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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cyansaures Ammonium - Cybulski

nur esterartige Verbindungen kennt (s. unten). Die gewöhnliche C. wird durch Destillation der Polymeren Cyanursäure (s. d.) gewonnen und bildet eine, nur unter 0° beständige, bewegliche, sehr flüchtige Flüssigkeit, die stark sauer reagiert, stechend nach Essig riecht und auf der Haut Blasen erzeugt. Bei 0° verwandelt sich die C. in das Polymere Cyamelid, eine weiße porzellanartige Masse, die beim Destillieren wieder C. giebt. Oberhalb 0° erfolgt diese Umwandlung explosionsartig. Das wichtigste Salz der C. ist das gewöhnliche cyansaure Kalium (auch Kaliumcyanat oder Kaliumisocyanat genannt). Dasselbe entsteht leicht durch Oxydation von Cyankalium, z. B. beim Erhitzen mit Bleioxyd: CNK + PbO = CO.NK + Pb, und krystallisiert in glänzenden Blättchen. Es ist in Wasser leicht, in Alkohol schwer löslich und zersetzt sich in wässeriger Lösung rasch in Ammoniak und Kaliumcarbonat. Mit den Lösungen der Schwermetallsalze giebt das Kaliumcyanat unlösliche Niederschläge der entsprechenden Metallcyanate. Aus dem Kaliumcyanat kann man durch starke Mineralsäuren die C. nicht in Freiheit setzen, weil dieselbe sofort in Kohlensäure und Ammoniak zerfällt. Esterartige Verbindungen existieren von beiden Formen der C. Diejenigen der normalen C. bilden sich bei der Einwirkung von Cyanchlorid auf Natriumalkoholate, z. B.: der Äthylester

CNCl + NaOC2H5 = CN(OC2H5) + NaCl

Dieselben sind in Wasser unlösliche Flüssigkeiten von ätherischem Geruch, zersetzen sich beim Destillieren und werden Cyanätholine genannt. Die Ester der gewöhnlichen oder Isocyansäure entstehen bei der Destillation von Kaliumcyanat mit ätherschwefelsauren Salzen oder aus Silbercyanat und Alkyljodiden:

CONAg + C2H5J = CONC2H5 + AgJ.

Sie sind unzersetzt siedende, unangenehm stechend riechende Flüssigkeiten, die leicht in die polymeren Isocyanursäureester übergehen und beim Erhitzen mit Kalilauge in kohlensaures Kalium und primäre Aminbasen zerfallen:

CONC2H5 + 2 KOH = K2CO3 + NH2.C2H5.

Durch Wasser und Alkohol werden sie zersetzt, lösen sich aber unverändert in Äther.

Cyansaures Ammonium, CN.O.H4, entsteht durch direkte Verbindung von Cyansäuredampf mit trocknem Ammoniakgase. Es ist ein schneeweißes krystallinisches Pulver, das sich beim Lösen in Wasser und Eindampfen in Harnstoff, CO(NH2)2, verwandelt.

Cyansaures Kalium, s. Cyansäure.

Cyansilber, s. Silbercyanid.

Cyansulfosäure, s. Rhodanwasserstoffsäure.

Cyanüre, s. Cyanmetalle.

Cyanursäure entsteht durch Kondensation von drei Molekülen Cyansäure, wird daher auch Tricyansäure genannt und hat die Zusammensetzung C3N3O3H3. Die gewöhnliche C. leitet sich nicht von der gewöhnlichen, sondern von der normalen Cyansäure (s. d.) ab und hat daher die Konstitutionsformel C3N3(OH)3. Sie entsteht aus Tricyanchlorid (s. Cyan) beim Kochen mit Wasser und beim Erhitzen von Harnstoff. Sie krystallisiert aus wässeriger Lösung mit 2 Molekülen Wasser in rhombischen Prismen. Sie ist in 40 Teilen kaltem Wasser löslich, sehr leicht löslich in heißem Wasser und Alkohol. Beim Kochen mit Säuren zerfällt sie in Kohlensäure und Ammoniak, bei der Destillation liefert sie gewöhnliche Cyansäure. Sie ist dreibasisch und giebt gut krystallisierende Metallsalze. Die Ester der gewöhnlichen (normalen) C. entstehen bei der Einwirkung von Tricyanchlorid auf Natriumalkoholat, die der Isocyanursäure, C3O3(NH)3, aus den Isocyansäureestern durch Polymerisation und beim Erhitzen aus den normalen Cyanursäureestern. Sie krystallisieren und destillieren unzersetzt.

Cyanuryl, das verdreifachte und dreiwertige Cyanradikal, C3N3, das in der Cyanursäure (s. d.) und sehr vielen andern Cyanverbindungen, so im festen Chlorcyan (s. Cyan), und im Mellon (s. d.) enthalten ist.

Cyanurylchlorid, s. Cyan.

Cyanwasserstoffsäure, s. Blausäure.

Cyanzink, Zn(CN)2, fällt als weißer Niederschlag, wenn man zu wässerigen Lösungen von Zinksalzen allmählich Cyankaliumlösung hinzufügt. Ein Überschuß von Cyankalium löst es wieder auf, indem Kaliumzinkcyanür, K2Zn(CN)4, entsteht, das beim Verdunsten der Flüssigkeit in farblosen Oktaedern auskrystallisiert. Beide Verbindungen sind außerordentlich giftig.

Cyathea Smith., Pflanzengattung aus der nach ihr benannten Familie der Cyatheaceen (s. d.), deren Arten, Baumfarne mit schlankem, oft ziemlich hohem unverzweigten Stamme, in den Tropengegenden sowohl der Alten wie der Neuen Welt und in Neuseeland einheimisch sind. Sie haben eine zierliche Blattkrone, die aus langen, gewöhnlich dreifach gefiederten Wedeln besteht. Eine auf den westind. Inseln wachsende Art, C. arborea Sm., erreicht eine Höhe von 10 bis 12 m; die jungen Wedel derselben werden als Gemüse gegessen. Von der in Neuseeland vorkommenden C. medullaris Sw. wird das Mark gegessen. Diese Art, welche sich durch schwarzbraune starke Blattstiele auszeichnet, wird häufig als Zierpflanze im Gewächshause kultiviert und kann während des Sommers zur Dekoration geschützter und schattiger Stellen des Gartens verwendet werden. C. dealbata Sw. aus Südafrika zeichnet sich durch die silberweiße Färbung auf der Unterseite der Blätter aus und wird wie die vorige Art kultiviert und verwendet.

Cyatheaceen (Cyatheaceae), Pflanzenfamilie aus der Gruppe der Farne (s. d.) oder Filicineen. Die Arten derselben sind fast sämtlich Baumfarne mit feingefiederten großen Blättern, die rosettenartig auf der Spitze der hohen unverzweigten Stämme aufsitzen. Die C. sind charakteristisch durch den Bau ihrer Sporangien, die mit einem vollständigen schief verlaufenden Ring versehen sind. Die C. sind fast ausschließlich Bewohner der Tropengegenden; mehrere Arten der Gattungen Cibotium, Dicksonia, Cyathea und Hemitelia werden wegen der großen und schön aussehenden Blätter als Zierpflanzen in Warmhäusern gezogen.

Cyathus, altgriech. Gefäß, s. Kyathos.

Cybele, Göttin, s. Kybele. - C. ist auch der Name des 65. Planetoiden.

Cybulski, Adalbert, poln. Gelehrter, geb. 10. April 1808 in Konin in der Provinz Posen, studierte in Berlin Philologie und Geschichte, trat 1830 ins poln. Heer, geriet in russ. Gefangenschaft und wurde in das Innere Rußlands gebracht. 1834 befreit, kehrte er nach Preußen zurück und bezog, nach einer sechsmonatigen Festungshaft in Schweidnitz, wiederum die Universität Berlin. Nachdem er noch in Prag und Wien den Unterricht Schafariks und Kopitars genossen hatte, habilitierte er sich 1840

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