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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Camphausen; Campher; Camphŏra

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Camphausen (Wilhelm) - Camphora

Gründung eines eigenen Reichskriegsschatzes disponibel wurde, zuflossen, verwendete C. vorzugsweise zur Schuldentilgung und zum Bau von Eisenbahnen. Am 9. Nov. 1873 wurde er nach Roons Rücktritt zum Vicepräsidenten des preuß. Staatsministeriums ernannt und übte als solcher während der längern Beurlaubungen des Fürsten Bismarck einen hervorragenden Einfluß aus.

Die nach der wirtschaftlichen Krisis von 1873 immer mehr Boden gewinnende agrarische und schutzzöllnerische Bewegung richtete ihre Angriffe auch gegen den freihändlerisch gesinnten C., und andererseits beklagte sich Bismarck über C.s Unfruchtbarkeit auf dem Gebiete der Reform und Weiterbildung des Reichsfinanzwesens. Ein von C. 1875 vorgelegtes Tabakssteuerprojekt wies er zurück. Bei Beratung eines neuen Tabakssteuerentwurfes im Reichstage 22. und 23. Febr. 1878 erklärte Bismarck offen das Tabaksmonopol als sein Ideal und betonte, daß er die alleinige Verantwortung für C.s Vorlagen nicht mehr übernehmen könne. Zwar erklärte er sich durch C.s Ausführungen, daß vorerst ein Übergangsstadium zum Monopol notwendig sei, für überzeugt; aber C. fühlte sich durch diese Vorgänge doch bewogen, 27. Febr. seine Entlassung einzureichen, die ihm 23. März gewährt wurde. Im Herrenhaus geriet C. 17. Febr. 1881, als er den von der Regierung vorgeschlagenen Steuererlaß bekämpfte, in eine scharfe Auseinandersetzung mit Bismarck, der ihm vorwarf, in einer Zeit des finanziellen Überflusses zu wenig für die Zukunft gesorgt zu haben. C. verteidigte sich mit dem Hinweis auf sein Tabakssteuerprojekt von 1875. Seitdem ist C. politisch nicht mehr hervorgetreten.

Camphausen, Wilhelm, Geschichts- und Schlachtenmaler, geb. 8. Febr. 1818 zu Düsseldorf, wurde, von Alfred Rethel vorbereitet, 1834 Schüler der Düsseldorfer Akademie und wandte sich bald mit Vorliebe dem Studium der Pferde und des Kriegswesens zu. Schon 1838 trat er mit dem Bilde Gepanzerte Reiter aus dem Gefecht kommend (Städtisches Museum in Köln) an die Öffentlichkeit. Zu den ersten größern Bildern, mit denen er, angeregt durch Lessing, auftrat, gehören: Tilly bei Breitenfeld (1841) und Prinz Eugen bei Belgrad (1843). Darauf machte er Kunstreisen nach Holland, Belgien, der Schweiz und Oberitalien, sowie später durch Deutschland. Nach Düsseldorf zurückgekehrt, malte er: Gottfried von Bouillon bei Askalon (1845), wandte sich dann aber entschieden den eigentlichen Schlachtenbildern, zunächst der Cromwell-Zeit zu. Dahingehören: Cromwellsche Reiter (1846; Nationalgalerie zu Berlin), Transport gefangener Anhänger Cromwells (1847; Neue Pinakothek in München), Erstürmung eines engl. Schlosses durch Cromwellsche Soldaten (1848), Karl Ⅱ. auf der Flucht aus der Schlacht bei Worcester (1849), Cromwells Sieg bei Naseby (Hamburg, Kunsthalle). Seit 1850 malte er auch Ereignisse aus der vaterländischen Geschichte und pflegte insbesondere das histor. Reiterporträt. So malte er die Reiterbildnisse Friedrichs d. Gr., Seydlitz’, Zietens, Schwerins, Leopolds von Dessau, denen dann zu Anfang der sechziger Jahre folgten: Friedrich Ⅱ. und das Dragonerregiment Ansbach-Bayreuth (Offizierskasino zu Pasewalk), Lustiges Jagen bei Roßbach (1860; Nationalgalerie zu Berlin), Blüchers Rheinübergang bei Caub 1814 (1860; Museum zu Breslau), Blüchers Begrüßung mit Wellington bei Belle-Alliance (1862; Museum zu Königsberg), die großen Reiterbildnisse Blüchers und Gneisenaus (Museum zu Magdeburg), Friedrich d. Gr. auf der Potsdamer Wachparade (1863; Schloß zu Berlin) und «Nun danket alle Gott», Choral der preuß. Grenadiere nach der Schlacht bei Leuthen (Besitz des Deutschen Kaisers), Blücher als schwed. Kornett gefangen vor Belling (Eigentum des Deutschen Kaisers). Der Deutsch-Dänische Krieg von 1864 rief ihn auf den Schauplatz des Kampfes, woraus Düppel nach dem Sturm (1867; Berliner Nationalgalerie), Kampf im Innern der Düppelschanze Ⅱ (im Besitz des Kaisers), Übergang nach Alsen (Bremen, Kunsthalle) hervorgingen. Daneben veröffentlichte er das von ihm illustrierte Buch «Ein Maler auf dem Kriegsfelde» (Lpz. 1865) und illustrierte gleichzeitig eine Auswahl von Washington Irvings und von Uhlands Gedichten. Darauf 1866 vom Kronprinzen von Preußen auf den böhm. Kriegsschauplatz berufen, wurde er Augenzeuge der preuß. Siege. Aus den hier gewonnenen Eindrücken entstanden 1868‒69 die Bilder: Eroberung einer österr. Standarte bei Nachod (Besitz des Deutschen Kaisers), Prinz Friedrich Karl auf den Höhen von Chlum mit dem Kronprinzen zusammentreffend, und König Wilhelm bei Königgrätz dem Kronprinzen den Orden pour le mérite überreichend. Im Auftrage des Königs von Preußen führte er hierauf die Reiterporträts Friedrichs d. Gr. und des Großen Kurfürsten aus (königl. Schloß zu Berlin), welchen 1872 das Reiterbild Kaiser Wilhelms (Städtisches Museum zu Köln) folgte. Der Deutsch-Französische Krieg veranlaßte die Gemälde: Napoleon im Granatfeuer bei Sedan, Begegnung des Fürsten Bismarck mit Napoleon, die Fahrt Napoleons zu König Wilhelm bei Sedan, das Reiterbild Kaiser Wilhelms mit der Landschaft von Gravelotte, Kampf des 8. Husarenregiments mit Chevaulegers bei Waterloo 1815, die Erstürmung von Königinhof durch das 1. Garderegiment zu Fuß, schließlich der Einzug des Kaisers Wilhelm in Berlin (1875; Berlin, königl. Schloß-Bildergalerie). Ein großes Wandgemälde in der Ruhmeshalle zu Berlin, darstellend die Huldigung der schles. Stände im Fürstensaale zu Breslau 1741, wurde 1882 vollendet. Des Künstlers Stärke lag in der schlichten und gründlichen Treue seines Vortrags, welcher freilich etwas Illustrationsartiges anhaftete. C., seit 1859 Professor an der Akademie zu Düsseldorf, auch Mitglied der Akademien in Berlin und Wien, starb 16. Juni 1885 in Düsseldorf.

Campher, s. Kampfer.

Camphŏra Nees, Pflanzengattung aus der Familie der Lauraceen (s. d.), deren Arten neuerdings zu Cinnamomum (s. d.) gezogen werden. Sie haben immergrüne, lederartige, ganze Blätter. Es gehört zu dieser Gattung der echte Kampferbaum, C. officinalis Nees (Laurus camphora L.) aus China und Japan, der bei uns in Orangeriehäusern nicht selten kultiviert wird und in Südeuropa (z. B. Provence) im Freien aushält. Es ist ein schöner Baum mit zerrieben nach Kampfer riechenden Blättern, grünlichen Blüten und erbsengroßen, schwarzen Beeren. Sein hartes, weißliches, rotgeadertes Holz liefert den meisten Kampfer und wird in China und Japan zu feinen Gerätschaften und Möbeln verwendet, die den ihm eigentümlichen Kampfergeruch behalten. Außer diesem Baume dienen C. glandulifera Nees in Nepal, C. parthenoxylon Nees auf Sumatra und Java u. a. zur Kampferbereitung. (S. Kampfer.)

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]