Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

439
Columbia (südamerik. Staat)
lagert wird. Auch in der mittlern Kette tritt die
krystallinische Achse noch hervor, in der westlichen aber
5ehen wir nur Kreidegesteine. Die Ketten werden
getrennt durch die Flußtbäler des Magdalena (s. d.)
im ^. und Cauca (s. d.) im V., welche aus Tertiär
und ^uartär bestehen. Der mittlern Kette sind
auch hier noch Vulkane aufgesetzt, welche die höch-
sten Gipfel des Landes bilden, der Tolima (s. d.)
unter 4° 4(/ nördl. Br. erreicht 5584 m Höhe. Dieser
und der Ruiz sind die nördlichsten Vulkane der An-
den Südamerikas. Eine zweite Vulkangruppe liegt
im Süden des Landes um Popayan, nämlich der
Puraee (s. d.) 4700 m, der Pan de Azucar 4870 m,
und der Eotara; eine dritte nahe der ecuadoriani-
scken Grenze um Pasto, der Vulkan von Pasto
4264 m, der Bordoncillo und endlich der Cumbal
(s. d.) 4790 in. Die höchsten Teile der Anden, wie
der Vulkan Tolima, der Ruiz u. a. tragen Schnee,
ebenso die Sierra Nevada de Cocui (Chita) nord-
östlick von Tunja. Die Hochebene am Abfalle der
^stkette gegen den Magdalena erreichen 2400-
2700 m Höhe, die Hauptstadt Bogota liegt in 2610 m.
Gegen Norden geht die Cordillere des Ostens, (^or-
lliiiki-H oriental, in die Sierra de Perija (s. d.)
über, welche im Cerro Pintado noch 2800 in er-
reicht. Fast isoliert vor derselben liegt die Sierra
Nevada de Santa Maria (s. d.), 5100 m hoch und
Scbnee tragend. Die Centralcordillcre bricht unter
8° nördl. Br. ab, an deren Fuße vereinigen sich der
Magdalena und Cauca. Die Westcordillere endet
ebenfalls im Osten des Atrato (s. d.), der die eigent-
lichen Anden von den fälschlich oft dazu gerechneten
altkrystallinischen Gebirgen der Landenge von Pa-
nama und Darien scheidet. Tertiär bildet das
Atratothal; Fluhalluvionen füllen den Unterlauf des
Magdalena-Cauca aus. (Hierzu Karte: Columbia,
Venezuela, Ecuador, Peru und Bolivia.)
Klima. Die klimatischen Verhältnisse sind im
höchsten Grade mannigfaltig. In die Region des
ewigen Schnees ragen nur die höchsten Erhebun-
gen. In der Region der Paramos (rauhe und
trockne, windige und unbewohnte Bergeinöden) ist
die mittlere Temperatur 9° (^., sinkt aber zuweilen
auf 4° ^. und nicht selten fällt auch etwas Scbnee.
Die Tierra fria nimmt einen großen Teil des Hoch-
gebirges ein, und eine noch größere Ausdebnung
bat die Tierra templada, zu welcher, außer den un-
tern Stufen der Cordillcren und deren niedrigern
Ausläufern, die Hochthäler des Cauca und Magda-
lcna gehören. Der bei weitem größte Flächenraum
gebort indes der Tierra caliente an, nämlich die sämt-
lichen Küstenebenen, die untern Tbälcr des Cauca
und Magdalcna und das weite Tiefland im Osten
(Bogota m 2610 m hat eine Mitteltemperatur von
14,4, August 13,4, März 15,i° (^.). Die von derBoden-
gestaltung bedingten Verhältnisse der Witterung, der
Regenzeit und selbst der Jahreszeiten bewirken eine
grove Verschiedenheit der Gesundheitsvcrhältnisse.
Den größten Teil des Landes kann man als gesund
betrachten, und obschon in den milden Regionen der
Gesundheitszustand des Volks im allgemeinen kein
günstiger ist (bösartige Hautkrankheiten, auch Lepra),
10 trägt daran hauptsächlich der gesunkene Kultur-
zustand die Sckuld. Virklich ungesund sind nur
die feucbten und sumpfigen Küstennicderungen mit
ibrem äußerst beißen Klima, besonders der Choco
(s. d.) am Pacific zwischen 5 und 7° nördl. Br.
Pflanzenwelt. Die Flora ist mit Ausnahme der
kahlen Paramos im Hochgebirge, wo dieselben der
Punaregion von Bolivien ähnlich sind, aber keine
große Fläche des Landes einnehmen, eine sehr
mannigfaltige, reiche und üppige. Die Baumgrenze
reicht am Tolima bis 3360 m, die Grenze der Gerste
bis 3000 m. Die tropischen Niederungswälder enthal-
ten dichte Bestände der die Steinnüsse als wichtigsten
technischen Erportgegenstand liefernden grotesken
Elfenbeinpalme?Kxt6i6pIiH8, an den Andengehängen
Chinarindenbäume (s. Chinarinde) und Stamm-
pflanzen zahlreicher wertvoller Droguen, deren Er-
zeugnisse aber kaum rationell gesammelt werden.
Tierwelt. Die Fauna ist sehr reich und enthält
neben typisch tropisch-südamerikamschen besonders
in den Gebirgen centralamerik. Formen. 10 Gat-
tungen von Affen haben hier Vertreter, es finden
sich neben Puma und Jaguar, Pekaris, Tapire,
Pacas, Agutis, Faultiere, Ameisenfresser, Gürtel-
tiere u. s. w. Die Vogelwelt ist prachtvoll entwickelt
und entbält alle tropisch-amerik. Elemente und wahr-
scheinlich kommen hier die meisten Kolibris vor. Die
übrige Tierwelt ist entsprechend vertreten.
Bevölkerung, Verfassung und Verwaltnng. C.
bat (189-2) etwa 4 Mill. E., d. i. 3 auf 1 ykin oder
15 auf 1 likm der Kulturfläche. Darunter sind etwa
370000 Weiße, 300000 Neger und Mulatten, 1,"3
Mill. Mestizen und 220000 uncivilisierte Indianer.
C. besteht seit 1886 aus 9 Departamentos, denen die
frühern Nationalterritorien einverleibt worden sind,
nämlich aus Magdalena, Volivar, Panama, Cauca,
Santander,Antioquia, Boyaca, Cundinamarca und
Tolima. Davon gehört das Depart. Panama geo-
graphisch zu Centralamerika. Hauptstadt des Lan-
des istBogota mit 95 813 E. Seit der Umwälzung
von 1886 ist den Departamentos (ehemals Staaten)
nur die volle Selbständigkeit der Finanzverwaltung
geblieben; die Exekutive liegt in der Hand des auf
6 Jahre gewählten Präsidenten, dem 7 verantwort-
liche Minister oder Sekretäre zur Seite stehen. Die
Gesetzgebung liegt bei der Dcputiertenkammer, deren
68 Mitglieder (1 auf 50000 E.) in allgemeinen in-
direkten Wahlen auf 4 Jahre gewählt werden, und
beim Senat (27, je 3 für jedes Departamento, auf
6 Jahre indirekt gewählte und 6 vom Präsidenten
der Republik ernannte Mitglieder). Die Finanzen
waren von jeber in elendem Zustande. Bei der Tei-
lung der Schuld der alten Föderativrepublik C. über-
nabm die damalige Republik Neugranada 50 Proz.
im Betrage von 3406500 Pfd. St. und dazu noch
1844 die auf Ecuador kommenden 21^ Proz. im
Betrage von 1464 795 Pfd. St. Durch die rückstän-
digen Zinsen und neuen Anleihen wuchs die Gesamt-
schuld noch mehr an, endlich wurde 1879/80 die Be-
zahlung der äußern Schuld eingestellt. Die Gesamt-
schuld belief sich 31. Aug. 1879 auf 9911219 Pesos
innere und 10064000 äußere Schuld. Letztere wuchs
bis 1889 auf 2 878 203 Pfd. St., erstere 1892 auf 11,i9
Mill. Pesos: Papiergeld sind 18 Mill. Pesos vor-
banden. Die Einnahmen, vor allem Zölle, betragen
(1893/94) 24,89, die Ausgaben 27,32 Mill. Pesos.
Auch in der sittlichen und intellektuellen Kultur
steht C. auf sehr niedriger l^tufe. Die früher über-
aus reiche und mächtige Kirche ist seit der Losreißung
des Landes von Spanien an Besitz und Ansehen ge-
sunken. Sie ordnet unabhängig vom Staat ihre in-
nern Angelegenheiten. Es bestehen ein Erzbistum zu
Bogota und fünf Bischöfe zu Popayan, Cartagena,
Sta. Marta, Antio quia und Panama. Der Klerus ist
durchgängig unwissend. Den prot. Konfessionen ist
völlige Freiheit des Kultus gewährt. Das Volks-
Artikcl, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.