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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Czirknitzer See; Czornebog; Czörnig; Czortków; Czuczor; Czyhlarz

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Czirknitzer See - Czyhlarz

arbeitete er die Instruktionen für die Kämpfe gegen die Serben in Südungarn aus, folgte dann als Adjutant dem General Méßáros dahin, wurde bald darauf zum Hauptmann, dann zum Chef des revolutionären Generalstabes in Siebenbürgen ernannt, wo er bis zu Bems Abreise (Mai 1849) erfolgreich wirkte. Mittlerweile avancierte er zum General und erhielt das Kommando in Siebenbürgen. Nach der Katastrophe von Világos hielt er sich einige Zeit im Lande verborgen und flüchtete im Frühjahr 1850 nach England. C. verfaßte "Bems Feldzug in Siebenbürgen in den J. 1848 und 1849" (Hamb. 1850).

Czirknitzer See, s. Zirknitzersee.

Czornebog (spr. tschor-), Czernebog, Černobog, Čornoboh, s. Bautzen und Slawische Mythologie.

Czörnig (spr. tschör-), Karl, Freiherr von Czernhausen, Statistiker, geb. 5. Mai 1804 zu Czernhausen in Böhmen, studierte zu Prag und Wien, trat 1828 in den österr. Staatsdienst ein und wurde 1841 als Hofsekretär und Direktor der administrativen Statistik nach Wien berufen. Unter ihm begann die regelmäßige Veröffentlichung der umfassenden statist. Arbeiten in den "Tafeln zur Statistik der österr. Monarchie" (Wien 1842 fg.). 1850 trat er als Sektionschef in das Handelsministerium. Seitdem besonders für möglichste Centralisierung der Angelegenheiten der Schiffahrt und des Seehandels thätig, organisierte und leitete er 1850-52 die Centralseebehörde zu Triest. Im Juni 1852 wurde C. in den Freiherrenstand erhoben und 1859 zum Wirkl. Geheimrat ernannt. Gleichzeitig im Ministerium Chef der Sektion für das Eisenbahnwesen, machte sich C. durch Bearbeitung des Eisenbahn-Konzessionsgesetzes sowie durch Entwerfung des Eisenbahnnetzes für die Monarchie verdient. Auch organisierte und leitete er die Centralkommission der Erhaltung der Baudenkmäler (1852-63). Daneben behielt er fortwährend die Leitung der offiziellen statist. Arbeiten, war 1863-65 Präsident der von ihm organisierten statist. Centralkommission, trat 1865 in den Ruhestand und zog sich nach Görz zurück. Er starb dort 5. Okt. 1889. Unter C.s litterar. Arbeiten sind noch besonders hervorzuheben: die große ethnogr. Karte der österr. Monarchie (4 Blatt, Wien 1855) und die "Ethnographie der österr. Monarchie" (3 Bde., ebd. 1855-57), C.s Hauptwerk; ferner "Österreichs Neugestaltung" (Stuttg. 1858), "Statist. Handbüchlein für die österr. Monarchie" (3. Aufl., Wien 1861), "Das österr. Budget für 1862 in Vergleichung mit jenen der vorzüglichern andern europ. Staaten" (3. Aufl., 2 Bde., ebd. 1862), "Darstellung der Einrichtungen über Budget, Staatsrechnung und Kontrolle in Österreich, Preußen u. s. w." (ebd. 1866); "Görz, Österreichs Nizza" (2 Bde., ebd. 1873-74).

Czortków (spr. tschórtkoff). 1) Bezirkshauptmannschaft und Gerichtsbezirk in Galizien, hat 810,51 qkm und (1890) 64741 E., 10725 bewohnte Gebäude und 13540 Wohnparteien in 44 Gemeinden mit 46 Ortschaften und 43 Gutsgebieten. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Kreis- und Bezirksgerichts, nahe der podol. Grenze, rechts am Sereth, an der Linie Stanislau-Husiatyn der Österr. Staatsbahnen (Galiz. Transversalbahn), hat (1890) 4531 meist poln. israel. E., in Garnison ein Bataillon des 91. galiz. Infanterieregiments "Ritter von Rodakowski", Post, Telegraph, ein Schloß, ein Kloster, eine ärarische Cigarrenfabrik, die 5 km im SW. von C. auf einer Anhöhe bei Jagielnica (Markt mit 3201 meist jüd. E.) steht, und bedeutende Landwirtschaft.

Czuczor (spr. zutzor), Gregor, ungar. Dichter und Linguist, geb. 17. Dez. 1800 zu Andód im Neutraer Komitat, trat nach vollendeten Studien 1824 in den Benediktinerorden und war 1825-35 Professor an den Gymnasien zu Raab und Komorn. Seine Heldengedichte: "Die Augsburger Schlacht" (1824), "Der Reichstag zu Arad" (Pest 1828) und "Botond" (ebd. 1831), lenkten die Aufmerksamkeit auf ihn. 1835 zum zweiten Sekretär und Archivar der Ungarischen Akademie erwählt, verlegte er seinen Wohnsitz nach Pest, wo 1836 seine "Poet. Werke" von Toldy gesammelt und herausgegeben wurden. Der erotische Inhalt derselben, wie überhaupt C.s freies Leben außerhalb des Klosters hatten zur Folge, daß ihm ferneres Schriftstellern untersagt und er genötigt wurde, ins Kloster zurückzukehren. Er ward zwar mehrfach wieder im Lehrfache verwendet, aber immer aufs neue abgesetzt; erst 1842 gelang es ihm, die Lehr- und Schreibfreiheit wiederzuerlangen. Außer jenen Gedichten veröffentlichte C. "Johann Hunyady" (2. Aufl., Pest 1833), eine meisterhafte Übersetzung des Cornelius Nepos (2. Aufl., ebd. 1843) und "Leben Washingtons" (ebd. 1845). Nachdem er 1844 von der Akademie mit Ausarbeitung des großen akademischen Wörterbuchs betraut worden war, wandte er sich wieder nach Pest. Wegen eines Gedichts "Riadó" ("Weckruf") wurde er im Jan. 1849 von Windischgrätz zu sechsjähriger Festungshaft verurteilt. Durch die Amnestie von 1850 erlangte auch C. die Freiheit wieder. Seitdem arbeitete er unausgesetzt an dem großen Wörterbuch, von dem bis zu seinem Tode vier Bände erschienen waren. Er starb 9. Sept. 1866 in Pest. Als Sprachgelehrter stand er mit Fogarasi an der Spitze jener Partei, welche die historisch-vergleichende Sprachforschung nicht anerkennen wollte, weshalb auch das von ihm und Fogarasi ausgearbeitete Wörterbuch zwar reich an wertvollem Material, aber wissenschaftlich verfehlt ist. C.s gesammelten "Gedichte" (3 Bde.) erschienen zu Pest 1858.

Czyhlarz (spr. zichlarsch), Karl, Ritter von, Jurist, geb. 17. Aug. 1833 zu Lobositz in Deutsch-Böhmen, studierte zu Prag Rechtswissenschaft und habilitierte sich daselbst 1858 für röm. Recht. Nach einem kurzen Aufenthalt als Juristenpräfekt am Theresianum zu Wien wurde er 1863 an der Prager Universität außerord. und 1869 ord. Professor, 1892 in gleicher Eigenschaft nach Wien berufen. Am polit. Leben Österreichs hat sich C. seit 1861 als Anhänger der deutschen Verfassungspartei beteiligt und ist seit 1866 mehrfach in den böhm. Landtag gewählt worden. 1879 wurde er in den erblichen Ritterstand erhoben. Seine Schriften, durch die er sich als Kenner des röm. Rechts erwies, sind: "Das röm. Dotalrecht" (Gieß. 1870), "Zur Lehre von der Resolutivbedingung" (Prag 1871), "Grundriß der Institutionen" (ebd. 1878), "Zur Geschichte des ehelichen Güterrechts im böhmisch-mähr. Landrecht" (Lpz. 1883), "Die Eigentumserwerbsarten des Pandektentitels de adquirendo rerum dominio, 41, 1", Bd. 1 (Fortsetzung des Glückschen Kommentars, Erlangen 1887), "Lehrbuch der Institutionen des röm. Rechts" (2. Aufl., Prag und Lpz. 1893).

^[Artikel, die man unter Cz vermißt, sind unter Tsch oder Č aufzusuchen.]