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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cheltenham; Chelva; Chelydorea; Chelydorĕa; Chelys fimbriāta; Chem; Chemiatrĭker; Chemie

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Cheltenham - Chemie

zu Wasser durch die Winnisimmetfähre verbunden; dies ist die älteste, schon 1631 errichtete Fähre der Vereinigten Staaten. Die Stadt hat schöne öffentliche Gebäude, darunter das Stadthaus, ein Marinehospital und eine Academy of music. Die Bewohner haben ihre Geschäfte zum großen Teil in Boston, doch befinden sich hier mehrere industrielle Anlagen, namentlich Fabriken von Gummiwaren.

Cheltenham (spr. tschellt’nämm), Parlamentsborough und besuchter Badeort in der engl. Grafschaft Gloucester, 13 km von Gloucester, am Chelt und an zwei Bahnlinien, in einer fruchtbaren Ebene und durch die Cotswoldhügel gegen Nordostwinde geschützt, regelmäßig und schön gebaut, 1750 noch ein Dorf, hatte 1801 erst 3076, 1881 bereits 43972 und 1891 42914 E. Die Stadt besitzt ein Lehrerseminar, eins der besten Ladies’ Colleges in England, ein Proprietary College, Kunstschule, Krankenhaus und zahlreiche milde Stiftungen. Die Quellen, 1716 entdeckt und denen von Spaa ähnlich, enthalten Kochsalz, Schwefel, Eisen und Kalk. Ihre Temperatur, 4‒7,5° C., wird zum Baden auf 22° erwärmt. Sie werden vornehmlich gegen Magen- und Leberleiden und andere durch Tropenklima (Indien) verursachte Krankheiten angewandt.

Chelva (spr. tschelwa), Bezirksstadt in der span. Provinz Valencia, an einem Zuflüsse des Guadalaviar, hat (1887) 4898 E., Post und Telegraph, Reste einer röm. Wasserleitung, Seidenzucht, Oliven- und Weinbau.

Chelydorĕa, Gebirge in Achäa (s. d.).

Chelys fimbriāta, s. Matamata.

Chem, auch Min, altägypt. Gott, welcher zu Chemmis, dem heutigen Achmim (s. d.), als Lokalgott verehrt wurde, ein meist ithyphallisch und mit zwei hohen Federn auf dem Kopfe dargestellter Gott, welcher von den Griechen mit dem Pan verglichen wurde. Verschieden davon ist der mendesische bocksgestaltete Pan, der von Herodot genannt wird. Von dem alten Tempel des C. zu Chemmis ist nichts mehr erhalten, doch findet sich in der östlich von Achmim gelegenen Thalwand noch jetzt eine merkwürdige, von einem Könige der 18. Dynastie (um 1400 v. Chr.), Aï, dem C. geweihte Felsengrotte.

Chem., bei zoolog. Namen Abkürzung für Johann Hieronymus Chemnitz (s. d.).

Chemiatrĭker (grch.), s. Iatrochemie.

Chemie, ein Teil der Naturwissenschaften, ist die Lehre von den stofflichen Eigenschaften der Körper und der diese betreffenden Änderungen. Chemische Körper sind physische Körper, die homogen sind, d. h. deren kleinste Teilchen unter gleichen physik. Bedingungen dieselben Eigenschaften haben. Ist in einem Körper der von ihm eingenommene Raum nicht stofflich gleichartig erfüllt, so ist er ein Gemenge so vieler chem. Körper, als verschieden geartete Teilchen in ihm enthalten sind. Ist somit der Begriff «chem. Körper» ein engerer als der physische Körperbegriff, so ist er andererseits wieder ein weiterer, denn alle substantiell gleichartigen physischen Körper bilden nur einen einzigen chem. Körper. Wird ein Körper durch Änderung der physik. Bedingungen, z. B. durch Erwärmen, Elektrisieren u. s. w. in seinen Eigenschaften nur vorübergehend verändert, sodaß bei Wiederherstellung der frühern Umstände seine Teilchen die alten Eigenschaften wieder annehmen, so ist diese Veränderung eine physikalische gewesen. Erhitzt man z. B. ein Stück Gold auf 600°, so erhalten seine Teilchen die Eigenschaft, Licht auszusenden; geht man mit der Temperaturerhöhung bis über 1000° hinauf, so schmilzt es, seine Teilchen nehmen den flüssigen Aggregatzustand an. Die Veränderung ist nur eine physikalische, der Körper bleibt der chem. Körper Gold, denn nach dem Wiederabkühlen werden die Eigenschaften der Teilchen wieder dieselben wie vor dem Erhitzen. Ebenso sind Eis, Wasser und Wasserdampf drei verschiedene physik., aber nur ein chem. Körper. Eine Veränderung jedoch, bei der die Eigenschaften der Teilchen auch nach Wiederherstellung der alten Bedingungen dauernd veränderte sind, die stoffliche Qualität eine andere geworden ist, ist eine chem. Änderung, der Vorgang, der zu dieser stofflichen Änderung führt, ein chemischer Prozeß (s. Chemische Prozesse). Als Wissenschaft vom chem. Prozeß ist die C. ein Teil der Naturlehre. Sie hat als solche die Bedingungen der chem. Änderung, damit auch der Entstehung der chem. Körper zu ergründen, die kausale Abhängigkeit der chem. Prozesse voneinander und von den mit ihnen stets in innigstem Zusammenhange stehenden physik. Veränderungen aufzuklären, die Naturgesetze, die in ihnen zur Erscheinung kamen, aufzufinden. Diese Richtung der C. wird als allgemeine C. und, soweit sie sich mit den gesetzmäßigen Beziehungen zwischen chem. und physik. Eigenschaften der chem. Körper befaßt, als physikalische C. bezeichnet. Da alle chem. Vorgänge als Äußerungen der Affinität (s. d.), einer besondern Kraft, angesehen werden, so kann man die allgemeine C. auch als die Lehre von den Affinitätswirkungen bezeichnen. Eine der Aufgaben der C. ist auch die Beschreibung und die übersichtliche Anordnung der chem. Körper, sie ist in dieser Beziehung ein Teil der beschreibenden oder klassifizierenden Naturwissenschaften und wird dann specielle C. genannt und meist in die anorganische C., die Lehre von den chemisch einfachen Stoffen oder Elementen (s. Chemische Elemente) und ihren sog. mineralischen Verbindungen, und die organische C., die Lehre von den organischen oder Kohlenstoffverbindungen, eingeteilt.

Die specielle und die allgemeine C., die sich nicht unabhängig voneinander behandeln lassen, bilden zusammen die sog. reine C., die im akademischen Vortrage durch Experimente erläutert zu werden pflegt und dann als Experimentalchemie bezeichnet wird. Ihr gegenüber stehen die Disciplinen der angewandten C., bei denen es sich um die Benutzung der chem. Lehren zu praktischen Zwecken oder zur Erklärung anderer Vorgänge handelt. Hierher gehört die analytische C., d. h. die Zusammenstellung der zur chem. Analyse dienenden Methoden; die synthetische C., die Lehre vom künstlichen Aufbau chem. Verbindungen; mineralogische und geologische C., die Kenntnis der Natur und der Bildungsgesetze der Mineralien und Gesteinsarten; Phytochemie, die Lehre von den chem. Bestandteilen der Pflanzen, Zoochemie, die Lehre von den chem. Bestandteilen des Tierkörpers; physiologische C., die Lehre von den chem. Vorgängen im gesunden, pathologische C., die Lehre von den Vorgängen im kranken lebenden pflanzlichen und tierischen, namentlich aber menschlichen Organismus; Agrikulturchemie (s. d.), die Lehre von den chem. Gesetzen des Ackerbaues, pharmaceutische C., die Lehre von der Herstellung von Arzneistoffen. Das große Gebiet der technischen C. enthält in ihren zahlreichen Unterabteilungen (Metallurgie, Farbenchemie, Gärungschemie u. s. w.)

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]