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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Clausen (Thomas); Clausewitz; Clausilia

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Clausen (Thomas) – Clausilia

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Clausen (Henrik Nikolai)'

machte er mit Schouw in der Schrift «Ved Thronskiftet» (1848) Vorschläge zur Herstellung einer konstitutionellen Verfassung. Bald darauf wurde er zum Mitglied der Konstituierenden Versammlung erwählt und im Nov. 1848 als Minister ohne Portefeuille in den Geheimen Staatsrat berufen, dem er bis Juli 1851 angehörte. 1874 legte er seine Professur nieder und starb 28. März 1877 in Kopenhagen. Unter seinen wissenschaftlichen Schriften sind außer exegetischen Arbeiten hervorzuheben: «Katholicismens og Protestantismens Kirteforfatning, Läre og Ritus» (Kopenh. 1825; deutsch von Fries, Neust. a. O. 1828–29), deren Rationalismus die Opposition Grundtvigs veranlaßte; ferner «Foredrag over Reformationen" (Kopenh. 1836; deutsch von Jenssen, Lpz. 1837), «Det Nye Testaments Hermeneutik» (Kopenh. 1840; deutsch von Schmidt-Phiseldeck, Lpz. 1841), «Udvikling af de christelige Hovedlärdomme» (Kopenh. 1844; 2. Aufl. 1845), «Den Augsburgske Confession oversat og belyst ved historisk-dogmatisk Udvikling» (ebd. 1851), «Christelig Troesläre» (ebd. 1853) und ganz besonders «Det evangeliske Kirkelivs Nutid og Fremtid" (ebd. 1859; neue Aufl. 1878). Auch war er seit 1833 Herausgeber der «Tidsskrift for udenlandsk theologisk Litteratur». Der Polemik gegen Grundtvig und dessen Anhängern sind gewidmet die Schriften: «Skriftordet og det levende Ord» (1863), «Om den Grundtvigianske Prœstefrihed" (1864), «De kirkelige Individer og det kirkelige Samfund» (1867) und «Grundtvigianismen som Lœreretning og som Lisvretning» (1869). Nach seinem Tode erschienen C.s Memoiren u. d. T. «Optegnelser om min Levneds og min Tids Historie» (1877).

Clausen, Thomas, Astronom, geb. 16. Jan. 1801 zu Nübel in Schleswig, veröffentlichte bereits 1823 «Berechnung der Sternbedeckungen vom Monde zur Bestimmung der geogr. Länge» in den «Astron. Nachrichten». Er siedelte dann nach Altona über, wo er an der unter Schumachers Leitung stehenden Sternwarte thätig war; von hier ging er nach München in das optische Institut von Utzschneider, kehrte indessen nach einigen Jahren als Observator an die Altonaer Sternwarte zurück. Er veröffentlichte 1840 eine Abhandlung über den merkwürdigen Kometen von 1770, für die ihm der Preis von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften in Kopenhagen zu teil wurde. 1842 wurde er unter Mädler Observator an der Sternwarte in Dorpat, 1866 der Nachfolger Mädlers im Direktorat derselben, welche Stellung er bis zu seiner Pensionierung 1872 bekleidete. Er starb in Dorpat im Aug. 1885. Die größte Bedeutung hat C. als rechnender Astronom gefunden, und namentlich beschäftigte er sich viel mit der Bearbeitung von Kometenbahnen. Die Ludolfsche Zahl π berechnete er bis auf 250 Decimalstellen.

Clausewitz, Karl von, preuß. Generalmajor und Militärschriftsteller, geb. 1. Juni 1780 in Burg, stammte aus einer poln. Familie, die Ende des 17. Jahrh. nach Deutschland und Dänemark gezogen war. Er trat 1792 als Junker beim Infanterieregiment Prinz Ferdinand in Neuruppin ein und wohnte 1793 und 1794 den Feldzügen am Rhein bei. Erst in der «Berliner Akademie für junge Offiziere», die er 1801–3 besuchte, wurde ihm Gelegenheit, sich wissenschaftlich zu bilden. Seine natürlichen Anlagen und die Beharrlichkeit seines Strebens zogen hier die Aufmerksamkeit Scharnhorsts auf ihn, der sein Lehrer und väterlicher Freund wurde. In dem Feldzuge ↔ von 1806 begleitete C. den Prinzen August als Adjutant, wurde mit diesem bei Prenzlau gefangen und zuerst nach Berlin, dann nach Nancy abgeführt, später aber in der Schweiz interniert. Nach dem Frieden diente er bis 1812 als Major im Generalstabe und arbeitete seit 1809 im Kriegsministerium unter Scharnhorst, dessen Ideen für Errichtung der Landwehr auch ihn beschäftigten. Außerdem gab er 1810–12 dem Kronprinzen von Preußen und dem Prinzen Friedrich der Niederlande Unterricht in den Kriegswissenschaften. Beim Ausbruch des russ. Krieges (1812) nahm C., wie viele preuß. Offiziere, seinen Abschied und schrieb zur Rechtfertigung seiner Handlungsweise eine Denkschrift, die aber erst in Pertz’ «Leben Gneisenaus», Bd. 3 (Berl. 1869) veröffentlicht worden ist. Er trat in russ. Dienste, war zuerst Adjutant des Generals Phull, dann Quartiermeister des Generals Pahlen bei Witebsk und Smolensk und wurde von Kaluga aus zur Wittgensteinschen Armee versetzt. Als York, auf dem Rückzüge vom Macdonaldschen Korps getrennt, zu Unterhandlungen bewogen wurde, wurde C. von Diebitsch mit deren Führung beauftragt und half die Konvention von Tauroggen (31. Dez. 1812) abschließen. Sodann bearbeitete er den Entwurf zur Bildung der ostpreuß. Landwehr im Sinne Scharnhorsts. Am Feldzug von 1813 nahm er als Chef des Generalstabes in Wallmodens Korps teil, leitete das Treffen an der Göhrde und verfaßte während des Waffenstillstandes auf Gneisenaus Veranlassung die Schrift «Der Feldzug von 1813 bis zum Waffenstillstand» (anonym, Lpz. 1813), die mit großem Beifall aufgenommen und lange Gneisenau zugeschrieben wurde. C. wurde erst 1814 nach dem Frieden im preuß. Heere wieder angestellt und war 1815 Chef des Generalstabes des 3. Armeekorps unter Thielmann. In dieser Stellung blieb er auch nach dem Frieden in Koblenz bis 1818, wo er zum Generalmajor und Direktor der Allgemeinen Kriegsschule ernannt wurde. Nachdem er im Frühjahr 1830 Inspecteur der zweiten Artillerie-Inspektion zu Breslau und 1831 bei der Aufstellung einer preuß. Armee an der poln. Grenze Chef des Generalstabes des Feldmarschalls Gneisenau, zuerst in Berlin, dann in Posen, geworden war, starb er 16. Nov. 1831 zu Breslau an der Cholera. C. war Autodidakt im besten Sinne des Wortes, dabei ein Mann von sittlichem Ernst, scharfem Verstand, großer Arbeitskraft und edler Gesinnung. 1889 erhielt ihm zu Ehren das oberschles. Feldartillerieregiment Nr. 21 den Namen Feldartillerieregiment von C. Unter den (auf seinen Wunsch) erst nach seinem Tode erschienenen, von seiner Witwe mit Unterstützung des Grafen Gröben, des Majors O’Etzel u. a. herausgegebenen «Hinterlassenen Werken über Krieg und Kriegführung» (10 Bde., Berl. 1832–37) verdienen der rühmlichsten Erwähnung das Werk «Vom Kriege» (4. Aufl., ebd. 1880), «Der Feldzug von 1796 in Italien», die biogr. Skizze «Über das Leben und den Charakter von Scharnhorst» und «Der Feldzug von 1815». C.’ «Nachrichten über Preußen in seiner großen Katastrophe», hg. vom Großen Generalstab, erschienen 1888 (Berlin). Besonders glänzend ist seine kritische Behandlung der Kriegsgeschichte; seine Lehre hat eine gänzliche Umgestaltung der Theorie des Krieges herbeigeführt. – Vgl. F. von Meerheimb, Karl von C. (Berl. 1875); Schwartz, Leben des Generals Karl von C. (2 Bde., ebd. 1877).

Clausilĭa, s. Schließmundschnecken.

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