Die Prüfungen sind fast ausschließlich schriftliche. Unter den Triposes ist der Mathematical Tripos der älteste, der Medieval and Modern Languages Tripos der jüngste. Ein erfolgreiches Examen verleiht nur den Universitätsgrad, nicht aber irgend welche Anwartschaft auf Anstellung im Staatsdienst. Die Bachelors können nach 3 Jahren, ohne weitere Prüfung, gegen gewisse Gebühren den Grad eines Master (meist M. A.) erlangen. Der Doktorgrad wird meist ohne Prüfung nur an ältere Gelehrte verliehen.

Der Einfluß der Universität auf das Land ist sehr bedeutend. Durch die verschiedenen University Local Examinations und die Prüfungen des Oxford and Cambridge Joint Board wird alljährlich eine sehr große Anzahl der höhern Knaben- und Mädchenschulen (auch in manchen Kolonien) geprüft und auf Wunsch von Graduierten der Universität besucht und beurteilt. Es wird dadurch auf die Lehrpläne und Lehrziele eingewirkt. Die Universitätsdruckerei veröffentlicht allmählich eine stattliche Reihe von Büchern für Schulzwecke (Pitt Press Series), welche sofort nach ihrem Erscheinen in Hunderten von Schulen eingeführt werden. Für junge Leute, welche sich später dem Staatsdienst in Indien (Indian Civil Service.) zu widmen gedenken, wird neuerdings durch besondere Vorlesungen gesorgt. Durch die University Extension Lectures wird wissenschaftliche Auffassung der verschiedensten Gegenstände durch besonders befähigte Redner in Cyklen von Vorträgen mit regelmäßig darauf folgender Diskussion und (fakultativer) Schlußprüfung in alle Teile des Landes verbreitet. Durch Anerkennung gewisser Schulen als "affiliated colleges" wird der zur Erlangung eines Grades hier geforderte teure Aufenthalt abgekürzt, indem Studenten aus solchen Anstalten ihre dort verbrachte Studienzeit zum Teil in Anrechnung gebracht und in C. dann nur die letzte Ausbildung gegeben wird. - Vgl. Holl, Cambridgeshire (1882); Babington, Ancient Cambridgeshire (1883); Statutes and Ordinances of the University of C. (Pitt Press, Cambridge 1883); University Reporter (offiziell, wöchentlich); The University Calendar (jährlich im Oktober); Dickens, Dictionary of the University of C. (Lond. 1886); Humphrys Guide to C.; The people's guide to C. (1888); I. W. Clark, C. Brief historical and descriptive notes (Lond. 1890; illustriert); K. Breul, Die Frauencolleges an der Universität C. (in den "Preußischen Jahrbüchern", 1891); N. D. Roberts, Eighteen years of University Extension (Cambridge 1891); I. Baß Mullinger, A hsistory of the University of C. (Lond. 1888); Willis und Clark, The architectural history of the University of C. and of the Colleges of C. (4 Bde., Pitt Press, Cambridge 1886); Ch. Wordsworth, Social Life at the English Universities in the eighteenth century (Lond.1874); R. C. Lehmann, Harry Fludyer at C. (1891).

Cambridge (spr. kehmbridsch), Stadt im County Middlesex des nordamerik. Staates Massachusetts, am Charlesfluß, ist eigentlich eine Vorstadt von Boston (s. d.), mit dem es durch mehrere Brücken in Verbindung steht. Die Stadt, 1630 unter dem Namen Newton gegründet, ist weitläufig angelegt und regelmäßig gebaut, hat schöne, öffentliche Gebäude, Privathäuser mit prächtigen Gärten und (1890) 70028 (1880 erst 52669) E., darunter zahlreiche Irländer. Handel und Industrie sind beträchtlich; hervorzuheben sind Walzwerke, Seifen- und Wagenfabrikation, Zuckerraffinerie. C. ist Sitz der bedeutendsten Bildungsanstalt der Vereinigten Staaten, der Harvard-Universität, die 1636 als Theologenschule gegründet und 1638 nach John Harvard, einem puritanischen Geistlichen, der ihr einen Fonds und Bibliothek vermachte, benannt wurde. Bis 1701 die einzige Universität der englisch-amerik. Kolonien, ist sie seit 1786 auf private Unterstützung angewiesen. 1783 wurde eine Lehranstalt für Mediziner, 1817 eine Rechtsschule errichtet. Seit 1869 ist durch Ch. W. Eliot der Grundsatz der Lernfreiheit durchgeführt. Die Universitätsgebäude sind geschmackvoll gebaut und in Parks gelegen. Die bedeutendsten sind die University Hall aus Granit mit Kapelle, Lesezimmer und Speisesälen, Gore Hall mit der Bibliothek, Divinity Hall, Massachusetts Hall, Holden Chapel und Memorial Hall, ein prächtiger Bau, 94 m lang und 35 m breit, der zu Ehren der im letzten Kriege gefallenen Harvardianer errichtet wurde. 1888/89 betrug die Anzahl der Studenten des eigentlichen College 1180. Die mediz. Schule wurde von 284, die Schule für Jurisprudenz von 212, die theol. Schule von 30, diejenige für Zahnheilkunde von 41, für Tierheilkunde von 20, für polytechnische Wissenschaften von 36 und für Agrikultur von 5 Studenten besucht. Das chem. Laboratorium wurde von 373 und das physikalische von 154 Studenten benutzt. 1893 war die Gesamtzahl der Studierenden 2966. Das Gesamtlehr- und Beamtenpersonal betrug 125. Das Vermögen wird auf 11 bis 12 Mill. Doll. geschätzt; die regelmäßigen Einnahmen betrugen, abgesehen von den Zuwendungen, (1890/91) 966026 Doll., die Ausgaben 950900 Doll. Die Bibliothek, die drittgrößte der Vereinigten Staaten, besaß 395970 Bände. Zu der Universität gehören eine Sternwarte, botan. Garten und Herbarium, das Peabody-Museum für amerik. Archäologie und Ethnographie und das Museum für vergleichende Anatomie mit naturhistor. Sammlungen, und fachwissenschaftlichen Publikationen. Die Universitätsdruckerei ist die älteste der Stadt. - Vgl. Quincy, History of Harvard University (2 Bde., Bost. 1840; 2. Aufl. 1860); Thayer, An historical sketch of Harvard University (Cambridge 1891).

Cambridge (spr. kehmbridsch), Adolphus Frederick,Herzog von, brit. Feldmarschall, der jüngste Sohn Georgs III., geb. 24. Febr. 1774 zu London, trat im Alter von 16 J. in die Armee und besuchte die Universität Göttingen. Im niederländ. Feldzug von 1793 wurde er bei Hondschoten kriegsgefangen, aber bald nachher ausgewechselt. 1798 wurde C. zum Generallieutenant befördert und ging 1801 nach Berlin, um die daselbst beschlossene Besetzung Hannovers zu verhindern, was ihm jedoch nicht gelang. Der Plan, ihn 1803 an die Spitze der bewaffneten Bevölkerung Hannovers zu stellen,hatte ebenso wenig Erfolg, und der Herzog entging der Kapitulation nur, indem er das Kommando dem General Wallmoden überließ. Nach der Wiederbesitznahme und Erhebung Hannovers zum Kö-^[folgende Seite]

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