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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cloisonné; Cloka; Clölia; Clonakilty; Clonmel; Clontarf; Cloots; Cloppenburg

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Cloisonné – Cloppenburg

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Clodt von Jürgensburg'

Später schuf er vier kolossale Bronzegruppen von Rossebändigern auf der Anitschkowbrücke in Petersburg. Zwei davon ließ Kaiser Nikolaus für den König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen wiederholen, die vor dem Schlosse zu Berlin Aufstellung fanden. Von C. v. J. ist auch die kolossale Bronzestatue des Großfürsten Wladimir in Kiew und die Bronzebüste des Kosakenhetmans Grafen Platow in Nowitscherkask. Zu seinen letzten Arbeiten gehören die über 9 m hohe, 7. Juli 1859 enthüllte Reiterstatue des Kaisers Nikolaus in Petersburg und das Denkmal des Fabeldichters Krylow. C. v. J. starb als Professor der Petersburger Akademie 8. Nov. 1867 auf dem Gute Chalala in Finland.

Sein Sohn Michael Petrowitsch, Baron C. v. J., russ. Genremaler, geb. 1835 zu Petersburg, besuchte die dortige Akademie, deren Mitglied er 1867 wurde. Unter seinen Bildern sind hervorzuheben: Tauffeierlichkeit in Rußland, Gebet vor der Taufe, Nähzimmer im Franziskanerkloster. – Ein Verwandter von ihm ist der russ. Landschaftsmaler Michael Konstantinowitsch, Baron C. v. J., geb. 1836 in Petersburg, auf der dortigen Akademie gebildet und seit 1864 Professor daselbst. Unter seinen Gemälden zeichnen sich wegen ihrer Lichtwirkungen aus: Rückkehr vom Felde, Viehherde in der Steppe, und Eine Straße im Herbstregen.

Cloisonné (frz., spr. klöass-), s. Email.

Çlōka (spr. schlo-), in der ind. Metrik eine vierzeilige Strophe, speciell der altepische Vers der Inder, der ursprünglich aus der viermaligen Wiederholung eines achtsilbigen Verses mit diiambischem Ausgang bestand. In dieser Form (Anuschtubh) ist der Ç. bereits in der vedischen Poesie gebräuchlich. Um jedoch die ermüdende Monotonie der stets wiederkehrenden Jamben zu vermeiden, wurde in späterer Zeit folgendes Schema gangbar: ̣ ̣ ̣ ̣ ˽ ˍ ˍ ˍ ˍ || ̣ ̣ ̣ ̣ | ˽ ˍ ˽ ˍ || (zweimal), welches bei Kunstdichtern noch verschiedenen Gesetzen unterliegt. – Vgl. Oldenberg in der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», Bd. 35 u. 37.

Clölĭa, in der sagenhaften ältesten Geschichte Roms der Name einer edeln röm. Jungfrau, die mit andern Jungfrauen und Knaben dem König Porsenna als Geisel übergeben wurde. Sie täuschte die Wachen und schwamm den übrigen Mädchen voran über den Tiber; alle entkamen glücklich zu den Ihrigen. Die Römer schickten sie jedoch auf Porsennas Verlangen zurück. Dieser aber, den der Mut der Jungfrau mit Bewunderung erfüllte, gab die C. frei und erteilte ihr auch die Erlaubnis, einen Teil der Geiseln mit sich zu nehmen, worauf sie die Minderjährigen auswählte. Eine Statue auf der Sacra via, welche eine zu Pferde sitzende Frau darstellte, sollte ihr zu Ehren errichtet sein.

Clonakilty, Stadt in der irischen Grafschaft Cork, an der sandigen und gefährlichen Bai von C., hat (1891) 3220 E., Getreide-, Leinen- und Garnhandel. In der Nähe ein kelt. Steinkreis.

Clonmel, Hauptstadt der irischen Grafschaft Tipperary, 45 km im NW. von Waterford, an beiden Ufern und auf den Moire- und Long-Inseln des schiffbaren Suir, über den drei kleinere Brücken führen, Eisenbahnknotenpunkt, hat (1891) 8480 E., eine restaurierte got. St. Mary-Kirche, einen Gerichtshof, Irrenhaus, Kaserne, litterar. Institut mit Kunstschule; große Getreidemühlen, Brauereien und Brennereien und wichtigen Handel mit Butter (über 10000 Fässer jährlich) und Getreide. – C. war früher ↔ Festung, deren Werke durch Cromwell nach harter Belagerung 1650 geschleift wurden; 1848 war die Stadt Mittelpunkt des Aufstandes von Smith O'Brien. Hier wurde 1713 Lawrence Sterne geboren.

Clontarf, Stadt und besuchtes Seebad in der irischen Grafschaft Dublin, 5 km im ONO. Von Dublin, am nördl. Ufer der Dublin-Bai, hat (1891) 5104 E., ein Schloß und Fischerei. Hier wurden 1014 die Dänen von Brian Borovinhe besiegt.

Cloots, Joh. Baptista, Baron von, gewöhnlich Anacharsis C. genannt, ein schwärmerischer franz. Revolutionär, geb. 24. Juni 1755 auf Schloß Gnadenthal bei Cleve, erhielt von seinem 11. Jahre an seine Erziehung in Paris. Durch eifriges Studium der Alten war er für die antike Demokratie begeistert, schrieb gegen die offenbarten Religionen und sprach in Paris für die radikale Revolution, die Abschaffung der Feudalrechte, den Rhein als Grenze Frankreichs u.dgl., bis ihn die Regierung Ludwigs XVI. aus Paris entfernte. Nun bereiste er ganz Europa, überall seine demokratischen Anschauungen predigend, in Belgien den Aufruhr gegen Joseph II. schürend, in Spanien gegen die Inquisition eifernd, und kehrte im Juli 1789 nach Paris zurück. Hier erblickte er in der Französischen Revolution die Erfüllung seiner Wünsche. Er nannte sich den Redner des Menschengeschlechts (orateur du genre humain), petitionierte oft bei der Nationalversammlung, schrieb tobende Artikel in die «Chronique de Paris» und erschien 19. Juni 1790 an der Spitze einer Anzahl Pariser Gamins und Dienstleute, die in den Phantasiekostümen civilisierter und wilder, lebender und vergangener Völker die Abgeordneten des Erdkreises vorstellten, vor der Versammlung, um ihr eine Dankadresse für die Erhebung gegen die Tyrannen der Welt zu überreichen und die Aufnahme aller zu Paris befindlichen Fremden in die franz. Gemeinschaft zu erbitten. In Anspielung auf seine Reisen nahm er den Vornamen Anacharsis an. Sept. 1792 wählte ihn das Oise-Departement in den Konvent, wo er sehr bald eine radikale Reform in Politik und Religion beantragte. Bei der Verurteilung Ludwigs XVI. stimmte er «im Namen des Menschengeschlechts» für den Tod. Später wurde er auf Betrieb Robespierres aus dem Jakobinerklub als Reicher, Fremder und Aristokrat ausgeschlossen, in die Anklage gegen die Hébertisten (s. d.) verwickelt und 24. März 1794 hingerichtet. Er hinterließ eine Menge Schriften, die sämtlich den überspanntesten Charakter tragen und von denen etwa «Certitude des preuves du Mahométisme» (Lond. 1780), «Vœux d'un Gallophile» (1786), «L'orateur du genre humain, ou dépêches du Prussien Cloots au Prussien Herzberg» (1791) und «Bases constitutionnelles de la république du genre humain» (1793) zu nennen sind. – Vgl. Avenel, Anarchasis C., orateur du genre humain (Par. 1865).

Cloppenburg. 1) Amt im oldenb. Verwaltungsbezirk Oldenburg, hat 854,34 qkm, (1890) 22186 (11115 männl., 11071 weibl.) E., 10 Gemeinden, 85 Bauerschaften und zerfällt in die Amtsgerichtsbezirke C. und Löningen. –

2) Amtsstadt im Amt C., an der Soeste und der Linie Oldenburg-Osnabrück der Oldenb. Eisenbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Oldenburg) und einer Oberförsterei, hat (1890) 2174 E., darunter 204 Evangelische und 30 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, kath. und evang. Pfarrkirche, vereinigte Ackerbau- und höhere Bürgerschule, kath.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 385.

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