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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chalif

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Chalif'

medaner unter Abdulmelik mit wechselndem Glück; der Bruder des C., Mohammed, machte große Fortschritte in Cilicien und Armenien, sowie Musâ ibn Nußeir die Herrschaft des Islam in Afrika befestigte und die Berbern bis an das Ufer des Atlantischen Meers unterwarf. Nach dem Tode des Abdulmelik bestieg den Chalifenthron dessen Sohn Welîd I. (705–715); unter ihm, den die frommen Mohammedaner wegen seines religionswidrigen Lebenswandels verpönten, gelangte das Reich der C. auf den Gipfelpunkt seiner Blüte durch ausgedehnte Eroberungen in Turkestan und Kleinasien; mohammed. Flotten erschienen im Mittelländischen Meer und setzten ihre Krieger in Sardinien, den Balearen und Majorka ans Land; auch die Eroberung Spaniens (711) knüpft sich an die Regierung Welîds, dessen Herrschaft auch für die morgenländ. Kunst durch groß angelegte Moscheebauten denkwürdig ist. – Unter seinem Bruder und Nachfolger Suleimân (715–717) wurde abermals die Eroberung Konstantinopels durch den Bruder des C., Maslama, erfolglos versucht. Sein Nachfolger, Omar II. (717–720), einfach, gerecht und fromm, erregte das Mißvergnügen der Omajjaden durch seine milden Gesinnungen gegen die Aliden; im Gegensatz zu seinen Vorgängern schlug er eine fromme Richtung ein, wofür er von den Pietisten den vier ersten C. gleichgestellt wird; er starb durch Gift. Ihm folgte Jesîd II. (720–724), der Sohn des Abdulmelik, der, Ausschweifungen ergeben, bald starb, während das Reich von Empörungen und Aufständen allerwärts erschüttert war. Seinem Bruder Hischâm (724–743), einem einsichtsvollen Regenten, der, während seine Feldherren gegen die Griechen in Kleinasien und die Türken in Mittelasien fochten, sich angelegentlich mit den innern Angelegenheiten seines Reichs beschäftigte, machte der Alide Seid, Husejns Enkel, das Chalifat streitig. Zwar wurde derselbe überwunden und getötet; allein sehr bald erwuchs Hischâm ein neuer Feind in den Abbasiden. Unter Hischâm wurde den Fortschritten der Araber im Westen durch Karl Martell ein Ziel gesetzt (s. Abd-ar-Rahmân). Welîd II. (743–744) wurde nach einjähriger Herrschaft umgebracht. Nach den kurzen Regierungen Jesîds III. und Ibrahims (744) folgte Merwân II. (744–750). Mit diesem erreichte die Dynastie der Omajjaden in Asien ihr Ende. Sie wurde verdrängt durch die Abbâsiden, die ihre Ansprüche auf das Chalifat darauf gründeten, daß sie mit dem Propheten näher verwandt seien als die Omajjaden. (Vgl. Abbâs.) Sie konnten sich sowohl auf die frommen Elemente des Reichs, denen das religionslose Treiben der Omajjaden ein Greuel war, als auch auf die pers. Bevölkerung stützen. Die Völkerschaften des Chorassan, von ihren Missionaren gewonnen, erklärten sich für sie und pflanzten unter Anführung des Abu Muslim die schwarze Fahne der Abbâsiden auf. Ibrahim, ein Urenkel des Abbâs, das damalige Oberhaupt der Abbâsiden, wurde von den Chorassaniern kräftig unterstützt, sodaß er die Zeit für gekommen erachtete, sich offen anerkennen zu lassen; allein von Merwân II. gefangen genommen, übergab er im Kerker, in welchem er später ermordet wurde, seine Ansprüche auf das Chalifat seinem Bruder Abul-Abbas. Nachdem dieser von den Anhängern der abbâsidischen Sache in Mesopotamien zum C. ausgerufen worden war, erhob dessen Oheim Abdallâh die Waffen gegen Merwan, der auch eine gefährliche Empörung in Syrien zu bekämpfen hatte. In zwei Treffen ↔ überwunden, floh Merwân, von Abdallâh verfolgt, von Land zu Land bis nach Ägypten (756), wo ihn der Tod ereilte. Grausam wütete der Sieger gegen die Mitglieder der omajjadischen Familie; in einem gräßlichen Blutbade mordete er verräterischerweise alle, deren er habhaft werden konnte. Nur wenige entrannen, darunter Abd-ar-Rahmân, der nach Spanien entkam, wo er das unabhängige Chalifat von Cordoba stiftete. (S. Omajjaden.)

Der erste C. der neuen Dynastie, Abul-’Abbâs (750–754), der in Anbar und später in dem von ihm gegründeten Hâschimijja residierte, erhielt wegen seiner Grausamkeit den Namen el-Saffâh, d.h. der Blutvergießer. Sein Bruder und Nachfolger Abû-Dscha’far (754-775), genannt Almansōr, hatte am Beginn seiner Herrschaft alidische Prätendenten sowie seinen eigenen Oheim Abdallâh zu bekämpfen. Er war rücksichtslos in der Wegräumung aller Hindernisse, die sich seiner Macht entgegenstellten oder seinen Argwohn erregten; selbst den Abu Muslim, den ergebensten Freund der abbâsidischen Ansprüche, ließ er meuchlings erdolchen. Die unter seiner Regierung unternommenen Feldzüge in Armenien, Cilicien und Kappadocien wiesen nicht viel Erfolge auf; sehr viel Mühe verursachte die Befestigung der Herrschaft in Nordafrika; erst nach vieljährigen Kämpfen konnte 772 die Ruhe in dieser aufrührerischen Provinz hergestellt werden. Spanien ging für das Chalifat gänzlich verloren. Dagegen begann unter ihm eine neue Blütezeit für Wissenschaft und Litteratur. Bagdad wurde erbaut und 768 zur Residenz erhoben. Unter seinem Sohn und Nachfolger Al-Mahdi (775–785) wurden die im pers. Teile des Reichs entstandenen ketzerischen Sekten (Râwenditen, Zendike), der Betrüger Al-Mukanna’, der sich als Inkarnation der Gottheit ausgab, und andere sektiererische Gaukler energisch verfolgt. Mit Erfolg kämpften seine Heerführer in Kleinasien, und die Bedrohung von Byzanz wurde nur unter den der Kaiserin Irene abgerungenen vorteilhaften Bedingungen aufgegeben. Während dieser Kriege that sich der Prinz Hârûn (al-Raschîd) rühmlich hervor. Al-Hâdî, des vorigen Sohn und Nachfolger (785–786), starb nach kurzer Regierung; während derselben wurde ein alidischer Aufstand in Medina unterdrückt. Ihm folgte sein Bruder Hârûn (786–809), Al-Raschîd, d.h. der Gerechte genannt, der durch Beförderung der Künste, Wissenschaften und überhaupt der Wohlfahrt seines Reichs berühmt ist. Die erfolgreichen Unternehmungen gegen das Byzantinische Reich setzte er als C. fort; der Kaiser Nikephoros I. mußte unter erniedrigenden Bedingungen Frieden schließen. Hinsichtlich der Nachfolge versuchte er das Reich unter seine drei Söhne zu teilen. Mohammed al-Amîn sollte Irak, Arabien, Syrien, Ägypten und Afrika unmittelbar beherrschen, unter ihm Al-Mamûn Persien, Turkestan, Chorassan und den ganzen Osten, und Kâsim Cilicien, Armenien sowie die jenseit der syr. Grenze befindlichen ehemaligen Teile des griech. Reichs und die Küstenländer des Schwarzen Meers. Die jüngern Brüder sollten Amîn im Chalifat folgen. Mohammed al-Amîn (809–813) ließ sich von seinem Wesir bewegen, seinen Sohn zum Nachfolger zu ernennen, wodurch ein Bruderkrieg veranlaßt wurde. Mamûns Feldherr, Tâhir, schlug das Heer des C., nahm Bagdad ein und ließ 813 Amîn töten. Al-Mamûn (813-833) wurde nun als C. anerkannt. Seine Absicht, durch Verheira-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 79.

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