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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Carrageen-Moos

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Carrageen-Moos

Beobachtung der Natur mit der Nachahmung der besten Meister verbinden müsse. Die Zeichnung sollte Raffael, das Kolorit den Venetianern, die Beleuchtung und die Grazie dem Correggio entlehnt werden. Ihre Schule wurde mehr und mehr besucht und alle übrigen derartigen Anstalten der Stadt (die Kunstschulen der Manieristen Fontana, Calvaert u. a.) gingen aus Mangel an Teilnahme ein. Vereint schufen die drei C. die Freskofriese in zwei Sälen des Palastes Fava zu Bologna, 18 Bilder aus der Argonautensage und 12 Bilder nach der Äneide; ferner im Palast Magnani zu Bologna 14 Friesbilder aus der Geschichte des Romulus und Remus; endlich ihr gemeinsames Hauptwerk (1593): die Decken und Kaminbilder in drei Sälen des Palastes Sampieri in Bologna (Geschichten des Herakles, Zeus im Gigantenkampf). – Lodovico behielt in seinen Werken am meisten von Correggio bei; zu voller Selbständigkeit kommt er erst in den Werken seiner Spätzeit. Die meisten und besten seiner Bilder sind in Bologna, z. B. die Madonna auf der Mondsichel mit den Heiligen Hieronymus und Franciscus, die Geburt des Johannes, die Verklärung Christi, die Bekehrung des Paulus (in der Pinakothek); der Kondolenzbesuch der Apostel bei der trauernden Madonna (im Dom). Fresken schuf er im Kloster der Olivetanermönche zu San Michele in Bosco 1592, dann nochmals 1604: die berühmte, aber zerstörte Bilderfolge aus dem Leben des heil. Benedikt und der heil. Cäcilie (gestochen von Giac. Giovannini), dann die reizvollen Engelchöre im Dom zu Piacenza. Berühmte Bilder seiner Hand sind endlich : die Vision des heil. Hyacinthus (im Louvre), die Apostel tragen den Leichnam der Maria zu Grabe, die Apostel finden statt ihrer Rosen im Grabe (in der Galerie zu Piacenza), der heil. Martin (im Dome daselbst). Schon mit C. beginnt die Vorliebe für das Pathos des Schmerzes, von welcher später die vielen Ecce homo und leidenden Marien der Bolognesischen Schule ausgegangen sind. Das letzte Werk Lodovicos ist die Verkündigung der Maria in der Kathedrale zu Bologna. Seit 1609 war er das einzige Haupt der Schule zu Bologna gewesen.

Agostino C., geb. 1558 zu Bologna, wurde zunächst Goldschmied, dann einer der berühmtesten schulebildenden Kupferstecher seiner Zeit. Er war ein Mann von gelehrter Bildung und hielt auch an der neuen Akademie Lehrvorträge. Er starb 22. März 1602 zu Parma. Seine Stiche, die fast farbige Wirkung erreichen, veranschaulichen die Werke von Zeitgenossen (Annibale und Lodovico C., Calvaert, Tibaldi), von ältern Meistern (Correggio, Paolo Veronese, Tintoretto, besonders dessen große Kreuzigung) und eigene Erfindungen, nämlich Darstellungen aus der Bibel, der Mythologie, Liebesscenen, Bildnisse und Ornamente. In der Malerei waren Fontana, Passerotti und Tibaldi seine Lehrer. Von Fresken ist zunächst sein Anteil am Schmucke des Farnese-Palastes in Rom zu erwähnen. Weiter schuf er als sein reifstes Werk die Deckenbilder im Gartenpalast zu Parma. Seine berühmtesten Tafelbilder sind die letzte Kommunion des heil. Hieronymus und die Himmelfahrt der Maria (in der Pinakothek zu Bologna).

Annibale C., Bruder Agostinos, geb. 2. Nov. 1560, wurde der eigentliche Praktiker und Hauptmaler der Akademie, während Agostino mehr der Theoretiker war und Lodovico namentlich technische Studien und Versuche im Dienste der Akademie anstellte. ^[Spaltenwechsel] Sein monumentales Hauptwerk ist der Freskenschmuck der Galerie und eines Nebenzimmers im Farnese-Palast zu Rom (um 1600–1608). Lodovico empfahl für die Arbeit seine Brüder, Agostino schuf einige der schönsten Bilder (den Triumph der Galatea, Aurora umarmt den geraubten Cephalus), wurde aber dann von seinem Bruder verdrängt, der die Bilderfolge allein vollendete. Im kleinern Zimmer sind Geschichten des Hercules geschildert, in der Hauptgalerie die Liebesgeschichten der alten Götter und Göttinnen. Annibales Meisterwerk darin ist der Hochzeitszug des Bacchus und der Ariadne. C. starb 14. oder 15. Juli 1609 in Rom. In seinen Werken fallen die große Auffassung und die kühne sichere Zeichnung auf, wenngleich uns das Verstandesmäßige und Derbe darin oft kühl anmutet. In der Farbe ist er von Correggio abhängig, erreicht aber dessen Weichheit nicht. Haupttafelbilder sind: Der heil. Rochus den Pestkranken Almosen spendend (in der Galerie zu Dresden), Christus und die Samariterin am Brunnen (Hofmuseum in Wien; s. Tafel: Italienische Kunst Ⅶ, Fig. 6), Auferstehung Christi (im Louvre), Diana und Aktäon (in Brüssel). Er schuf auch Sittenbilder und Selbstbildnisse (in Florenz). Bahnbrechend wurde er endlich auch in der Landschaftsmalerei. Als Kupferstecher stach und ätzte er nur eigene Erfindungen, darunter Blätter von hoher Schönheit.

Antonio C., natürlicher Sohn des Agostino C., geb. 1583 zu Venedig, war Schüler seines Vaters und des Annibale, arbeitete in Bologna und in Rom, wo er die Schule der C. aufrecht zu erhalten strebte. Er malte Fresken (z. B. im Quirinal zu Rom), Tafelbilder, wie die Sintflut (im Louvre zu Paris), und starb 1618 in Rom.

Carrageen-Moos (Caragaheen-Moos), auch Wurmmoos, Irländisches Perlmoos, Gallertmoos oder Knorpeltang, besteht vorwiegend aus einer zur Gruppe der Rhodophyceen gehörigen Alge, Chondrus crispus Lyngb. (Sphaerococcus crispus Ag., s. Tafel: Algen Ⅰ, Fig. 10), die im Atlantischen Ocean und in der Nordsee häufig auf Felsen wächst. Der Thallus dieser Pflanze besteht aus wiederholt gabelig verzweigten, meist abgeplatteten Ästen von roter oder violetter Farbe und knorpeliger Beschaffenheit. In kochendem Wasser quillt er zu einer Gallerte auf. Außer der genannten Alge finden sich meist in der in den Handel kommenden Drogue Arten aus der verwandten Gattung Gigartina, besonders Gigartina mammillosa Ag. und Gigartina acicularis Lam., bei welchen die Zweige des Thallus gewöhnlich cylindrisch und nicht abgeplattet sind; ferner kommen in dem C. noch Arten der Gattung Corallina (s. d.), Cladostephus verticillatus Ag. sowie zahlreiche andere Rhodophyceen vor, die einen ähnlichen knorpeligen Thallus wie Chondrus und Gigartina besitzen. Das Carrageen riecht schwach nach Jod und schmeckt ungereinigt widerlich salzig. Es enthält, wie alle Seetange, viel Schleim sowie Jod- und Bromsalze. In süßem Wasser ausgewaschen ist es fast geruch- und geschmacklos. Es wird namentlich an den westl. und nördl. Küsten Irlands gesammelt, über England in den Handel gebracht und teils in Wasser, Milch oder Fleischbrühe abgekocht, teils in Gallertform als reizmilderndes, einhüllendes und zugleich schwach nährendes Mittel bei Hustenreiz und Durchfällen angewendet. Das C. wird auch mehrfach technisch benützt, z. B. in der Buchbinderei zum Mar-^[folgende Seite]

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