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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chlorjod; Chlorkadium; Chlorkalischwefel; Chlorkalium; Chlorkalk

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Chlorjod - Chlorkalk

Talk, außerdem aber gewöhnlich sehr viele und bisweilen schön krystallisierte accessorische Mineralbeimengungen, z. B. Magneteisenerz, Eisenkies, Granat, Talk, Kalkspat, Dolomitspat, Strahlstein, Turmalin u.s. w.; mikroskopisch finden sich darin häufig noch Spidot, Titanit, Strahlstein, Turmalin, Titaneisen, Apatit. Gewisse Varietäten des C. (z. B. von Dissentis in Graubünden, Chiavenna in Oberitalien, Potton in Canada) werden wegen ihrer großen Feuerbeständigkeit und leichten Schneidbarkeit zu Ofenplatten, Töpfen u. s. w. verarbeitet; diese hat man Topfstein, Lavezstein, Giltstein, Pierre ollaire, Potstone genannt. In den Schweizer, Salzburger und Tiroler Alpen, im Ural, in den Staaten Vermont und Massachusetts tritt der C. besonders häufig auf, überall als ein Glied der krystallinischen Schieferformation, schichtweise verbunden mit Gneisen, mehr noch mit Glimmerschiefern und Phylliten.

Chlorjod, zwei chem. Verbindungen des Chlors mit dem Jod: 1) Jodchlorür, Einfach-Chlorjod, JCl, entsteht, wenn man Chlorgas so lange auf trocknes Jod wirken läßt, bis dieses flüssig geworden ist; die braune Flüssigkeit erstarrt in der Kälte zu Krystallen, die nicht ohne Zersetzung in Wasser löslich sind. 2) Jodchlorid, Dreifach-Chlorjod, JCl3, entsteht durch anhaltende Einwirkung von trocknem Chlor auf trocknes, erwärmtes Jod als bei 25° schmelzende, unverändert flüchtige Krystallmasse.

Chlorkadium, s. Kadmiumchlorid.

Chlorkalischwefel, eine Mischung von chlorsaurem Kalium mit Schwefel, die in der Feuerwerkerei zur Verwendung kommt.

Chlorkalium, KCl, findet sich als Mineral Sylvin (s. d.), als Bestandteil des Meerwassers und in größter Menge in Form eines Doppelsalzes im Carnallit (s. d.). Der Carnallit ist ein Bestandteil der sog. Abraumsalze, die ein Gemenge von diesem Salz mit Kieserit und Steinsalz sind. Zur Gewinnung des C. werden die zerkleinerten Abraumsalze mit einer zur Lösung des Ganzen unzureichenden Menge von Wasser durch einströmenden Dampf zum Sieden erhitzt und die gesättigte Lauge von dem Salzrückstand getrennt. Es löst sich dabei vorzugsweise Carnallit, der aber bei der Auflösung in seine Bestandteile C. und Chlormagnesium zerfällt, während Kieserit und Steinsalz zum größten Teil zurückbleiben. Die Carnallitlauge scheidet beim Erkalten eine reichliche Krystallisation von C. ab, das von der Mutterlauge, die bei der nächsten Operation unter Zusatz von wenig Wasser zum Aufkochen des Abraumsalzes dient, getrennt und mit kaltem Wasser gewaschen wird. Nach dem in Flammöfen ausgeführten Trocknen und schwachen Rösten ist das C. Handelsware und in diesem Zustande das Rohmaterial für die technische Darstellung der meisten Kaliumverbindungen. Nach der durch Umkrystallisation bewirkten Reindarstellung bildet es farblose, würfelförmige Krystalle, die mit kochendem Wasser eine Lösung von 37 Proz. Salzgehalt geben, während die Lösung bei 15° nur 25 Proz. Salz enthält; es schmilzt bei schwacher Glühhitze und verdampft bei höherer Temperatur in erheblicher Menge.

Chlorkalk (Bleichkalk, Bleichpulver, Calcaria chlorata), eine Verbindung von Chlor mit Kalkhydrat von ungewisser chem. Konstitution. Scheele, der Entdecker des Chlors, erkannte bereits die bleichende Wirkung, die dasselbe auf Pflanzenfarben ausübt, die technische Verwendbarkeit dieser Eigenschaft wurde 1785 von Berthollet gezeigt, der für diesen Zweck Chlorwasser anwandte. Da aber das Wasser nur eine verhältnismäßig geringe Menge von Chlor aufnimmt, so sah man sich bald nach einem andern Absorptionsmittel um, durch welches es zu ermöglichen sein würde, eine größere Menge von Chlor in ein kleineres Volum zu bringen, um so ein versandfähiges Präparat darstellen zu können. Als solches wurde schon 1789 eine Lösung von kohlensaurem Kalium angewandt, die unter Bildung von unterchlorigsaurem Salz das Vierfache an Chlor im Vergleich zum Wasser aufzunehmen vermag; die mit Chlor gesättigte Flüssigkeit bildete lange unter dem Namen Javellesche Lauge (s. Eau de Javelle, Eau de Labarragque) einen nicht unbedeutenden Handelsartikel. Von größter Tragweite wurde bald darauf die Entdeckung Tennants, daß das Chlor sich in großen Mengen an Kalkhydrat binden lasse und damit ein an wirksamem Chlor reiches, trocknes Pulver bilde. Hiermit (Tennants engl. Patent ist vom 30. April 1799 datiert) war der Grundstein zu einem der wichtigsten Zweige der chem. Großindustrie gelegt, die sich von kleinen Anfängen so entwickelt hat, daß die heutige Produktion an C. allein in England gegen 150 000 t. jährlich beträgt.

C. entsteht immer, wenn Chlor mit Kalkhydrat zusammentrifft, und es läßt sich der dabei stattfindende Prozeß auf einfachste Weise durch folgende Gleichung ausdrücken:

Ca(OH)2 + 2 Cl = CaOCl2 + H2O.

Über die chem. Konstitution der Verbindung CaOCl2.H2O sind sehr verschiedene Ansichten aufgestellt worden. Sicher ist nur, daß das Chlor im C. zur Hälfte als unterchlorigsaures Salz, zur andern als Metallchlorür vorhanden ist.

Das zur Chlorkalkbereitung erforderliche Chlor wird meist durch Einwirkung von Salzsäure auf Mangansuperoxyd, Braunstein, entwickelt, wie im Artikel Chlor beschrieben, nur kommen wegen der Massenproduktion selbstverständlich andere Apparate in Verwendung, die aus Steingut oder noch besser aus Sandstein hergestellt werden. Der Sandstein muß möglichst dicht und feinkörnig, frei von Poren sein, darf an Säure, selbst bei langer Digestion, nur kleine Mengen von Substanz abgeben und muß bei anhaltendem Kochen mit Salzsäure fest und unverändert bleiben, wenn die Apparate nicht nach kurzer Zeit zu Grunde gehen sollen.

Bei der Konstruktion der Apparate wählt man Formen und Größenverhältnisse so, daß eine Zusammenfügung aus vielen Stücken möglichst vermieden wird. Eine Form, die sich im praktischen Betriebe sehr gut bewährt hat, ist in umstehender Figur dargestellt. Hier bildet der Apparat einen cylindrischen, aus zwei Stücken A und B zusammengesetzten Behälter mit einem aus zwei Sandsteinplatten gefertigten Seihboden C, in der Mitte steht ein aus einem Stück gebohrtes Rohr D. Bei Abmessungen von 1 m lichter Breite und 2 m Höhe sind die dazu erforderlichen Steinblöcke unschwer zu beschaffen. Die einzige Fuge, die hier vorhanden ist, wird gedichtet, indem vor dem Aufsetzen des Oberteils die in den untern Teil eingearbeitete Nut mit einem Kitt von Teer und Thon ausgestrichen wird. Der obere Verschluß wird durch eine starke Bleiplatte gebildet, die an den aufwärts gerichteten Rändern mit Teerkitt gedichtet und mit eisernen Klammern befestigt wird. Beim Betriebe wird der Apparat etwa zur Hälfte mit grobstückigem Braunstein gefüllt und durch das Trichterrohr H

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