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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chile (Geschichte)

Operationen unternehmen. Zunächst wurde 2. Nov. Pisagua von der Flotte beschossen und dort 9000 Mann gelandet. Mit 7000 Mann rückte General Escala von dort gegen Iquique vor, wo sich die Hauptmacht der vereinigten Heere von Peru und Bolivia unter dem Oberbefehl des Präsidenten Prado befand. Dieser sandte den General Buendia mit 8800 Mann Verbündeten dem chilen. Heere entgegen, und am 19. Nov. griff Buendia das bei San Francisco (Dolores) in befestigter Stellung stehende chilen. Heer an, wurde mit außerordentlichem Verluste zurückgeschlagen und von den Chilenen bis zum Fuße der Cordilleren verfolgt. Das peruan. Heer wurde fast gänzlich vernichtet, die Chilenen hatten nur 1000 Mann Verlust. Nach diesem Siege rückte General Escala mit bedeutenden Verstärkungen weiter gegen Iquique vor und traf 21. Nov. daselbst ein, worauf die dort und im südl. Peru stehenden Truppen der Verbündeten nach Tarapaca abzogen, um sich mit den bei Arica stehenden zu vereinigen, und die chilen. Flotte Iquique in Besitz nahm. Am 27. Nov. bemächtigte sich Escala auch der Stadt Tarapaca, und hiermit war die ganze Provinz Tarapaca in den Besitz der Chilenen gelangt, die sogleich die Ausbeutung der großen, auf 8 Milliarden M. gewerteten Salpeterlager ins Werk setzten. Die Mißerfolge des Heers und der Flotte hatten die Bevölkerung von Peru und Bolivia derart erbittert, daß in beiden Staaten die Präsidenten durch eine revolutionäre Bewegung gestürzt wurden und in Bolivia General Campero, in Peru Piérola ans Ruder gelangten, die den Krieg mit neuem Mut, aber ebenso geringem Erfolg fortsetzten. C. ergänzte zunächst das Heer und dessen Ausrüstung, verstärkte die Flotte und blockierte vom 10. April 1880 ab Callao, den Hafen von Lima; chilen. Kreuzer streiften bis Panama und nahmen für Peru bestimmte Transportschiffe fort. Ihre Hauptoperationen richteten die Chilenen aber gegen Arica, wo das Heer der Verbündeten stand, das jetzt Admiral Montero befehligte. Arica war stark befestigt und gegen Angriffe von der Seeseite durch hochgelegene Forts geschützt; man beschloß deshalb, weiter nördlich an Land zu gehen, und schiffte 24. Febr. 1880 bei Ilo 18000 Mann und 24 Geschütze unter Befehl des Generals Escala aus. Das verbündete Heer ging mit der Hauptmacht von Arica nach Tacna und schob 4000 Mann nach Moquegua vor. Dort trafen 20. März die Vortruppen aufeinander; die Verbündeten zogen sich fast ohne Kampf nach Los Angeles zurück, von wo sie ebenfalls 22. März vertrieben wurden, worauf sie sich in einer Stärke von 12000 Mann in der stark befestigten Stellung auf dem Alto de Tacna festsetzten. Am 25. Mai traf das chilen. Heer in Stärke von 13372 Mann und 50 Geschützen hier ein und erkämpfte am folgenden Tage einen glänzenden Sieg. General Escala besetzte Tacna und sendete eine Division zur Belagerung von Arica, das General Baquedano 7. Juni erstürmte. Der Versuch Piérolas, eine Föderation Perus und Bolivias herzustellen, scheiterte, und Bolivia gab jetzt den Krieg auf.

Die Vereinigten Staaten von Amerika versuchten, den Frieden zu vermitteln; doch wollte sich Peru nicht zu einer Gebietsabtretung verstehen, sondern nur zum Ersatz der Kriegskosten verpflichten. C. beschloß, nunmehr die feindliche Hauptstadt direkt anzugreifen. Am 13. Nov. 1880 gingen 10000 Chilenen von Arica in See und landeten 20. Nov. bei Pisco südlich von Callao; wenige Tage später wurde die Hauptmasse des Heers (20000 Mann) nördlich von Callao ausgeschifft, erstürmte nach heftigem Kampfe Lurin, besiegte das peruan. Heer 12. Jan. 1881 bei Chorillos und 15. Jan. bei Miraflores, und besetzte 17. Jan. Lima und 18. Jan. Callao. Die Chilenen hatten in den beiden letzten Schlachten 5443 Mann verloren und 222 Kanonen, 19 Mitrailleusen und 15000 Gewehre erbeutet. Sie waren Herren des feindlichen Landes und fanden nirgends mehr bewaffneten Widerstand.

Da es bei den zerrütteten Staatsverhältnissen in Peru keine allgemein anerkannte Regierung gab, so mußte der Abschluß des Friedens noch hinausgeschoben und das Land besetzt gehalten werden, bis endlich 20. Okt. 1883 mit dem zum Präsidenten gewählten Iglesias ein Friede geschlossen werden konnte, der 31. März 1884 ratifiziert wurde, und dem sich Bolivia 4. April anschloß. Die Bedingungen waren für die besiegten Staaten sehr hart. Das ganze streitige Gebiet ging an C. über, und zwar trat Bolivia die Provinz Antofagasta ab, Peru die Provinz Tarapaca definitiv, während Tacna und Arica zunächst nur auf 10 Jahre unter chilen. Verwaltung gestellt wurden, nach deren Ablauf die Bevölkerung sich entweder für C. oder für Peru entscheiden und das optierte Land dem andern 10 Mill. Doll. zahlen soll. Ein Grenzstreit mit Argentinien wurde durch den Vertrag mit Buenos-Aires 23. Juli 1881 friedlich beigelegt. Danach sollten in Patagonien die Cordilleren die Grenzlinie bilden, das Feuerland sollte geteilt werden und die Magalhãesstraße in C.s Besitz verbleiben. (Vgl. oben S. 178 b.)

Auf den Präsidenten Santa-Maria, der seit 1881 an der Spitze des Staates gestanden hatte, folgte 18. Sept. 1886 Balmaceda, der sich durch große Fürsorge für den öffentlichen Unterricht, namentlich durch Heranziehung deutscher Lehrkräfte und Förderung der Eisenbahnbauten verdient machte. Ein Budgetkonflikt mit dem Kongreß gab im Jan. 1891 die Veranlassung zu einer Empörung, die bald einen großen Umfang annahm. Der Präsident löste den Kongreß auf, setzte das Budget aus eigener Machtvollkommenheit fest und zeigte sich entschlossen, auf jede Weise seine Stellung zu behaupten, während die Kongreßmitglieder, denen sich der größte Teil der Flotte anschloß, zunächst von den nördlichsten Provinzen Besitz ergriffen, von wo aus sie immer weiter nach dem Süden vordrangen. Im Februar wurde Pisagua erobert, Iquique beschossen und eingenommen und eine selbständige Regierung mit diplomat. Vertretern in Neuyork, Buenos-Aires und Paris eingesetzt. Am 7. März wurden Balmacedas Truppen bei Pozo Almonte geschlagen und kurz darauf 2400 Regierungssoldaten genötigt, auf boliv. Gebiet überzutreten. Dagegen gelang es 23. April dem Torpedoboot Almirante Condell das Admiralschiff der Kongreßpartei, den Blanco Encalada, in der Bai von Caldera in die Luft zu sprengen. Inzwischen hatte Balmaceda ein wahrhaft despotisches Regiment geführt. Der oberste und der Appellationsgerichtshof waren aufgehoben, Militärgerichte eingesetzt und alle politisch Verdächtigen des Landen verwiesen. Endlich kam es in den letzten Tagen des August in unmittelbarer Nähe von Valparaiso zur Entscheidungsschlacht. Die Kongreßpartei hatte nämlich unter der Leitung des frühern preuß. Artilleriehauptmanns Körner ein gut discipliniertes Heer gebildet, das 19. Aug. ein wenig nördlich von Val-^[folgende Seite]

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