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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chargenpferd; Chargeur; Chargeurs Réunis; Chargieren; Chargiergriff; Charĭbert; Châridschīten; Charilāus

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Chargenpferd - Charilaus

tragen: 1) am Unterarm goldene Tressen wie an den schwed. Aufschlägen der Armee: mit goldener Kaiserkrone darüber (Seeoffiziere), ohne Kaiserkrone (Maschinen- und Torpeder-Ingenieure, Zeug-, Feuerwerks- und Torpedooffiziere sowie Marinesanitätsoffiziere); silberne Tressen (Marinezahlmeister); goldene Tressen wie die an den brandenb. Aufschlägen der Armee Maate, Feldwebel [Doppeltressen] der Matrosendivision); 2) an Hut, Mütze, Mützenband Agraffen, Eichenlaubstickerei mit Kokarde und Kaiserkrone; 3) aus Epauletten und Achselstücken unklarer oder klarer Anker, Doppelanker, Anker mit Zahnrad, Anker mit Torpedo, mit oder ohne Kaiserkrone darüber; 4) auf Achselklappen mit oder ohne Kaiserkrone in gelbem Metall (Deckoffiziere) unklarer Anker (Bootsmann), Anker mit einem Z (Zeugfeldwebel), klarer Anker (Meister), Anker mit gekreuzten Geschützrohren (Feuerwerker), Anker mit Torpedo (Torpeder), Anker mit Zahnrad (Maschinist, Mechaniker, letztere mit T); klarer Anker in weißem Metall (Materialienverwalter), mit zwei gekreuzten Kohlenschaufeln (Feuermeister); 5) auf dem linken Oberärmel ähnliche C. wie die der Deckoffiziere, jedoch mit einzelnen Abweichungen: in gelbem Metall (Feldwebel, Maate, Sergeanten der Matrosendivisionen) und in weißem Metall (Feldwebel, Maate der Werftdivisionen). - In Österreich bestehen die C. aus Borten um Kragen, Aufschlag und Tschako und Sternen vorn am Kragen; erstere sind bei Unteroffizieren aus Wolle, bei Offizieren aus weißem oder gelbem Metall von verschiedener Breite und verschieden gemustert. - In Frankreich tragen die Offiziere je nach dem Range in Anzahl und Form verschiedene goldene Borten am Ärmel und Käppi. - In Rußland sind die Grade der Offiziere an der Form der Achselstücke und an der Anzahl der darauf befindlichen roten Längsstreifen kenntlich. - Die C. in England (Sterne und Kronen) werden auf den Schulterstücken getragen.

Chargenpferd (spr. scharschen-), Truppenpferd zum Dienstgebrauch der Offiziere. In Deutschland erhalten C. nur die Lieutenants der berittenen Waffen und zwar je eins, welches nach fünfjährigem Gebrauch im Dienst Eigentum des betreffenden Offiziers wird. Die höhern Offiziere müssen sich selbst beritten machen.

Chargeur (frz., spr. scharschöhr), im Seerecht, s. Ablader.

Chargeurs Réunis. Compagnie française de navigation à vapeur, 1872 mit einem Kapital von 8 Mill. Frs. gegründet, 1883 vereinigt mit der Société française postale de l’Atlantique, die 1881 mit einem Aktienkapital von 5 Mill. Frs. (später erhöht auf 10 Mill.) gegründet war. Die liquidierende Gesellschaft erhielt für die eingebrachten 7 Schiffe und 3 Mill. Frs. 4½ Mill. Frs. in Aktien, sodaß das Aktienkapital jetzt 12½ Mill. Frs. beträgt. Es werden unterhalten: 1) Wöchentliche Fahrten von Havre nach Brasilien (Pernambuco, Maceio, Bahia, Rio de Janeiro, Santos) für Güter und Zwischendeckspassagiere. 2) Fahrten von Havre via Bordeaux nach dem La-Plata, dreimal monatlich. Zwei dieser Fahrten werden mit Schiffen der franz. Gesellschaft ausgeführt, welche auch Kajütspassagiere befördern. Die dritte Fahrt führt die (engl.) Allan-Line aus. Ein Schiff hat Anschluß an die von den Chargeurs Réunis unterhaltene Parana-Linie (Rosario, San Nicolas, Parana, Corrientes, Assuncion). 3) Fahrten von Havre nach dem Kongo und Westafrika bis Mossamedes; zwei Expeditionen monatlich, von denen eine auf einem Subventionsvertrage mit der Regierung beruht. Die Flotte besteht aus 37 Seeschiffen mit etwa 80000 Brutto-Registertons.

Chargieren (frz., spr. scharsch-, belasten; beauftragen, mit einem Amt bekleiden; angreifen; laden (eine Feuerwaffe); übertreiben. (S. Charge.)

Chargiergriff, Chargierlager, Chargierschritt, Chargierter, Chargieren, Chargierte Rollen, Chargierung, s. Charge.

Charĭbert I., fränk. König aus dem Merowingergeschlecht, erhielt 561 nach dem Tode seines Vaters Chlothar I. Aquitanien und dazu von dem ältern Frankenlande Paris, starb aber schon 567 kinderlos. - C. II., Sohn des 628 gestorbenen Chlothar II., wurde von seinem Bruder Dagobert I. (s. d.), der ihn anfangs verdrängen wollte, mit Aquitanien und dem südl. Frankreich abgefunden, das er als König von Toulouse aus regierte. Nach seinem Tode nahm Dagobert diese Lande wieder an sich. - Vgl. G. Richter, Annalen der deutschen Geschichte im Mittelalter, Abteil. 1 (Halle 1873).

Châridschīten oder Chawâridsch ("die Ausziehenden"), mohammed. Religionspartei, entstand nach der Schlacht bei Siffin, indem 12000 Strenggläubige das Heer des Chalifen Alî ibn Abî-Tâlib verließen, da dieser sein Recht auf das Chalifat einem Schiedsgericht unterwarf. Die C. bildeten fortan eine selbständige Partei im Islam, welche gegenüber dem Hader der aristokratischen Familien die demokratischen Grundsätze der ältern Zeiten auf ihre Fahne schrieben. Sie verwarfen sowohl Ali als auch Mo’âwija, hielten es für Pflicht, Gesetzesübertretern Gehorsam zu versagen, leugneten die ausschließlichen Ansprüche der Koreischiten auf das Chalifat und verlangten, daß dieses aus freier Wahl der Gemeinde hervorgehen und auch durch Nichtaraber, ja selbst durch Sklaven, bekleidet werden könne; der irreligiöse Herrscher aber müsse entfernt werden. Dabei lehrten sie eine düstere Dogmatik und Ethik. Sie zerfielen bald nach ihren Führern in verschiedene Parteien, gegen die die ersten Omajjaden einen grausamen Vernichtungskrieg führten. Die aus diesen Kämpfen versprengten C. fanden Zuflucht in Afrika, wo die freiheitsliebenden Berber sich ihren polit. Ideen willig zeigten; und es gelang, verschiedene Aufstände der C. zu organisieren und Gemeinwesen in ihrem Sinne zu begründen, unter denen die Benî M’sâb in Algerien die châridschitischen Ideen noch heutigentags am besten vertreten. Auch das Imanat von Maskat in Oman (Arabien) beruht auf den Lehren der C. - Vgl. Abu-’l-fath Muhammad asch-Schahrastânî, Religionsparteien und Philosophenschulen, übers. von Haarbrücker, 1. Bd. (Halle 1850); Brünnow, Die C. unter den ersten Omajjaden (Leid. 1884); Masqueray, Livres des Beni Mzab (Algier 1878).

Charilāus, König von Sparta, der nachgeborene Sohn des Spartanerkönigs Polydektes aus dem Hause der Prokliden. In seine Regierungszeit um 820 v. Chr. fällt die Reform der spartan. Verfassung, die Lykurgs Namen trägt, dessen Neffe C. war. In Gemeinschaft mit seinem Mitkönige Archelaus eroberte C. die arkad. Stadt Ägis, verheerte das Gebiet der Argiver und unternahm einen Zug mit seinem ganzen Heere gefangen und von den Tegeaten nur gegen die eidliche Verpflichtung freigegeben, sie nie wieder zu bekriegen.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]