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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Columbia

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Columbia (südamerik. Staat)

schulwesen befindet sich in der traurigsten Verfassung. Von höhern Unterrichtsanstalten giebt es nur die ganz unbedeutende Universität zu Bogota sowie eine Anzahl von Kollegien und Priesterseminaren. Der Elementarunterricht (1734 Schulen mit 92794 Schülern) ist unentgeltlich. Das stehende Heer zählt 5500 Mann; im Kriegsfalle ist jedermann wehrpflichtig. Eine Flotte besteht nicht.

^[Abb. Wappen]

Das Wappen der Republik, gekrönt von einem die Flügel hebenden Kondor, zu dessen beiden Seiten das Spruchband ("Libertad y orden") sichtbar wird, und drapiert mit je zwei gold-blau-roten Fahnen auf jeder Seite, zeigt im obern blauen Felde zwei Füllhörner, im mittlern silbernen eine rote Freiheitsmütze, im untersten die Landenge von Panama mit einem Schiffe auf jedem der beiden Oceane. Die Flagge (s. Tafel: Flaggen der Seestaaten) ist gelb (doppelte Breite), blau und rot horizontal gestreift.

Landwirtschaft und Bergbau. Obgleich die Kulturpflanzen aller Zonen vorzüglich gedeihen, wird kaum der eigene Bedarf erzeugt. Angebaut werden fast alle Nahrungsgewächse, doch mit sehr geringer Sorgfalt. Mais, Bananen- oder Pisangbäume gewähren die Hauptnahrungsmittel. Reis und Weizen werden wenig, selbst Kakao nicht ausreichend für den starken Verbrauch gewonnen. Die einzigen Kulturpflanzen, welche ansehnliche Exportartikel liefern, sind Tabak (Ambalema im Magdalena- und Palmira im Caucathal) und namentlich Kaffee, der in der Tierra fria vortrefflich gedeiht und dessen Anpflanzung neuerdings besonders im Departamento Santander Aufschwung nimmt. Bei der Trägheit der Bevölkerung fehlen indes Arbeitskräfte, ebenso für den Anbau von Indigo und Baumwolle. Zucker wird in den tiefen Thälern gebaut, aber wegen der Mangelhaftigkeit des Betriebes ist ein Wettbewerb mit Westindien unmöglich. Die Brennerei aus Zucker wird von Ausländern im großen betrieben. Die Viehzucht ist nur in mittlern Landesteilen von Bedeutung. Im ganzen sind 291000 qkm, wenig mehr als ein Viertel der Gesamtstäche, kultiviert. Die Industrie ist bis auf die Fabrikation grobner Gewebe aus Baumwolle, von Hängematten und Cigarren und auf Strohhutflechterei (Panamahüte) gering. Bedeutung hat seit Freigebung der Dampfschiffahrt auf dem Rio Magdalena der Schiffbau.

Der Bergbau ist im Verhältnis zu dem Metallreichtum nicht bedeutend. Der größte Teil des Goldes wird durch Waschen gewonnen, namentlich in dem goldreichen Departamento Cauca. Der Betrieb der Goldminen von Antioquia geschieht seit längerer Zeit durch engl. Gesellschaften. Die bedeutendsten Silberminen sind die von Sta. Ana bei Mariquita. Berühmt sind seit der Entdeckungszeit die Smaragdgruben von Muzo auf dem Plateau von Bogota, auf welchem sich auch die unerschöpflichen Steinsalzlager von Zipaquira, die Kupferminen von Moniquira und die Eisensteinlager bei Pacho befinden. Auch Steinkohlenlager finden sich, namentlich am Rio Magdalena, Asphaltlager in den Gebirgen von Ocana und des Quindiu, sowie Schwefellager und Bernstein unweit Honda, wo oft Stücke von 12 Pfd. gefunden werden.

Verkehr und Handel. Dem Produktenreichtum entspricht der Handel noch in keiner Weise. C. ist, wie kein anderer Staat Südamerikas, von zwei Oceanen bespült, an beiden, außer der herrücken Bai von Panama, dem Verknüpfungspunkt zwischen Europa, Westamerika und Ostasien, mit mehrern bedeutenden Häfen (Cartagena, Barranquilla, Vuenaventura) ausgestattet. Aber die Trägheit der Bevölkerung, der Mangel an Industrie und die Schwierigkeit des Verkehrs (meist durch Maultiere) hindern den Aufschwung. Doch zeigte sich 1891 ein Fortschritt. Es gelangten Waren im Werte von 2,48 Mill. Pfd. St. zur Ausfuhr, darunter vor allem Kaffee (0,67), Edelmetalle (0,54), Tabak (0,14), Häute (0,11), Erze (0,09), Kautschuk (0,06), Baumwolle (0,03 Mill. Pfd. St.). Außerdem Kakao, Holz und Rinder. Der Export von Chinarinde ist infolge des Raubbaues stark zurückgegangen. Zur Einfuhr kamen, und zwar zu 67 Proz. über Barranquilla, Textilwaren, Eisen- und Stahlartikel, Salz, Getränke, Nahrungsmittel, Porzellan und Luxuswaren im ganzen für 2,889 Mill. Pfd. St. Von großer Bedeutung ist der Durchfuhrhandel auf der Landenge von Panama, deren Durchstechung (s. Panamakanal) für lange Zeit in Frage gestellt ist. Fahrstraßen giebt es nur auf den Hochebenen von Bogota, bei Medellin und Cucuta. Das Eisenbahnnetz umfaßt 388 km, darunter die Panamabahn (76 km) von Aspinwall nach Panama, die Bolivareisenbahn (28 km) von Sabanilla nach Barranquilla, die Schmalspurbahn von Jirardot nach Tocaima (33 km), die Cucutabahn von Villamizar nach Agua Blanca (39 km), die Antioquiabahn von Puerto-Berrio auf dem linken Ufer des Magdalenenstroms nach Pavas (1886: 39 km), die Bogotabahn bei Honda auf demselben Ufer des Stroms (25 km) und die 27 km lange Teilstrecke der Bahn nach Cali, die sog. Caucabahn von Buenaventura am Stillen Ocean in östl. Richtung. Der Postverkehr ist noch nicht entwickelt; Telegraphenlinien bestanden (1892) 9689 km. Die Hauptverkehrsstraße bietet der Magdalenenstrom, auf dem unter größter Anstrengung der Regierung die Dampfschiffahrt eingeführt worden ist. Wöchentlich fahren Dampfer von Panama nach den Haupthäfen am Stillen Ocean bis San Francisco, zweiwöchentlich landen Neuyorker Dampfer in Colon, sowie auch engl.-franz. Linien, und 1873 ward eine Linie zwischen Neuyork, Sta. Marta, Sabanilla und Cartagena eröffnet. Insgesamt liefen (1891) 639 Dampfer mit 741705 t und 373 Segler mit 27603 t in columbianischen Häfen ein. 50 Proz. des Tonnengehalts gehörte brit. Schiffen an. Regelmäßige Verbindung besteht durch 32 Dampfer monatlich.

Geschichte. C. wurde zuerst 1499 von Hojeda und Vespucci entdeckt, 1536 von dem Spanier Gonzalo Jimenez de Quesada erobert und nach seiner Heimat Neugranada genannt; 1547

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