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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cis; Cisalĭen; Cisalpīnisch; Cisalpīnische Republik; Cis-dur; Ciseleur; Ciselieren; Cisĭo-Janus

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Cis (Präposition) - Cisio-Janus

Cis, eine lat. Präposition, heißt diesseit und wird häufig Eigennamen von Meeren, Bergen und Flüssen vorgesetzt, so in cisrhenanisch, d. i. diesseit des Rheins: cisalpinisch, diesseit der Alpen; cisleithanisch, diesseit der Leitha; cispadanisch, diesseit des Po.

Cisalĭen (frz. cisailles), in der Münztechnik die beim Prägen verunglückten Münzen.

Cisalpīnisch nannten die Römer die Provinzen, die südlich und östlich von den Alpen lagen.

Cisalpīnische Republik, der 28. Juni 1797 von Bonaparte proklamierte und von Österreich im Frieden zu Campo-Formio als unabhängig anerkannte Staat in Italien. Er umfaßte die österr. Lombardei mit dem Gebiete von Mantua, die venet. Besitzungen Bergamo, Brescia und Cremona, Verona und Rovigo, infolge der Verschmelzung mit der Cispadanischen Republik (s. d.) das Herzogtum Modena, die Fürstentümer Massa und Carrara und die päpstl. Legationen Bologna, Ferrara, Mesola nebst der Romagna. Schon 22. Okt. wurden noch die Graubünden entrissenen Unterthanenlande Veltlin, Bormio und Chiavenna hinzugefügt, sodaß die C. R. in 10 Departements 42450 qkm mit 3500000 E. enthielt. Mailand war Sitz der Regierung oder des Direktoriums, der Gesetzgebenden Versammlung, eines aus 80 Mitgliedern gebildeten Rats der Alten und eines Großen Rats von 160 Gliedern. Das Heer bestand aus 20000 Mann franz., aber im Solde der Republik stehender Truppen. Noch fester verband sich die Republik im März 1798 mit Frankreich durch einen Defensiv-, Offensiv- und Handelstraktat. 1799 wurde sie infolge der Siege der Russen und Österreicher aufgelöst, jedoch nach der Schlacht bei Marengo (1800) von Bonaparte wiederhergestellt. Zugleich empfing sie eine neue Verfassung, indem ein Rat (Consulta) von 50 Mitgliedern und eine vollziehende Behörde (Governo) von 9 Mitgliedern eingesetzt wurden. Am 6. Sept. 1800 wurde ihr das novaresische und tortonesische Gebiet hinzugefügt; auch ward sie von Österreich im Frieden zu Lunéville (1801) aufs neue anerkannt. Am 25. Jan. 1802 nahm sie den Namen Italienische Republik an, wählte Bonaparte zum Präsidenten und wurde nun in 13 Departements geteilt. Am 17. März 1805 erschien vor Napoleon eine Abordnung und trug ihm den Titel eines Königs von Italien an, den er annahm. Bis 1814 bildete die frühere Republik dann das Königreich Italien (s. Italien, geschichtlich).

Cis-dur (ital. do diesis maggiore; frz. ut dièse majeur; engl. c sharp major), die Dur-Tonart, bei der jeder Ton um einen halben Ton erhöht, also 7 ♯ vorgezeichnet sind. Bequemer bedient man sich des gleichlautenden Des-dur (nur 5 ♭); die parallele Moll-Tonart ist Ais-moll. (S. Ton und Tonarten.)

Ciseleur (frz., spr. ßis’löhr), derjenige, der das Ciselieren (s. d.) ausübt.

Ciselieren (vom frz. ciseau oder ciselet, Meißel, daher eigentlich: mit dem Meißel zierlich bearbeiten), im allgemeinen die Vollendungsarbeiten, die an Gußstücken (Eisen- und Bronzeguß) vorgenommen werden. Da der figurale Guß auch bei der sorgfältigsten Aufführung die Formen niemals in der Reinheit und Schärfe wiederzugeben vermag, die vom fertigen Kunstguß gefordert wird, bedarf derselbe einer nachträglichen Überarbeitung der Oberfläche. Durch Feile, Schaber und Meißel wird die ganze Fläche geebnet und von Gußnähten u. s. w. befreit: mittels Stichel und Punzen erfolgt sodann das Einarbeiten vertiefter Linien und Figuren, die ihrer Feinheit wegen durch den Guß nicht mit der erforderlichen Sicherheit wiedergegeben werden konnten. – Das C. im engern Sinn umfaßt die Herstellung getriebener Arbeit in dünnem Blech und ist eine Operation, die neben mechan. Fertigkeit auch künstlerischen Geschmack und eine gründliche Kenntnis aller Forderungen der Zeichenkunst und Plastik verlangt. Auf dem durch C. zu schmückenden Blech wird, nachdem es durch Ausglühen erweicht und dehnbar gemacht worden ist, die auszuarbeitende Zeichnung in allen Einzelheiten genau mittels einer scharfen stählernen Reißnadel entworfen. Die Unterstützung des Bleches während der Treibarbeit erfolgt meist durch einen Kittblock (Kitttreiben), seltener durch den harten stählernen Amboß. Ebene Platten werden durch Umbiegen der Ränder auf der Kittlage befestigt; hohle Gegenstände, wie Kannen, Trinkbecher, Leuchterfüße u. dgl. werden mit dem aus einem Gemisch von Pech und Ziegelmehl bestehenden Kitt (Treibpech) ausgegossen. Durch Aufsetzen des Punzens auf das Blech und Antreiben desselben mit dem Punzenhammer wird die betreffende Stelle durchgebogen, sodaß sie auf der Arbeitsseite vertieft, auf der Gegenseite erhaben hervortritt. Durch stetiges, der herzustellenden Hohlform entsprechendes Fortrücken des Punzens während des Treibens kann der entstehenden Austiefung die gewünschte Gestalt gegeben und auf der Rückseite des Bleches die im voraus bestimmte Relieffigur hergestellt werden. Die während dieser Arbeit nach oben gekehrte Seite bildet nach Vollendung der Arbeit entweder die Rückseite oder Vorderseite des Arbeitsstückes. Das Treiben erfolgt auf einer oder auch auf beiden Seiten des Bleches. Nur in seltenen Fällen kann die völlige Ausgestaltung der Darstellung bei einer Überarbeitung geschehen, gewöhnlich und insbesondere bei starker Erhebung der Figuren werden mehrere Überarbeitungen und zwischen diesen wiederholtes Ausglühen des Bleches notwendig. Das Treiben mit Punzen bietet gegenüber der Hammerarbeit den Vorteil größerer Genauigkeit und Sicherheit in der Auswahl der Arbeitsstelle, es gestattet ferner infolge der Kleinheit und daraus entspringenden Wohlfeilheit der einzelnen Punzen einen größeren Wechsel in der Arbeitsfläche dieser und damit eine bessere Anpassung derselben an das Arbeitsstück. (S. Goldschmiedekunst.) – Vgl. A. de Champeaux, Dictionnaire des fondeurs, ciseleurs, modelleurs en bronze et doreurs depuis le moyen-âge jusqu’à l’epoche actuelle (Par. 1886).

Cisĭo-Janus, eine Art mittelalterlicher Kalender, bestehend aus Merkversen, die in 24 lat. Hexametern von 365 Silben die Verteilung der unbeweglichen Feste und der Tage der Kalenderheiligen durch die Anfangssilben ihrer Namen dem Gedächtnis einzuprägen suchten, indem jedem Tage des Jahres der Reihe nach eine Silbe, jedem Monat also ein Hexameterpaar entsprach. Die Bezeichnung C. stammt von den Anfangssilben der Verse her, die je nach den Bedürfnissen der verschiedenen Orte in verschiedener Gestalt erscheinen. Verdeutscht wurden diese C. so, daß an die Stelle der Hexameter Reimverse traten und nicht die einzelnen Silben, sondern die einzelnen Worte, ja die einzelnen Verse den Tagen entsprachen. Sie wurden in der Schule auswendig gelernt und waren noch um 1600 gebräuchlich. Der poetisch wertvollste C ist «Das heilige Namenbuch» von Konrad Dankrotzheim (s. d.).

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]