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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chouquet - Chrétien de Troyes

Engelsbrücke in Rom (1870), befindet sich in der Dresdener Galerie. Ferner schuf er die Wandgemälde: Die sächs. Stammburgen, im Kapitelsaal des königl. Schlosses zu Meißen. Als Architekt leitete er den Bau der kath. Kirche in Dresden-Neustadt (1863), baute die Diakonissenkapelle und mehrere Villen. C., seit 1868 königl. Hofmaler, lebt in Dresden.

Chouquet (spr. schukeh), Adolphe Gustave, franz. Musikschriftsteller, geb. 16. April 1819 zu Havre, studierte in Paris Philosophie. Die Musik nahm er als Beruf erst auf, nachdem sein Vater, ein angesehener Bankier, sein Vermögen verloren hatte, und wirkte seit 1840 als Musiklehrer in Neuyork. 1860 siedelte C. nach Paris über, wo er zuerst als Textdichter von Chorwerken, Kantaten und Romanzen auftrat, bald aber sich als Mitarbeiter an Musikzeitungen auszeichnete. Nachdem er 1864 und 1868 von der Akademie der Künste gestellte Preisaufgaben zur Geschichte der franz. Musik gelöst hatte, veröffentlichte er 1873 seine "Histoire de la musique dramatique en France", die ihn neben Jullien und Pougin an die Spitze der franz. Musikschriftsteller stellte. 1871 wurde C. Konservator des "Musée instrumental" des Konservatoriums (dessen Katalog er 1875 herausgab); er starb 30. Jan. 1886 zu Paris.

Chow, Tschoh, ein Gewicht oder vielmehr ein dem Gewicht entnommener Maßstab für den Preis der Perlen in den indobrit. Provinzen Bombay und Madras. Die Einheit des wirklichen Perlengewichts in Bombay ist der Tank = 72 engl. Troygrän oder 4,72802 g. Die Menge in C. von 4 Vierteln (Quarters) zu 25 Docras zu 16 Buddams ergiebt sich, wenn man die Zahl des in Tanks ausgedrückten Gewichts mit sich selbst multipliziert und das Ergebnis durch die 330fache Anzahl der Perlen teilt. In Madras ist die Einheit des wirklichen Perlengewichts das Mangelin = 6 engl. Troygrän oder 0,394 g (= 1/12 Tank von Bombay). Die Menge der C. zu 64 Teilen wird gefunden, wenn man die Zahl des Gewichts in Mangelins mit sich selbst multipliziert, vom Ergebnis 3/4 nimmt und die so erhaltene Zahl durch die Anzahl der Perlen teilt. (S. Goonze.)

Chowan, Fluß im nordöstl. Teile des nordamerik. Staates Nordcarolina, entsteht aus der Vereinigung der im südl. Virginien entspringenden Nottaway und Meherrin und mündet, auf 120 km schiffbar, in den Albemarlesund.

Chowaresmien, der mittelalterliche Name von Chiwa (s. d.).

Chowaresmische Schahs, s. Persien.

Chr., Abkürzung für Christus. (Vgl. Christusmonogramm.)

Chrast, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Chrudim in Böhmen, in 285 m Höhe, an der Linie Deutschbrod-Königgrätz der Österr. Nordwestbahn, hat (1890) 1823 czech. E., Post, Telegraph, ein Schloß des Königgrätzer Bischofs mit Park und Mensalherrschaft (27,11 qkm), Brauerei und Zündhölzchenfabrik.

Chrematistik, bei Aristoteles die Tauschwirtschaft, der Erwerb im Verkehr, im Gegensatze zu der Produktion der notwendigen Güter durch den Konsumenten selbst.

Chrematologie (grch.), Lehre vom Geld; Chrematonomie, Lehre von der Anwendung des Geldes; Chrematopöïe, Gelderwerb.

Chresam, Chresem, soviel wie Chrisma (s. d.).

Chresmologie (grch.), Wahrsagung; Chresmolog, Orakeldeuter, Wahrsager.

Chrestien de Troyes (spr. krestjäng de troá), s. Chrétien de Troyes.

Chrestomathie (grch.), Sammlung von Auszügen aus Schriftstellern, namentlich belehrenden, in der Sprache mustergültigen oder sonst für einen bestimmten Zweck wichtigen Stellen. Im spätern Altertum entstanden solche C. aus den klassischen Schriftstellern. Von besonderer Wichtigkeit für die griech. Litteraturgeschichte ist eine dem Neuplatoniker Proklus (s. d.) zugeschriebene, aber vielleicht nicht von ihm herrührende C., von der Teile erhalten sind. In neuerer Zeit sind oft C. aus den alten wie aus neuern Schriftstellern für den Schulgebrauch zusammengestellt. (S. Anthologie.)

Chrestus, ein Jude in Rom zur Zeit des Kaisers Claudius, der seine Landsleute wiederholt zu Unruhen aufregte. Der Name ist fälschlich auf Christus bezogen worden.

Chrétien de Troyes (spr. kretjäng de troá), altfranz. Dichter, geb. zwischen 1140 und 1150 wahrscheinlich zu Troyes, erhielt eine gelehrte Bildung, lebte lange als Hofdichter bei Philipp von Elsaß, Grafen von Flandern und Vermandois (1168-91) und starb wahrscheinlich vor 1191. C. war als Lyriker einer der ersten Trouvères (s. d.). Sein Ruhm und sein Einfluß auf die Entwicklung der nordfranz. Poesie beruhen jedoch auf epischen Dichtungen, besonders auf den "Contes" aus dem Sagenkreise von Artus und der Tafelrunde, die überall, namentlich in Deutschland, Bearbeiter und Nachahmer fanden. Sein Epos "Del roi Marc et d'Ysalt la blonde" (Tristansage) ist verloren. Erhalten haben sich "Li Contes d'Erec" (hg. von W. Foerster, Halle 1890), worin er den Stoff zu Hartmanns von Aue "Erec" bot; "Li Contes de Cliges" (hg. von W. Foerster, ebd. 1884; s. Clies), "Li Romans del Chevalier de la Charrete" (beendet von Godefroy de Laigny), zur Sage von Lancelot gehörig und von Jonckbloet (Haag 1846-50) veröffentlicht; "Li Romans dou Chevalier au Lyon" (hg. von Foerster, Halle 1887), ebenfalls durch Hartmann von Aue im "Iwein" auf deutschen Boden verpflanzt; endlich das bedeutendste, von Wolfram von Eschenbach (Parzival) benutzte Werk C.s: "Li Contes del Graal" oder der Roman von "Perceval le Gallois", der mit den Fortsetzungen von Gautier de Doulens, Manesier und Gerbert in vielen Handschriften erhalten ist (hg. von Potvin, 6 Bde., Mons 1865-72; die Fortsetzungen von C.s "Perceval le Gallois" nach den Pariser Handschriften behandelt Waitz, Straßb. 1890). Den Stoff zu diesen Dichtungen fand C. in den durch bretonische Spielleute verbreiteten Artuserzählungen, die man aber aus den von C. bereits beeinflußten walisischen "Mabinogion" (s. d.) nicht kennen lernt. Die Graldichtung beruht auf einem ältern Gedicht Roberts de Boron über Perceval, das nur in einer altfranz. Prosabearbeitung (hg. von Hucher, 3 Bde., Par. 1875-79) erhalten ist und den dritten Teil einer umfangreichen Graldichtung bildete, deren von Joseph von Arimathia handelnder Anfang allein noch vorliegt (hg. von Michel, ebd. 1841). Vgl. hierüber Birch-Hirschfeld, Die Sage vom Gral (Lpz. 1877). C. verhielt sich diesen Quellen gegenüber schöpferisch frei; C.s Verhältnis zum welschen Peredur und zum engl. Sir Parceval behandelt Golther (in den "Abhandlungen der Münchener Akademie", 1890). Einer Legende entnahm C. den Stoff zu dem "Contes del Roi Guillaume d'Engleterre", der übrigens C. auch abgesprochen wird (hg. von Michel in