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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cöthener Scheffel; Cotignola; Cotillac; Cotillon; Cotin; Cotingĭdae; Cotingo; Cotocachi; Cotoīn; Coton; Cotonĕaster; Cotopaxi

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Cöthener Scheffel - Cotopaxi

Stiftungen und gemeinnützige Anstalten sind das Augustenhaus für verwahrloste Mädchen, 2 Fräuleinstifte (1711 bez. 1857 gegründet), Hospital St. Jakob, evang. Vereinshaus mit Schriftenniederlage; Kreiskrankenhaus, homöopathische Anstalt (Dr. Lutze), gräfl. von Brandenburgsche Darlehnskasse, Vorschußverein, Vorschußbank, städtische freiwillige Feuerwehr und städtische Turnhalle. Von Vereinen bestehen ein Landwirtschaftlicher Verein, Anhaltischer Landesverein zum Roten Kreuz und die Freimaurerloge «Ludwig zum Palmbaum».

Die Industrie erstreckt sich auf Kesselschmieden, Eisengießereien, Maschinen und Metallwarenfabriken sowie auf die Fabrikation von Schokolade, Konserven (Fr. Behr, Präservenfabrik), Sprit, künstlichem Dünger, Knochenmehl, Leim, Leder, Dammarlack, Kirschsaft, Gesundheitskaffee (Wittig & Co.), Malz (die größte deutsche Fabrik, Aktiengesellschaft, vormals Alb. Wrede), Sauerkohl, Mostrich, Kräuterliqueur, Cigarren und Wagen; ferner bestehen Molkereien, Kunst- und Handelsgärtnereien mit bedeutender Erdbeer- und Spargelzucht, Ziegeleien, Schneidemühlen, ansehnlicher Woll- und Getreidehandel und in der Nähe Braunkohlengruben. Bedeutend ist die Zuckerindustrie (1891: 32 Fabriken im Betrieb, davon 2 in der Stadt), die durch den massenhaften Runkelrübenbau in der Umgebung begünstigt wird. Nahe der Stadt die Parkanlagen, Fasanerie und Ziethebusch. C. ist Geburtsort des Fürsten Wolfgang, einer der Hauptstützen der Reformation, des Pathologen Rindfleisch, des Komponisten August Klughardt. Hier lebten Johann Sebastian Bach (1717‒23) als fürstl. Musikdirektor und der Dichter Eichendorff; C. war 1848 der Zufluchtsort vieler polit. Flüchtlinge: Hoffmann von Fallersleben, Ernst Keil, Bakunin u. a.

C. soll schon zur Zeit Heinrichs Ⅰ. eine bedeutende Ansiedelung der Wenden gewesen sein. Am 21. Febr. 1117 besiegte Graf Otto der Reiche bei C. 2800 Slawen, die in sein Land eingefallen waren. Bereits 1194 besaß die Stadt einen bedeutenden Kornmarkt, auf dem nach dem Cöthener Scheffel (= 4 Malter) gerechnet wurde, sowie eine eigene Münzstätte. 1280 wurde es von Friedrich, dem Sohne des Landgrafen Albrecht von Thüringen, geplündert und verbrannt. Albrecht Ⅰ. residierte fast stets in C. und schaffte die wend. Sprache als Gerichtssprache ab. 1406 wurde C. unter Albrecht Ⅲ. vom Erzbischof Günther von Magdeburg erfolglos belagert; eine Steinkugel an der Nordseite der Stadtkirche erinnert daran. 1445‒65 war C. in kaiserl. Acht und kam 1547 als Geschenk des Kaisers an den General Ladron. Das 1547 verbrannte Schloß wurde 1597‒1606 neu aufgebaut. 1806 erhielt Fürst August Christian Friedrich von C. nebst den beiden andern anhalt. Fürsten von Napoleon Ⅰ. den Herzogstitel. (S. Anhalt, Geschichte.)

Cöthener Scheffel, s. Cöthen.

Cotignola (spr. -injohla), s. Jochmus, Aug. Giacomo.

Cotillac (spr. -tĭjáck), die Form des weiblichen Oberkleides (des Bliaud, s. d.), wie sie in Frankreich während des 13. Jahrh. aufkam. Es ist ein Gewand ohne Ärmel, das bis zum Halse hinaufreicht und sich an den Oberkörper eng anlegt, an der Seite aufgeschnitten ist und geschnürt wird, aber von der Hüfte abwärts in reichen Falten sich um die Füße legt.

Cotillon (frz., spr. -tĭjóng, eigentlich Unterrock, vom mittellat. cotta; altfranz. cote, Kutte, langes Kleid), alter franz. Gesellschaftstanz, der mit Gesang und mit dem Refrain «Ma commère, quand je danse, mon cotillon va-t-il bien?» begleitet wurde. Vordem einfacher, hat er sich zu immer reichern Touren ausgebildet. Die Tänzer und Tänzerinnen treten paarweise nebeneinander im Kreise an. Der Tanz beginnt mit einer großen Ronde, dann folgt in der Regel eine Quadrillentour, auf diese eine andere beliebige Tour; jedoch bestehen die meisten Touren in solchen, bei denen der Herr eine Dame, die Dame einen Herren wählt und mit ihm tanzt, oder bei denen sich einige Herren je zwei Damen, einige Damen je zwei Herren wählen, worauf durch Los die Paare für die einzelnen Touren bestimmt werden. In dieser Wahl der Tänzer liegt der Reiz des C., der noch erhöht wird durch das Verteilen von Cotillonorden an die Herren, Blumensträußchen an die Damen und allerhand Überraschungen.

Cotin (spr. -täng), Charles, franz. Dichter, geb. 1604 zu Paris, gest. 1682, königl. Rat und Prediger unter Ludwig ⅩⅣ., seit 1655 Mitglied der Französischen Akademie, verspottet von Molière in den «Femmes savantes» als Trissotin, war Schöngeist in den litterar. Salons der Zeit, veröffentlichte «Recueil des énigmes de ce temps» (Par. 1646) und schrieb neben moralphilos. Traktaten zahlreiche galante Gedichte («Œuvres galantes», 2 Bde., 1663 u. ö.) und geschätztere «Poésies chrétiennes» (1657 u. ö.), die ihm in seiner Zeit eine gewisse schriftstellerische Bedeutung gaben, bis er ihrer durch Boileaus Spott (Sat. 3, 8, 9) verlustig ging.

Cotingĭdae, s. Fruchtvögel.

Cotingo, Fluß in brit. Guayana, s. Tacutu.

Cotocachi (spr. -kattschi), Vulkan von 4966 m Höhe in der Westkette der Cordillere von Quito, in Ecuador.

Cotoīn, s. Cotorinde.

Coton (frz., spr. -tóng), Baumwolle, Kattun; Cotonnerie (spr. -tonn’rih), Baumwollpflanzung; kotonnieren, mit Baumwolle füttern, ausstopfen.

Cotonĕaster Med., Pflanzengattung aus der Familie der Rosaceen (s. d.), Abteilung der Pomeen, mit 15 größtenteils in Nordafrika, Asien und Europa wachsenden Arten. Es sind Sträucher oder kleine Bäume; ihre Blüten stehen doldentraubig gruppiert an den Seiten der Zweige. In Deutschland wachsen wild C. vulgaris Lindl. (Mespilus cotoneaster L.), die Berg- oder Steinmispel, ein Strauch von 60 bis 130 cm Höhe, mit ovalen, oberseits kahlen, grünen, unterseits weißgraufilzigen Blättern, rötlichweißen Blumen und scharlachroten Früchten, an sonnigen, felsigen Orten hier und da, namentlich auf Kalk, in Mittel- und Süddeutschland, und C. tomentosa Lindl., seltener und nur in Süddeutschland auf Kalkboden zu finden, von der vorhergehenden durch auch oberseits behaarte Blätter unterschieden. Beide Arten sowie mehrere ausländische (z. B. C. nigra Wahlb. mit schwarzen Früchten) dienen als Ziersträucher. Die Früchte haben mehligen, faden Geschmack.

Cotopaxi (spr. -páchi), ursprünglich Cutupagsi, der höchste der noch thätigen Vulkane der Erde, der zweithöchste Berg der Cordilleren von Ecuador, erhebt sich als Glied der östl. Vulkanreihe 70 km im SO. von Quito zu 5960 m und besitzt fast die vollkommenste Kegelgestalt unter allen. Die Schneegrenze liegt im N. in 4762, im S. in 4629 m Höhe. Sein Krater hat über 800 m Durchmesser. Seine Auswurfsmassen bedecken viele Quadratkilometer im Umkreise. Die ältesten Ausbrüche seit Ankunft der Spanier ereigneten sich 1532

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