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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Courtelary - Courtry
Artikel aber, und an einigen Plätzen (Bremen) über-
haupt, von beiden Teilen, im letztern Falle mit ent-
sprechend niedrigerm Satze, für Geld, Wechsel, Fonds
und Aktien fast überall von beiden Parteien, in Wien
jedoch nur vom Verkäufer. Die C. hat an den ein-
zelnen Orten für die verschiedenen Geschäftsgattun-
gen besondere, üblich gewordene, feste Sätze und be-
trägt in der Regel ^ ws 1 Proz. Die Geld-, Wechsel-,
Fonds- und Aktiencourtage ist viel geringer als die
C. für die andern Waren und wird gewöhnlich mit
1 vom Tausend (1 Promille) oder auch mit ^ Proz.
angerechnet. Jene wird in Berlin, Paris und Amster-
dam auf den Nennwert der betreffenden Objekte be-
rechnet, in fast allen andern Börsenplätzen (so in
London, Wien, Frankfurt a. M., Leipzig, Hamburg)
auf den Kurswert (Kaufpreis); in Köln wird sie vom
Kurswerte berechnet, wenn der Kurs unter pari, da-
gegen vom Nennwerte, wenn der Kurs über pari ist.
Die Berechnung vom Kurswerte (Kaufbetrage) ist
jedenfalls der gerechtere Modus. Bei andern als
Kaufgeschäften teilen sich meist beide Parteim in die
Entrichtung der C., sodaß eine jede die.Hälfte be-
zahlt; bei Assekuranzen ist die Teilung oft eine un-
gleiche, oft auch zahlt der Versicherte allein die C.
Bei den Assekuranzen wird die C. gewöhnlich auf
die versicherte ^unune angerechnet, hier und da aber
auf den Betrag der Prämie; im lotztern Falle hat
sie natürlich einen entsprechend höhern Prozentsatz.
Gleichbedeutend mit C. ist der besonders in Süd-
deutschland und Österreich gebräuchliche Ausdruck
Sensarie. Nach dem Allgemeinen Deutscbcn
Handelsgesetzbuch (Art. 82) hat der Hcmdelsmatlcr
(s. Makler) oie Gebühr zu fordern, sobald das Ge-
schäft geschlossen und, wenn es ein bedingtes war,
unbedingt geworden und von ihm seiner Verpflich-
tung zur Zustellung der Schlußnotcn Genüge ge-
schehen war. Ist das Geschäft nicht zum Abfchluh ge-
kommen oder nicht zu einem unbedingten geworden,
so kann für die Unterhandlungen keine Mailergebühr
gefordert werden; tritt eine oder treten beide Par-
teien nach dem Abschluß noch zurück, so ist nichts-
destoweniger der Makler seine C. zu fordern berech-
tigt. Sehr gewöhnlich wird die C. zwischen Kauf-
leuten nicht sofort entrichtet, sondern aufgerechnet
und dem Makler nach gewissen Perioden, gewöhnlich
halbjährlich oder jährlich (in Berlin monatlich) aus-
gezahlt. Die örtliche gesetzliche Feststellung der Cour-
tagesätze ist ebenso unpraktisch als zwecklos, da sie
immer umgangen wird; nur für den Fall des Man-
gels desfallsigcr Übereinkunft (Österreich, Hamburg,
Bremen) und betreffenden festen Platzbrauchs hat
sie Bedeutung.
Courtclary (spr. kurt'larih). 1) Bezirk im
schweiz. Kanton Bcrn, hat 266,7 ^m, (1888)
27153 E., darunter 2723 Katholiken und 99 Is-
raeliten, in 19 Gemeinden und umfaßt das ein-
förmige Irirathal Val St. Imicr samt den dasselbe
umschließenden Höhen. - 2) Flecken und Hauptort
des Bezirks C., in 699 m Höhe, am Nordfuße des
Chasscral im Val St. Imicr, an dcr Suze und dcr
Linie Sonceboz Chaur-de-Fonds dcrIura-Simplon-
Bnhn, hat (1888) 1182 E., daruntcr 54 Katholiken;
Post, Telegraph, ein altes Schloß, eine hochgelegene
Kirche, mehrere Uhrenfabriken und besuchten Jahr-
markt. Die Hauptcrwcrbsquellen sind wie in den
anstoßenden Gegenden des Neucnburgischen und des
Berniscken Jura Uhrmachern und Alpenwirtschaft.
Eourtenay (spr. kurt'näh), Hauptstadt des Kan-
tons C. (223,33 <ikm, 15 Gemeinden, 8384 E.) im
Artikel, die man unter E verm
Arrondissement Montargis des franz. Depart. Loiret,
25 km nordöstlich von Montargis, an dem zum
Loing gehenden Biez oder Cle'ry und an der Linie
Paris - Montargis - Sens der Franz. Mittelmeer-
bahn, hat (1891) 1932, als Gemeinde 2809 E., Post,
Telegraph, ein Schloß, Gerberei, Ziegelbrennerei,
Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen, Handel mit
Holz, Eisen und Kohlen. - C. war im Mittelalter
eine wichtige Herrschaft, die dem Sohne des Kape-
tingers Ludwigs des Dicken, Peter, verliehen war.
Seine Abkömmlinge haben während der Kreuzzüge
Konstantinopel drei Kaiser, Peter, Robert und Bal-
duin II. (s. Byzantinisches Reich, Bd. 3, S. 814 d)
und Edessa mehrere Grafen gegeben. Andere gingen
nach England und gründeten den Stamm der noch
jetzt blühenden Grafen von Devon (s. d.) oder
Devonshire. Bis auf Ludw'g XIV. verfuchten sie
mehrmals, sich als Prinzen von königl. Geblüte an-
erkennen zu lassen. Die franz. Linie starb 1730 aus.
vonrtvs pa.nn!S3 (frz., spr. kürt' pohm'), s.
Ballhäuser. Mndlcr.
Courtier (frz., spr. kurtleh), Makler, Untcr-
Courtine, s. Kurtine.
Eourtisan (frz., spr. kurtisang), Hofmann, Höf-
ling, Hofschranze; Courtisane, Buhlcrin.
Eourtmans-Berchmans (spr. kuhrt-).Ioanna,
vläm. Schriftstellerin, geb. 6. Sept. 1811 zuOuoegend
in Oststandern, heiratete 1836 den Lehrer Courtmans
zu Gent und schloß sich der Bewegung zu Gunsten
der vläm. Litteratur an. Seit 1856 Witwe, eröffnete
sie in Maldegem ein Erziehungsinstitut und starb
daselbst 22. Sept. 1890. Ihre zahlreichen Werke
(Romane, Novellen, Gedichte) wurden öfters preis-
aetrönt. Ihre Erzählungen zeichnen sich durch Le-
benssrische und Lebenswahrheit aus, zumal wenn
sie das Volksleben schildert. Zu den besten gehören:
"^una. ci6 Zi06M6nma6Fän (Gent 1862), "llet ß6>
8od6nk van äßUMAkl" (ebd. 1864; auch französisch),
"1)6 X^i't6 lloeve" (ebd. 1864; 2. Aufl. 1866),
(Ms)6ä(5i- I)3,U661" (Antw. 1868), ttl>6 Xo^Hcdter"
(Dordrecht 1873), "O6 IlooFmosäiZs" (Gent 1882).
Eine Sammlung derselben erschien in "V6id.2.1eii on
Nuv6ii6u" (Roeselare 1884-87).
Courtois (spr. kurtöä), Gustave, franz. Malcr,
geb. 1852 zu Pusey im Depart. Haute-Saöne, trat
1869 in das Atelier von Geröme und wählte seine
Stoffe aus verschiedenen Gebieten. Seine Gemälde,
für die er mehrfach Medaillen erhielt, zeichnen sich aus
durch Klarheit und Sicherheit der Zeichnung fowie
durch ein zartes Kolorit. Hervorzuheben sind: Tod
des Archimedes (1875); Orpheus; Narcissus; Lais
in dcr Unterwelt (1878); Dante und Virgil in der
Unterwelt bei den Vaterlandsvcrrätcrn; Bajadere
(1882); Junger Florentiner mit Katzen spielend
(1883); Begräbnis der Atala (1884); Madonna mit
dem Christkind (1887). Anch als Porrrär- und
Aquarellmaler ist C. sehr geschätzt. Er lcbt in Neuilly.
Courtois (spr. kurtöä), Jacques, Maler, s. Bour-
guignon.
Eourtoisie (spr. kurtöäsih, vom frz. cour), höf-
liches und zuvorkommendes Benehmen.
Courtrai (spr. kurträh), Stadt im belg. West-
standern, s. Kortrijk.
Courtry (spr. kurtrih), Charles Louis, franz.
Radierer, geb. 11. März 1846 zu Pans, Schüler
von Gauchcrel und Flameng, hat für seine Radie-
rungen mehrfach goldene Medaillen erhalten (1877
in München, 1889 in Paris). Sein Werk zählt be-
reits über 600 Wiedergaben nach Werken alter und
ißt, sind unter K aufzusuchen.