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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chinarindenbaum – Chinesenfrage

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Chinarinde'

Vgl. J. Wiesner, Die Rohstoffe des Pflanzenreichs (Lpz. 1873); Kuntze, Cinchona, Arten, Hybriden und Kultur der Chininbäume (ebd. 1878); Flückiger, Die C. in pharmakognostischer Hinsicht dargestellt (Berl. 1883).

Chinarindenbaum, s. Chinarinde.

Chinarot, der rote Farbstoff der Königschinarinde, ein braunrotes Pulver von der Zusammensetzung C28H22O14, das durch schmelzendes Ätzkali in Essigsäure und Protokatechusäure gespalten wird (s. Chinagerbsäure).

Chinasäure, C6H7(OH)4COOH, eine in allen Chinarinden, im Kraute der Heidelbeeren, in den Kaffeebohnen und vielleicht auch in manchen andern Pflanzen vorkommende Säure. In den Chinarinden ist sie meist an Kalk, zum Teil auch an Alkaloide gebunden. Man erhält sie, als Nebenprodukt bei der Bereitung des Chinins, indem man Chinarinde mit verdünnter Schwefelsäure extrahiert und die Alkaloide mit Kalkmilch fällt; aus der filtrierten Lösung scheidet sich beim Eindampfen das Kalksalz der C. aus. Die Säure krystallisiert in rhombischen Prismen, löst sich leicht in Wasser, schmilzt bei 162° und zersetzt sich bei weiterm Erhitzen in Hydrochinon, Brenzkatechin, Benzoesäure, Phenol und andere Produkte. Durch Oxydation liefert sie Chinon. Die C. leitet sich wahrscheinlich vom Hexahydrobenzol, C6H12 ab und wäre dann als Tetraoxyhexahydrobenzolcarbonsäure aufzufassen. Die Salze der C. sind meist gut krystallisierbar.

Chinasilber, s. Alfenide.

Chinastraße, 1873 von J. Moresby entdeckte Meeresstraße an der Südostspitze Neuguineas, zwischen Festland und Louisiaden-Archipel.

Chinatinktūr, Tinctura Chinae, ein weingeistiger Auszug aus zerstoßener Chinarinde. Die zusammengesetzte C., Tinctura Chinae composita, wird unter Zusatz von Pomeranzenschalen, Enzianwurzel und Zimmet bereitet. Beide sind stark bittere, braune Flüssigkeiten, die vorwiegend als magen- und nervenstärkende Mittel Verwendung finden.

Chinawachs, s. Pe-la-tschon und Leuchtzirpen.

Chinawein, Vinum Chinae, ein beliebter Magenwein, war früher offizinell. Das Deutsche Arzneibuch führt ihn nicht mehr. Nach der Pharmacopoea Germanica von 1882 wurde er bereitet durch Ausziehen von Chinarinde mit Xereswein und Zufügung von Glycerin. Dieses Präparat ist indes fast ganz verdrängt von dem in pharmaceutischen Fabriken bereiteten C., die sämtlich nach eigenen Vorschriften arbeiten und teils weiße, rote oder auch span. und griech. Weine zur Herstellung verwenden. Durch Auflösen von löslichen Eisenchininpräparaten in Wein oder C. erhält man den Eisenchinawein oder C. mit Eisen, ein besonders bei Blutarmut viel angewendetes kräftigendes Mittel.

Chinawurzel, s. Smilax.

Chincha Alta (spr. tschintscha), Stadt im peruan. Departamento Ica, nördlich vom untern Rio Chincha, auf dessen rechter Seite wenig oberhalb der Mündung der Hafenort Chincha Baja liegt, zählt (1876) 4814 E. Etwa 30 km im SW. von Chincha Baja die Chincha-Inseln (s. d.).

Chincha-Inseln (spr. tschintscha), drei Inseln an der Küste der südamerik. Republik Peru, vor der Piscobai: Isla del Norte, Isla del Medio und Isla del Sur, zusammen 1620 ha groß und bis 60 m hoch, sind felsig, ohne Vegetation und wurden schon von den alten Peruanern als Fundort ↔ des Guano aufgesucht. Die Ausfuhr begann 1840, wurde dann Monopol der Regierung und in solcher Ausdehnung betrieben, daß sie bis Ende 1867 7175194 t im Werte von 218,69 Mill. Doll. betrug, aber 1874 mit völliger Erschöpfung der Eilande ihr Ende fand. Die C. haben damit jede Bedeutung verloren; andere Guanolager an der peruan. und chilen. Küste wie auf den Lobos-, Macabi- und Guanepe-Inseln sind an ihre Stelle getreten.

Chinchaycocha (spr. tschintschaïkohtscha), Laguna de, s. Mantaro.

Chinchilla (spr. tschintschilja), eine eigentümliche Gruppe südamerik. Nagetiere von hasenartigem Habitus, deren wenige Arten als Viscacha und echte C. unterschieden werden. Die erstern, deren eine Art als Feld-Viscacha (Lagostomus trichodactylus Brookes) die Pampas von Buenos-Aires bis an die Anden bewohnt, wo sie in umfangreichen, selbstgegrabenen Erdhöhlen lebt, während die an der Schneegrenze der Cordilleren von Peru und Bolivia sich findende Hasenmaus oder Berg-Viscacha (Lagidium Cuvieri Wagner) ein größeres hasen- bis kaninchengroßes Tier ist. Die echten C. oder Wollmäuse (Eriomys chinchilla Lichtenst. und Eriomys lanigera Bennet) sind kleiner, bewohnen ebenfalls die Anden und liefern das als C. bekannte, feine und seidenweiche graue Pelzwerk mit 3–5 cm langem Haar, von dem durchschnittlich an 100000 Felle jährlich nach Europa gebracht werden. Es wird zu Besätzen, Muffen und Kragen gebraucht; die Abarten Chinchillone, die größer und schmutzig gelb sind, und die Bastard-Chinchillas mit kürzerm Haar finden mehr für Futter Verwendung. Der Wert ist ein sehr verschiedener und im Vergleich zu der Größe des Tieres hoch. Am feinsten und teuersten sind die Felle von der zweiten Art, der sog. Wollmaus (s. Tafel: Nagetiere IV, Fig. 3) stammenden, von denen das Dutzend mit 40–60 M. bezahlt wird. In den zoolog. Gärten trifft man gewöhnlich nur das Feld-Viscacha, das mit etwa 60 M. das Stück bezahlt und mit Brot und Wurzeln ernährt wird.

Chinchilla de Monte Aragōn (spr. tschintschilja), Bezirksstadt der span. Provinz Albacete (Murcia), an den Eisenbahnlinien Madrid-Alicante und Albacete-Cartagena, auf einem Hügel, an einem zum Jucar gehenden Flusse, hat (1887) 6096 E., Post, Telegraph, eine schöne Hauptkirche, Ruinen eines Schlosses, Marmor- und Gipsbrüche, Töpferei und Wollweberei.

Chinchillōne (spr. tschintschilj-), s. Chinchilla.

Chinchīna, die Chinarinde (s. d.).

Chiné (frz., spr. schineh), bunt (geflammt) gewebt (s. Chinierte Stoffe).

Chine (engl., spr. tschein; vom angelsächs. cinan, d.i. gähnen), Schlucht, besonders auf der Insel Wight, z.B. Shanklin C., Blackgang C.

Chinesen, s. China (S. 194).

Chinesenfrage. Die ungeheure Dichtigkeit der Bevölkerung in China rief schon seit Jahrhunderten eine starke Auswanderung hervor, die sich früher nach Innerasien, der Mandschurei, Formosa und Südostasien (wo z.B. im östl. Hinterindien Handel und Verkehr völlig von der Arbeit der Chinesen abhängig ist), seit 1840 vorzugsweise nach dem Westen Nordamerikas und nach Australien richtete. Diese Auswanderung nahm aber bald einen derartigen Umfang an, daß Befürchtungen für das Übergewicht der Weißen laut wurden, und daß man in den Ver-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 219.

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