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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cirkumpolarsterne – Cirkus

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Cirkummeridianhöhen'

sich ebenso wie die Meridianhöhe selbst sehr gut zur Bestimmung der geogr. Breite.


Textfigur:

Cirkumpolārsterne, diejenigen Sterne, die für einen Beobachtungsort nicht untergehen. In der nebenstehenden Figur bezeichnet Z den Zenith, P den Nordpol, A A', B B', C C' Parallelkreise, welche im Laufe eines Tages von Fixsternen beschrieben werden. Alle Sterne, deren Parallelkreise dem Nordpol näher sind als der Kreis B B', der den Horizont im Punkte B' berührt, gehen nicht unter, sind also C. Je näher für einen Ort auf der Erde Zenith und Pol einander kommen, um so mehr Sterne werden für ihn cirkumpolar, d.h. bleiben auf ihrem ganzen Wege um den Pol herum über dem Horizont sichtbar. Am Pol selbst sind alle Sterne C.; unter dem Äquator hingegen, wo der Pol in den Horizont zu liegen kommt, also 90° vom Zenith absteht, giebt es überhaupt keine C. Damit ein Stern für einen bestimmten Ort Cirkumpolarstern wird, darf seine Entfernung vom Himmelspol (Poldistanz) höchstens gleich der geogr. Breite des Ortes sein. Die C. passieren zweimal im Laufe eines Tages die Ebene des Meridians, einmal wenn sie ihren höchsten Stand über dem Horizont erreichen, in oberer Kulmination, einmal wenn sie ihren niedrigsten Stand erreichen, in unterer Kulmination. Für die Orte innerhalb des Polarkreises wird auch während eines Teiles des Jahres die Sonne cirkumpolar und zwar um so länger, je näher sie dem Erdpol liegen.

Cirkumskript (lat.), umschrieben, umgrenzt; cirkumskripte Geschwulst, deutlich begrenzte, im Gegensatz zu diffuser, verschwommener Geschwulst.

Cirkumskription (lat.), Umschreibung, Umgrenzung.

Cirkumskriptionsbullen, päpstl. Erlasse, welche zunächst nur die äußern Verhältnisse der Diöcesen und Parochien, insbesondere deren Abgrenzung (circumscriptio) regeln, im weitern Sinne aber überhaupt die Beziehungen eines Staates zur röm. Kirche ordnen, wenn auch nicht in der grundsätzlichen Weise wie die sog. Konkordate. Die C. tragen an sich den Charakter von Kirchengesetzen des Papstes; die in Deutschland geltenden C. sind jedoch sämtlich zu Staatsgesetzen erklärt und als solche publiziert worden, stehen demnach auch nur als solche formell in Kraft. Materiell allerdings beruhen sie durchweg auf langwierigen und schwierigen Verhandlungen mit der Römischen Kurie, deren abschließende Gestaltung zuerst Niebuhr als preuß. Gesandten gelang; hierdurch wird jedoch der rechtliche Charakter nicht verändert. Für Deutschland sind folgende C. erlassen worden:

  • De salute animarum (Preußen) vom 16. Juli 1821,
  • Impensa Romanorum Pontificum (Hannover) vom 26. März 1824,
  • Provida sollersque vom 16. Aug. 1821 und
  • Ad dominici gregis custodiam vom 11. April 1827 (oberrhein. Kirchenprovinz, d.h. Württemberg, Baden, die beiden Hessen, Nassau, Hohenzollern und Frankfurt a.M.),

abgedruckt unter anderm bei Nussi, «Conventiones inter s. sedem et civilem potestatem» ↔ (Mainz 1870). – Vgl. Mejer, Zur Geschichte der römisch-deutschen Frage (3 Bde. in 5 Abteil., Rostock und Freib. i.Br. 1871–85).

Cirkumspektion (lat.), Umsicht, Vorsicht, Behutsamkeit; cirkumspizieren, allseitig beschauen, betrachten, erwägen.

Cirkumstanz (lat.), Umstand, Bewandtnis; cirkumstantiéll, von den Umständen abhängig, auch umständlich.

Cirkumtraktion des Windes, die Ablenkung des Windes an den Rändern größerer der allgemeinen Windrichtung sich entgegenstellender Hindernisse. So entstehen in den geschützten Stellen auf der Rückseite des Hindernisses Windströmungen, die den allgemeinen entgegengesetzt sein können.

Cirkumvallationslinie, s. Einschließung.

Cirkumvĕnieren (lat.), umgeben, umringen; umgehen, hintergehen; Cirkumventiōn, Umgehung, Hintergehung.

Cirkumversion (lat.), Umdrehung.

Cirkumvolution (lat.), Umwicklung, Umwälzung; Windung, z.B. des Gehirns.

Cirkus, bei den alten Römern die länglich-runde Rennbahn, in der die Wettrennen für Roß und Wagen, die sog. Circensischen Spiele (s. d.) abgehalten wurden. Die älteste und größte Anlage dieser Art in Rom war der im Thal zwischen Aventin und Palatin gelegene C. Maximus (s. umstehende Figur), der später besonders von Julius Cäsar erweitert wurde. Nero führte einen Neubau auf, einen abermaligen begann Domitian und vollendete Trajan. Die letzten Rennen in demselben fanden 549 n.Chr. statt. Der C. Maximus bestand aus einer langgestreckten Arena; diese war auf den beiden Langseiten und der einen halbkreisförmig geschlossenen Schmalseite von den stufenweise erhöhten Sitzreihen der Zuschauer umgeben. Zu größerer Sicherheit ließ Cäsar noch einen etwa 3 m tiefen und ebenso breiten Kanal davor graben, den aber Nero, um Raum zu gewinnen, wieder zuschütten ließ. An der der halbkreisförmig abgeschlossenen gegenüberliegenden Schmalseite des C. lagen die Wagen- und Pferdeschuppen (carceres). Auf ein Zeichen mit dem weißen Tuche sprangen die Thüren derselben durch eine mechan. Vorrichtung zugleich auf und ließen die darin zum Ablauf aufgestellten Wagen heraus. Die Carceres waren überwölbt und an beiden Ecken mit turmartigen Oberbauten versehen. Über diesen befanden sich die kaiserl. Loge und die Plätze für den Magistrat. Durch die ganze Länge der Arena war eine niedrige Mauer (spina) gezogen, an deren beiden Enden je drei Kegelsäulen (metae) sich befanden. Auf dieser Mauer befanden sich Säulenstellungen, welche die zur Kontrolle der Wagenumläufe aufgestellten sieben Delphine und Eier trugen, und zahlreicher Schmuck von Obelisken, Statuen, Säulen u.s.w. Die Arena des C. Maximus hatte 640 m Länge und 130 m Breite. Zur Zeit des Vespasian faßte er, nach Plinius, 250000 Zuschauer; im 4. Jahrh. war die Zahl der Sitzplätze auf 385000 angewachsen. In den den C. umgebenden Arkaden waren Kramläden errichtet. Gegenwärtig ist dieser Prachtbau bis auf wenige Überreste verschwunden. (Vgl. über Darstellungen des C. Maximus auf Münzen: Friedländer, Über einige röm. Medaillons, Berl. 1873.) Nach dem C. Maximus war der älteste der im Westen des Kapitols befindliche C. Flaminius, dessen Gründung auf den Censor Gajus Flaminius

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 331.

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