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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chodzko; Choës; Choi; Choinix; Choiromȳces; Chois; Choiseul; Choiseul-Amboise; Choiseul-Gouffier

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Chodzko (Leonard Jakob) - Choiseul-Gouffier

Reihe von Erzählungen schildert er in lebensvoller, anschaulicher Weise den litauischen Adel des 18. Jahrh. Dahin gehören: "Litauische Bilder" (13 Bde., Wilna 1840-62), "Litauische Traditionen" (4 Serien, ebd. 1852-58). Ins Deutsche überseht wurden: "Die Aprikose" (von C. von Wurzbach in Herlossohns "Komet", Lpz. 1843), "Die große Redoute und der Türke" und "Das Ehrenfräulein" in Woykes "Sitten- und Charakterbilder aus Polen und Litauen" (Berl. 1861), wo sich auch eine biogr. Notiz über den Dichter findet.

Chodzko, Leonard Jakob, poln. Geschichtschreiber, geb. 6. Nov. 1800 in Oborek in der Woiwodschaft Wilna, war auf der Universität zu Wilna Lelewels Schüler, begleitete 1819 den Fürsten Michael Oginski auf dessen Reisen, blieb darauf in Paris und nahm 1830 an der Julirevolution regen Anteil, weshalb ihn Lafayette zu seinem Adjutanten ernannte. Nach dem Ausbruch der poln. Revolution ward er Bevollmächtigter der poln. Nationalregierung und trat dann in das Komitee der Emigrierten. Er starb 12. März 1871 in Poitiers. C. veröffentlichte: "Observations sur la Pologne et les Polonais, pour servir d’introduction aux mémoires de Michel Oginski" (Par. 1827), "Histoire des légions polonaises en Italie" (2. Aufl., 2 Tle., ebd. 1829), "Histoire de la Lithuanie" (ebd. 1831), "Histoire de Pologne" (ebd. 1857), "Histoire de la Turquie 545 à 1856" (ebd. 1856), "La Pologne historique, littéraire, monumentale et pittoresque" (2 Bde., ebd. 1835-37; 8. Aufl., 3 Bde., 1854-57), "Recueil des traités, conventions et actes diplomatiques concernant la Pologne 1762-1862" (unter dem Namen Comte d’Angeberg, ebd. 1862).

Choës oder Kannentag, der zweite Tag des athenischen Festes der Anthesterien, der fröhlichem Genusse geweiht war. Man glaubte, daß um diese Zeit das Kind der Demeter aus der Unterwelt in das Reich des Lichtes zurückkehre und sich mit seiner Mutter und Dionysos vereinige. Solche Gedanken fanden geheimnisvollen Ausdruck in einer hochheiligen Ceremonie, welche von Staats wegen in dem nur an diesem Tage geöffneten Heiligtum zu Limnä durch die Basilissa, die Gattin des Archon Basileus, und vierzehn edle Frauen, die sog. Gerarai, d. h. Ehrwürdige, begangen wurde. Die Basilissa, welche dem Dionysos als Gattin vermählt wurde, betrat allein das Innerste des Tempels.

Choi, Stadt in der pers. Provinz Aserbeidschan, am Kotur und an der Karawanenstraße nach Erzerum, in 1188 m Höhe, in fruchtbarer Lage, Hauptort des pers. Armeniens, zählt 20-30000 E.

Choinix, s. Chönix.

Choiromȳces, s. Trüffel.

Chois., bei botan. Namen Abkürzung für Jacques Denys Choisy (spr. schŏăsih), geb. 5. April 1799 in Jussy bei Genf, gest. 26. Nov. 1859 ebenda als Professor der Botanik.

Choiseul (spr. schŏăsöll), eine der größern unter den deutschen Salomoninseln in der Südsee, im N. von der Insel Bougainville durch die Bougainvillestraße geschieden, etwa 5850 qkm groß, steil, gebirgig, ist fast noch unbekannt.

Choiseul-Amboise (spr. schŏăsöll angbŏahs’), Etienne François, Herzog von, franz. Staatsmann, geb. 1719, focht als Graf von Stainville im Österreichischen Erbfolgekriege, stieg zum Oberst und Generallieutenant auf, gewann durch Heirat ein gewaltiges Vermögen und kam durch seine Verbindungen mit der Marquise von Pompadour in diplomat. Thätigkeit rasch empor. 1756 wurde er an den röm. Hof als Gesandter geschickt; schon nach wenigen Monaten löste er in Wien den Abbé Bernis, der das Ministerium des Auswärtigen übernahm, ab und folgte diesem im Nov. 1758 auch als Minister. Die kriegerischen Unternehmungen Frankreichs gegen Preußen und England, die C. von Bernis und der Pompadour übernahm, endigten allen militär. und diplomat. Anstrengungen C.s zum Trotz für Frankreich unglücklich. Vergebens war es, daß er 1761 das Ministerium des Krieges selbst übernahm, den Bund mit Osterreich fester knüpfte und Spanien und Italien im Bourbonischen Hausvertrag (s. d.) an die franz. Politik fesselte. Es blieb ihm nur übrig, die Wunden, die der Kampf dem Staate geschlagen, zu heilen. Hierin entwickelte er seit dem Pariser Frieden (1763) eine vielseitige und rege Thätigkeit. Begabt, glänzend, gedankenreich, aber weder tief noch stetig, hat der geschickte Hofmann und Verwalter eine Anzahl von Zeitideen wenigstens in die Oberfläche des franz. Staatslebens eingeführt. Es gelang ihm, die Flotte neu zu schaffen, Handel und Industrie emporzubringen. Domingo, Martinique, Guadeloupe wurden unter seiner Regierung für das Mutterland von ungeahnter Bedeutung. Er legte Militärschulen an, bildete das Artillerie- und Geniewesen mit Hilfe sachkundigster Berater aus und reformierte die Armee nach den Grundsätzen Friedrichs II. im Sinne der Einheit, der Erhebung aus einer Privatunternehmung zum vollen Staatsinstitut. Dabei unterließ er nicht, den so gestärkten Einfluß Frankreichs in der europ. Politik aufrecht zu erhalten. So unterstützte er die poln. Konföderation, verwickelte Rußland in den Krieg mit der Pforte und erwarb Corsica. der franz. Krone trotz Englands Eifersucht. C. wandte, im Geiste der Physiokraten, dem Ackerbau und Getreidehandel zuerst wieder eifrige Sorge zu; in seiner Behandlung der Städte zeigt sich ein gleichmachender und liberaler Zug; mit dem Parlament kam er trotz mancher finanziellen Reibungen besser aus als irgend ein Minister seiner Zeit; ihn verband mit jenem die gleiche antiklerikale Gesinnung. Dem Parlament nachfolgend hob C., allmählich fortschreitend, die Jesuiten 1764 für Frankreich auf; die Gemeinschaft der bourbonischen Höfe dehnte diese Maßregel über Spanien und die befreundeten Länder bis nach Rom selbst aus: der franz. Gesandte Bernis verpflichtete den neuen Papst Clemens XIV. im voraus zu Handlungen gegen die Jesuiten. Eben an diese kirchliche Politik knüpfte die franz. Opposition wider C. an; als die Gräfin Dubarry mit seinen Gegnern, dem Herzog von Aiguillon, Abbé Terray und dem Kanzler Maupeou, sich verbündet hatte, ward er gestürzt. Eine Bewegung der auswärtigen Politik half jener Gruppe; C. dankte 1770 ab und lebte auf seinem Landsitz Chanteloup, um so mehr von Popularität umgeben, je verhaßter seine Gegner im Ministerium wurden. Ludwig XVI. rief ihn 1774 nach seiner Thronbesteigung wieder an den Hof, ohne ihm jedoch ein Ministerium zu geben. C. starb 7. Mai 1785. - Vgl. K. von Schlözer, C. und seine Zeit (Berl. 1848); Filon, L’Ambassade de C. à Vienne 1757 et 1758 (Par. 1872); Jobez, La France sous Louis XV, Bd. 5 u. 6 (ebd. 1869-73); Masson, Le Cardinal de Bernis (ebd. 1884).

Choiseul-Gouffier (spr. schŏăsöll guffĭeh), Marie Gabriel Auguste Florens, Graf von, franz. Diplomat und Altertumsforscher, geb. 27. Sept.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]