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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Canning; Cannizzāro

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Canning (George) - Cannizzaro

Palmerston ihm zugewiesenen Ämtern besonders auszuzeichnen. 1856 berief ihn Palmerston an Lord Dalhousies Stelle zum Generalgouverneur von Indien, und als im Jahre darauf die große Empörung der Sipoys ausbrach, legte C. eine außerordentliche Entschlossenheit an den Tag und trug dadurch viel zur Rettung Indiens für England bei. C. erhielt die Grafenwürde und den Titel eines Vicekönigs von Indien, worauf er sich der fast noch schwierigern Aufgabe widmete, die Wunden des Landes zu heilen und Ordnung in die zerrütteten Finanzen zu bringen. Erst nachdem ihm beides gelungen, kehrte er April 1862 nach England zurück, starb aber schon 17. Juni 1862 ohne Erben, sodaß die Grafenwürde mit ihm erlosch.

Canning (spr. känn-), George, brit. Staatsmann, geb. 11. April 1770 in London, wurde durch Unterstützung eines Oheims in Eton und Oxford herangebildet, studierte dann die Rechte und trat, obgleich durch Herkunft und Neigung sich als Whig fühlend, 1793 als Anhänger Pitts ins Unterhaus ein. Mit seinen ersten Reden hatte er wenig Glück, trotzdem ernannte ihn Pitt schon 1796 zum Unterstaatssekretär des Auswärtigen. C. hielt sich zunächst im Parlament zurück und war dafür um so eifriger mit der Feder thätig in der 1797 von ihm begründeten Zeitschrift "Anti-Jacobin", worin er in Vers und Prosa die Gegner verspottete. Mit Pitt trat er 1801 zurück. In Pitts zweitem Ministerium bekleidete er 1804 - 6 das Schatzmeisteramt für die Flotte und wurde 1807 unter dem ihm verschwägerten Portland neben Castlereagh Minister des Auswärtigen. Durch die mitten im Frieden erfolgende gewaltthätige Bombardierung Kopenhagens (2. bis 5. Sept. 1807) und die Wegnahme der dän. Flotte trieb er Dänemark ganz in die Arme Napoleons, dagegen verstärkte er die antifranz. Partei durch den Vertragsschluß mit der span. Junta 14. Jan. 1809, der die span.Erhebung gegen Napoleon unter engl. Truppenhilfe neu belebte und der Wendepunkt in den Napoleonischen Kriegen wurde. Eine von Castlereagh veranlaßte, kläglich mißglückte Expedition nach Walcheren (Juli 1809) führte zu einem Streit, der mit einem Duell der Minister, C.s leichter Verwundung und beider Rücktritt Sept. 1809 endete. Von dem neuen Torykabinett unter Perceval blieb C. fern. Er unterstützte aber die Kriegspolitik seines Nachfolgers Marquis von Wellesley, weigerte sich jedoch auch unter Liverpool (seit 1812) neben Castlereagh im Amt zu stehen. 1814 - 16 fungierte er als außerordentlicher engl. Bevollmächtigter in Lissabon, und als er 1816 heimkehrte, übernahm er die Präsidentenstelle des Indischen Kontrollamtes. Zwiespalt mit den Genossen über den Prozeß der Königin Karoline veranlaßte ihn für dessen Dauer 1820 England zu verlassen und nach der Heimkehr zum Austritt aus seinem Amte, bis ihm Aug. 1822 Castlereaghs Selbstmord das Ministerium des Auswärtigen und die Führerschaft im Unterhause frei machte. Gegenüber der von den Mächten der Heiligen Allianz vertretenen Interventionspolitik hielt er bei den Revolutionen in Spanien, Italien und Griechenland den Grundsatz der Nichteinmischung aufrecht und that einen diplomat. Gegenzug gegen die Allianzmächte durch die Anerkennung der rebellischen span. Kolonien in Amerika als selbständige Staaten. Nur in Portugal leistete er eine vertragsmäßige Truppenhilfe zur Unterstützung König Johanns VI. gegen seinen aufständischen Sohn Miguel. Nach des Ministerpräsidenten Liverpool Tod übernahm C. 10. April 1827 als erster Schatzlord die Führung, worauf die hochtoryistischen Mitglieder Wellington, Eldon, Peel ausschieden. Durch die Einführung der nach den Preisen sich richtenden "gleitenden Skala" der Getreidezölle leitete C. die spätere Aufhebung derselben ein. Der Londoner Vertrag, der 6. Juli 1827 zum Schutz der von den Türken bedrängten Griechen mit Frankreich und Rußland abgeschlossen wurde, war hauptsächlich C.s Werk. Schwer war der Kampf gegen die alten toryistischen Genossen, die in C. als Anhänger der Katholikenbefreiung, liberaler Handelspolitik und der Gegnerschaft gegen die von der Heiligen Allianz vertretenen Legitimitätsanschauungen einen Abtrünnigen haßten. In diesen Kämpfen und der gehäuften Arbeit ging seine Kraft schnell zu Ende. Die Teilnahme bei seiner Todeskrankheit aber zeigte die Popularität, die er in den letzten Jahren sich erworben. Er starb 8. Aug. 1827 in Chiswick, dem Landsitz des Herzogs von Devonshire, bei London und wurde in der Westminsterabtei beigesetzt. In London wurde ihm ein Bronzestandbild (von Westmacott), in Calcutta ein Reiterstandbild (von Foley) errichtet. Seine Witwe erhielt die Peerswürde. C. war eine durch Geist und Witz gewinnende Persönlichkeit, ein glänzender und schlagfertiger Redner, aber leicht der Spottsucht hingegeben und höchst reizbar. Seine Reden erschienen gesammelt zu London 1825 und in R. Therrys "Speeches of C. with a memoir of his life" (6 Bde., Lond. 1828), seine "Official Correspondence" wurde von Stapleton herausgegeben (2 Bde., ebd. 1887). - Vgl. Bell, Life of George C. (Lond. 1846); Stapleton, The political life of George C. (3 Bde., 2. Aufl., ebd. 1831); ders., C. and his times (ebd. 1859); Pauli in "Aufsätze zur engl. Geschichte" (Lpz. 1869); Hill, Life of George C. (Lond. 1887).

Canning (spr. känn-), Sir Samuel, engl. Ingenieur, geb. 21. Juli 1823 zu Ogbourne, beschäftigte sich früh mit technischen Studien, nahm seit 1852 an der Legung der meisten unterseeischen Telegraphen hervorragenden Anteil. Vor allem zeichnete er sich aus bei den Versuchen, die unterseeische telegr. Verbindung zwischen England und Amerika herzustellen. Als Hauptingenieur der Firma Glaß, Elliott u. Comp. und der Telegraph Construction and Maintenance Company leitete C. die Anfertigung der atlantischen Telegraphen von 1865 und 1866 und vervollkommnete den Legungsapparat sowie die Maschinerie zum Aufwinden des verloren gegangenen Kabels von 1865 aus dem Meeresgrunde.

Canning (spr. känn-), Sir Stratford, engl. Diplomat, s. Stratford de Redcliffe (Viscount).

Cannizzāro, Stanislao, ital. Chemiker, geb. 16. Juli 1826 zu Palermo, studierte daselbst Medizin und Naturwissenschaften, später in Pisa vornehmlich Chemie unter Piria. 1847 wurde er dessen Assistent, 1848 in das sicil. Parlament gewählt. Infolge der polit. Reaktion ging er nach Paris, wurde 1852 Professor in Alessandria, 1855 an der Universität Genua, 1861 in Palermo, 1870 in Rom, 1871 in den Senat des Königreichs Italien berufen. Die Arbeiten C.s sind nicht zahlreich, doch haben die Entdeckung des Benzylalkohols, des Cyanamids und seine Untersuchungen über das Santonin Bedeutung. An der Entwicklung der allgemein chem. Vorstellungen hat er durch scharfe Definition der Begriffe von Atom- und Molekulargewicht (1858),

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