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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Courts - Cousinéry
neuerer Meister. Er radierte besonders nach Gi-
röme, Van Marcke, Munkacsy, Laurens, Rubens,
Chartran (Leo XIII., 1892). M- d.).
vonrts (engl., spr. kohrts), Mehrzahl von (^ourt
Cöus, Titan, s. Koios.
Cousin (spr. kusäng) und Cousine (frz.), die ge-
bräuchliche Bezeichnung für Geschwisterkinder (s. d.);
s. auch Base und Vetter.
Cousin (spr. kusä'ng), Jean, franz. Maler und
Bildhauer, geb. 1501 in Soucy bei Sens, lebte meist
an letzterm Orte und starb um 1590. Zu seinen wich-
tigsten Werken gehören: das auf Glas gemalte
Jüngste Gericht in der Kirche zu St. Romain, welches
er für Vincennes in Öl wiederholte (jetzt im Louvre),
ferner: Die Hochzeit zu Kana (früher in St. Ger-
vais zu Paris, jetzt im Museum zu Rennes). Im
Schlosse zu Anet malte er grau in grau die Predigt
Christi in der Wüste, in der Kapelle des Schlosses
Fleurigny bei Sens die tiburtinische Sidylle nach
Dosso Dossi. In seinen Bildern, unter welchen noch
in Sens befindliche Porträte zu erwähnen sind, zeigt
sich ein Schwanken zwischen ital. und deutschem Ein-
fluß. Er zeichnete sicher und mit Kenntnis der Pcr-
spektive. Als Bildhauer lieferte er die liegende Figur
des Admirals Chabot (jetzt im Louvre). Er schrieb:
"I^ivre äs P6r8peetiv6" (Par. 1560), "1<ivr6 äs
poi'trkiwi-e" (ebd. 1571 u. ö.). - Vgl. Didot, Ntuäe
8U!- ^6HQ 0. (ebd. 1872); ders., Rccusil äo8 wuvi'63
0^018168 ä6 ^ÄQ 0. (41 Tafeln, ebd. 1872).
Cousin (spr. kusäng), Victor, franz. Philosoph,
Schriftsteller und Politiker, geb. 28. Nov 1792 zu
Puäs, wurde 1815 Royer-Collards Stellvertreter
an der Sorbonne, wo er die von seinem Vorgänger
nach Frankreich gebrachten Lehren der schott. Phi
lrsophie vortrug. Eine erste Reise nach Teutsch-
land (1817) bekehrte ihn zu der Metaphysik von
Kant, Fichte, Schelling und brachte in seine Vor-
lesungen 1319 - 21 eine freisinnige Richtung, die
mit den Nückschrittsideen der gleichzeitigen Poli-
tik unverträglich erschien. Zuerst untersagte man
ihm auf eine Zeit lang die Ausübung seines Do-
centenamtes an der Sorbonne, und die Auflösung
der Normalschule (1822) entfernte ihn vollends aus
dem öffentlichen Unterrichtswesen. Er machte nun
1821 eine zweite Reise nach Deutschland. In Dres-
den auf Betrieb der preuh. Regierung verhaftet,
wurde er nach Berlin abgeführt und erlitt daselbst
eine kurze Gefangenschaft. Bei feiner Rückkehr nach
Frankreich warf er sich ganz in die Opposition, und
als 1827 das Martignacsche Ministerium an die
Stelle des Villeleschen Kabinetts trat, wurde er in
seinen Lehrstuhl wieder eingesetzt. Nach dem Aus-
aange des Kampfes der Iulitage 1830 wurde er in
kurzer Zeit zum Staatsrat, Oberaufseher des öffent-
lichen Schulwesens, Mitglied der Französischen Aka-
denne und der neu gestifteten Akademie der morali-
schen und polit. Wissenschaften, zum Direktor der
Normalschule und zum Pair von Frankreich (1832)
ernannt. Im Mai 1831 unternahm er im Auftrag
des Unterrichtsministeriums eine Reise nach Deutsch-
land, um das Nnterrichtswesen, vornehmlich in
Preußen, kennen zu lernen und authentische Doku-
mente darüber zu sammeln. Die Resultate dieser
Reise enthält seine Schrift "1)6 i'inätructioQ pu-
diiHUK äHQ8 HU6ihU68 P3,^8 ä<5 1'^1i6rNH^N6, 6t
Mi-ticuli6i-6iii6llt 611 ?ru386" (3. Aufl., 2 Bde.,
Par. 1840; deutsch von Krüger, 2 Bde., Altona
1832 - 33). In dem achtmonatigen Ministerium
Thiers vom 1. März 1340 übernahm C. das Unter-
richtsministerium, wie er überhaupt seit 1830 eine
große Thätigkeit für das gesamte franz. Unterrichts-
wesen entwickelte. Er hatte sowohl von den Demo-
kraten wie von dem Klerus die heftigsten Angriffe
auszuhalten, die auch dann nicht nachliehen, als
er nach der Niederlegung des Ministeriums in der
Pairskammer gegen seinen alten Freund Guizot
auftrat und die Philosophie und das öffentliche
Untcrrichtswesen verteidigte. Die Revolution von
1848 machte C.s öffentlichem Leben ein Ende und
er nahm feine litterar. Thätigkeit wieder auf. Er
starb 13. Jan. 1867 zu Cannes.
Als Philosoph hielt er sich, ein Schüler von
Roycr-Collard und Maine de Biran, anfangs an
die pfychol. Methode und war geneigt, die ganze
Philosophie auf die Phänomcnologie des Geistes
einzuschränken. Nachdem er in den Strom der deut-
schen Metaphysik gelangt war, entwickelte er deren
Lehren und Spekulationen mit einem so hinreißen-
den Fluh und Feuer der Rede, dah man ihn zu ihren
eifrigen Anhängern zählen muhte. Seine eigene
Lehre bezeichnete er als Eklekticismus, und von
der Überzeugung ausgehend, dah die wahre Philo-
sophie durch alle Systeme hindurch sich entwickle,
wurde er ein eifriger Beförderer des Studiums der
Geschichte der Philosophie. Vor allem war er be-
müht, zwischen dem Skepticismus der Scbotten und
der idealistischen Metaphysik der Deutschen zu ver-
mitteln; er verlangte Anwendung der induktiven
Metbode auch auf die psychischen Erscheinungen,
glaubte aber mittels der so gewonnenen Begriffe
über die Erscheinungen hinaus zur Erkenntnis der
Dinge selbst und jener Gattes gelangen zu können.
C. nannte dies die psychol. Methode. Abgesehen von
den philos. gelehrten Arbeiten, die er selbst unter-
nahm, veranlaßte er im öffentlichen Unterrichts-
wefcn und in andern Kreisen eine bedeutende Be-
wegung auf dem Gebiete der geschichtlichen und
wissenschaftlichen Forschung. Er machte dabei den
eklektischen Spiritualismus zum Endzweck und
Mittelpunkt, obschon er selbst nicht mit sich im
Reinen war über das, was man darunter zu ver-
stchen habe. Fülle und Kraft des Stils machen ihn,
wenn auch nicht zu einem der ersten Denker, doch
zu einem der vorzüglichsten französischen philos.
Schriftsteller seiner Zeit. Von seinen Schriften sind
hervorzuheben: "^our8 ä'ki8toii'6 ä<3 lg. p1ii1c"80Z)Iii6
Nwlg,i6 KU XVIII^ 816616, prok6886 ä 1a ^3,eu1t6 ä68
I6ttl68 ä6 1816 - 20" (5 Bde., Par. 1840-41),-
darunter namentlich in vielen Auflagen verbreitet
"Du vl3.i, äu dea.u 6t äu di6Q", "1^69.0118 äe puilo-
80plii6 8ur Xaut" (1842 u. ö.), "^l3.ßin6Qt8 pliilo-
8opliiciu63" (1826); dann noch einige Werke über
Geschichte der Philosophie. Später veröffentlichte
er eine Reihenfolge von "Studien" über die Frauen
und gesellschaftlichen Zustände des 17. Jahrh, in
Frankreich. Auch besorgte er eine vollständige Aus-
gabe der Werke Abälards (2 Bde., Par. 1849 u.
1859) und eine Übersetzung von Platos sämtlichen
Werken (13 Bde., ebd. 1825-40). - Vgl. Fuchs,
Die Philosophie Victor C.s (Berl. 1874); Alaux, I.a
p1nlo80i)1ii6 ä6 0. (Par. 1864); Mignet, Victor 0.
(ebd. 1869); Taine in "1^68 pliii080p1i68 ci3.38iHi65
äu XIX' 8ieci6" (6. Aufl., ebd. 1888); Ravaisson,
I^k Z)1ii1<)80p1ii6 6U I^HQC6 HU XIX^ 816016 (2. Aufl.,
ebd. 1884).
Cousinöry (spr. kusinerih), Esprit Marie, franz.
Numismatiker, geb. 8. Juni 1747 zu Marseille,
widmete sich der diplomat. Lausbahn und ward
Artikel, die man unter C vermißt, sind untrr K aufzusuchen