Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

465
Comte (Pierre Charles) - Comuni
1832 bis 1851 war erRepetent anderPolytecknischen
Schule und Examinator für die Echüleraufnahme
an derselben. Er starb 5. Sept. 1857.
Der wissenschaftliche Ertrag von C.s Leben war
der Positivismus, den er in seinem (^oui-8 äo pki-
I080M6 positive" (6 Bde., Par. 1839-42 u. ö.;
Einleitung verdeutscht von Schneider, Lpz. 1880)
niederlegte, ein neuer Versuch einer rein sensualisti-
schen Philosophie. Einseitig mathematisch gebildet,
vollkommen autodidaktisch verfahrend, glaubte C.
etwas völlig Neues zu schaffen, wenn er Gedanken,
die aus dem 18. Jahrh, in die allgemein wissen-
schaftliche Situation des 19. Jahrh, übergegangen
sind, in personlich ursprünglicher Form zur Dar-
stellung brachte. So stellte er das "Gesetz" auf, daß
alle menschliche Erkenntnis mit der theol. Auffas-
sung beginne, um von da durch die Irrtümer der
Metaphysik hindurch auf den "positiven" Stand-
punkt zu gelangen, auf dem die Vctracktung der
ersten Ursachen und der Zwecke gleichmäßig ab-
gelehnt und nur die Aufstellung von Gesetzen der
"Succession von Phänomenen" als die Aufgabe
der wissenschaftlichen Forschung erkannt wird. Die-
sem Gedanken entspricht es wenig, daß C., um sei-
nerseits diese Aufgabe zu erfüllen, eine "Hierarchie
der Wissenschaften" aufstellt, in deren Aufbau jedes-
mal die folgende sich als die kompliziertere aus den
vorhergehenden als den einfachern ergeben soll, daß
er als die einfachste die Mathcmatit als die Lehre
von Zahl, Raum und Bewegung zu Grunde legt
und darauf successive die Astronomie, die Pbysik,
die Chemie, die Biologie und die (von ihm so be-
nannte) Sociologie folgen läßt. Wenn dabei die
Psychologie in einen Teil der Biologie (als Ner-
venphysiologie oder Phrenologie) verwandelt wurde,
so begreift sich, wie ein Teil seiner Anhänger, z. V.
Littre', zu völlig materialistischen Konsequenzen fort-
fchritt, während seine engl. Anhänger, wie Mill,
Lewes und Spencer, mehr die methodologische
Tendenz seiner Lehre, d. h. die Auflösung der Philo-
fophie in die Ernährungswissenschaften, betonten
und den Verzicht des Denkens, über sein sinnliches
Material hinauszugehen, als die "große Entdeckung"
C.s proklamierten. Die Widerlegung dieses Positi-
vismus übernahm C. selbst: am Schlüsse seines
Lebens wurde der Gegner aller Metaphysik in echt
mystischer Weise, denSaint-Simoniftischen Iugend-
eindrücken folgend, zum Stifter einer Religion,
deren Objekt die "Menschheit", das "große Wesen"
sein sollte. Sein "8^8t6ni6 äs politique poäitive,
ou 1ra.it6 ä6 8ociol0Zi6, iu8titn".iit 1a i'Lii^ioii ä6
i'kuinallitL" (4 Bde., Par. 1851-54) verkündete
diese Lehre; dahin gehören auch "(^iLiiäriei- p08i-
tivi8t6" (ebd., seit 1849) und "(^6c1ii8in6 posi-
Uvi8^>) (ebd. 1852; deutsch von Noscklau, Lpz. 1891).
Ein Auszug aus C. ist erschienen von Jules Rig
(2 Bde., Par. 1881), übersetzt von I. H. von Kirch-
mann (2 Bde., Heidelb. 1883). - Vgl. G. H. Lewes,
o.'s p1iil080pn^ ok tli6 P03itiv6 LcieucLs (Lond.
1874); Robinet, ^lotics "nr I'wuvi-6 6t 8ur In. vi6
ä6 0. (Par. 1800; 3. Aufl. 1891); Littre", 5. Lt 1a
MiozopiliL p08itiv6 (ebd. 1863); I. St. Mill, (^.
auä po8itivi8in (Lond. 1865; 2. Aufl. 1866; deutsch
Lpz. 1874); Pellarin, I^88lii critique 8ur 1a. pliilo-
80pkj6 p08itiv6 (Par. 1864); Hugo Sommer, Die
positive Philosophie Auguste C.s sin der "Samm-
lung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vor-
träge",' Verl. 1886); Gruber, August C., Der Be-
gründer deo Positwismus. Sein Leben und seine
Vrockhaus' Konversations-Lexiton. 14. Aufl.. IV.
Lehre (Ireib. i. Br. 1889); I.6ttl68 ä'^. 0. ö. 5o1m
3wart ^liii 1841-46 erschienen 1877 in Paris.
Comte (spr. kongt), Pierre Charts, franz. Maler,
a.eb. 23. April 1823 zu Lyon, war Schüler Robert
Henrys, widmete sich wie dieser dem histor.Genrebild
und brackte 1847 sein erstes bedeutendes Bild zur
Aufstellung: Lady Jane Grey. Andere Bilder von
ihm sind: Begegnung Heinrichs 111. mit dem Herzog
von Guise (1855), Ieanne d'Arc bei der Krönung
Karls VII. (1861; Museum zu Reims), Karl IX.
von seiner Mutter zum Beschluß der Blutdochzeit
angetrieben, Racheschwur Heinrichs von Guise
wegen seines ermordeten Vaters (1864; Museum
zu Lyon), Besuch Franz' I. bei Venvenuto Cellini,
Karl V. im schloß zu Gent nach seiner Abdankung
(1866), Die Nickte Don Quirotes (1877), Floren-
tiner Edelleute erblicken Dante (1883).
Vonito88b (frz., spr. kongtch), Gräsin, im
Deutschen besonders für unverheiratete Damen grast.
Stander gebraucht.
voninin, der alte lat. Name für Como (s. d.).
Comuneros oder die Söhne des Padilla
(s. d.), Benennung der geheimen Gesellschaft, die zu
Ende des I. 1821 in Spanien aus dem Vereine der
Freimaurerei hervorging. Ein Teil der C. hatte
früher der auch in Spanien verbreiteten Carbonaria
angehört. Die mehr konstitutionell gesinnten Frei-
maurer wurden durch die C., die zu kühnern revo-
lutionären Maßregeln antrieben, bald überflügelt.
Ihre Tendenz war die Verwirklichung der Volkeherr-
schaft; ihre Losung die Freiheit und völlige Gleich-
heit der Menschen. Vallesteros (s. d.) und Romero
Alpuente waren ihre ersten Häupter. Schon 1821
hatten die C. zu Madrid eine leitende Junta und
in jeder Provinz Provinzialkassen und eine Central-
kasse, wohin die freiwilligen Beiträge der Mitglieder
flössen. 1822 zählten sie 40000 Ritter; später soll
ihre Zahl auf 70000 gestiegen sein. Ihre Be-
ziehungen dehnten sich selbst nach Frankreich aus.
Der gemeinschaftliche Haß gegen das zweite und
dritte Ministerium nach Herstellung der Cortesver-
fassung hatte noch einmal die C. den Freimaurern
genähert. Als aber die^ letztern nach dem 7. Juli
1822 das Ministerium l^an-Miauel gebildet hatten,
folgte bald wieder Trennung und neuer Kampf. Das
Ministerium San-Miguel wurde 19. Febr. 1823
entlassen, und an die Spitze des neuen trat 1. März
Florez d'Estrada, der als Organ der C. betrachtet
wurde. Mit diesem hielt der König 10. April seinen
Einzug in Sevilla und 12. Juni in Cadiz. Nach der
zweiten Restauration wurde der Verein der C. auf-
gehoben und die Teilnahme bestraft; doch scheint er
nock eine Zeit lang fortbestanden zu haben.
Ooinüni (86tt6 und "1>6äici (^., die "sieben" und
die "dreizedn Gemeinden"), zwei Berglandschaften
in Oberitalien, die erste in der Provinz Vicenza,
zwischen dem Astico und der Vrenta im nördl. Teil
der Lessiniscken Alpen, besteht aus den Gemeinden
Asiago, Roana, Rozzo, Gallio, Fozza, Enego,
Lusiana; die zweite in der Provinz Verona, am Süd-
abhang der Monti-Lessini zwischen der Etsch und
dem Agno, enthält die Gemeinden Erbezzo, Bosco
Frizolane, Val di Porro, Cerro, Novere di Velo,
Porcara, Saline, Velo, Azarino, Campo Silvano,
Badia Calaoena, Selva di Progno, S. Bartolomeo
tede^eo. Beide sind oder waren vielmehr deutsche
Sprachinseln auf ital. Boden. Den Ursprung der
Bewohner, die sich selbst Cimbern nennen, leitete
man früher von den alten Cimbern her; später schrieb
30