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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dancla - Dandin
mission für Apothelergehilfen wurde. Er starb
10. Jan. 1892. Im I. 1861 wurde er in die Kom-
mission zur.Herstellung einer Deutschen Pharma-
kopöe gewählt; die Pharmakopöe wurde 1865 ge-
druckt, aber nur im Königreich Sachsen eingeführt.
D. hat sich besonders um die Reorganisation deo
Norddeutschen Apothekervereins, dessen Oberdirektor
er von 1868 bis 1872 war, und um dessen Verschmel-
zung mit dem Süddeutschen Apotheterverein verdient
gemacht. D. veröffentlichte in der "Pharmaceutischen
Zeitung" zahlreiche Auffätze; außerdem: "Vorschläge
zu einer Arzneitare nach neuen Principien" (Magdeb.
1859); "Denkschrift über den internationalen Phar-
maceutischen Kongreß in Wien" (Halle 1870).
Dancla (fpr. dangklä), Jean Charles, franz.
Komponist und Violinvirtuos, geb. 19. Dez. 1818
zu Bagneres de Bigorre, war Schüler des Pariser
Konservatoriums, trat, nachdem er sich auch im Aus-
land als Virtuos bekannt gemacht hatte, 1834 al5
Sologeiger in das Orchester der Großen Oper und
wurde im März 1857 als Violinprofessor am Pariser
Konservatorium angestellt. ^ Seine 150 Kompost
tionen sind Konzerte, Duos, l^olos, Streichquartette,
Klaviertrios u. s. w.; für einzelne wurde D. durch
Preise ausgezeichnet. Ferner veröffentlichte er sehr
brauchbare Werke für Nnterrichtszwecke: "^lötiwäo
6i6ui6iitÄii'6 6t p/0ßi'688iv6 äe violon", "I^oie äo
I'sxpl68810NV, "^eoi6 ä6 1a M6ioäi6", tt^rt ä6 II1N-
äui6i' Lur 16 violonv; auch gab er die "d^ivro"
edoiLikg äe Viotti" heraus und schrieb "1^68 (^mn-
Pl)3it6ni'8 cli6l8 ä'tticli68tr6, r6p0N86 ^^1. (^ounoä"
(1873) über die Direktion des Orchesters durch den
Komponisten. D.s Pariser Quartettsoireen genossen
eines bedeutenden Rufs und großer Beliebtheit; in
denselben wirkten neben ihm seine beiden jüngern
Brüder Arnaud D., geb. 1. Jan. 1820, gest. Febr.
1862 zu Bagneres de Bigorre, tüchtiger Cellist und
Verfasser einer Cellofchule, und Leopold D., geb.
1. Juni 1823, trefflicher Geiger und Komponist von
Etüden, Phantasien u. s. w.
D'Ancona, Alesfandro, ital. Litterarhistorikcr,
geb. 20. Febr. 1835 in Pifa, studierte die Rechte
und Litteraturgeschichte, indem er sich zugleich leb-
haft an der polit. Bewegung Italiens beteiligte;
er galt als Vertreter der liberalen Partei Toscanas
in Piemont. 1859 kehrte er nach Florenz zurück,
wo er eine Stelle als Sekretär beim Militärdeparte-
ment erhielt und die Zeitfchrift "1.3 I^a/ioiu;"
leitete. 1860 wurde er Professor der ital. Litteratur
an der Universität seiner Vaterstadt. Von seinen
zahlreichen Schriften sind zu erwähnen: "Op6i-6
äi ^0inma80 (^ainpÄUOlIg., 8celw, oräinaw 6(1 an-
notaw" (2 Bde., Tur. 1854), "1^ ra^i-c^uta-
xi0N6 äi 8antH Illiva" (Pifa 1863), "1.3. 8wri3, äi
(^in6viH ä^Fii ^linioii äi ^Aontiln, V^11(;Ni" (ebd.
1863), "II iidi-0 ä6i 86tte 8Hvi äi Roma" (ebd.
1864), "1.3, i6F^6iiäa lii 83ut'^1din0 6 äi 8an
(Giovanni Loccaäoi'o" (Bologna 1865), "1^", 16F-
^6näa, äi V6i^oFug. 6 hnolia äi <3iuä^ l80ai-i0tH"
(ebd. 1869), "I^a I6^6iid9. ä'^äamo 6ä Nva" (ebd.
1870), "^ov6ii6 äi (xiovanui 86rcll,mdi') (ebd. 1871),
"1^9. vita QU0VH äi I)aiit6 ^1iZ1ii6ri" (2. Anst., Pisa
1884), "I pr6c.ui-80i'i äi I)ant6" (Flor. 1874), "8:l-
cr6 r^pi-686nt^i0ni ä6i 86coli XlV, XV 6 XVI"
(3 Bde., ebd. 1872), "1^6 9,ntic;ii6 i'iui6 vo^Hii"
(große Sammlung der ältesten ital. Lyrik nach der
Vatikanischen Handschrift, 5 Bde., Bologna 1875
-88), "OriZwi ä6l t^tro in Italia." (2 Bde., ebd.
1877; 2. Aufl., Turin 1891), "I^a p068ia ^0^01^6
ittiliaua" (Livorno 1878), "8wäii äi ei-itica 6 äi 3to
i'iH I6tt6rari3.') (Bologna 1880), "8tuäii 8u1lli I6tt6-
i3.turH itaiianll ä6' ^i-iini 86e0li" (Ancona 1884),
"Vai-iiM i>0litic1i6 6 i6tt6i-Hi-i6" (2 Bde., Mail. 1883
u. 1885), "?06M6tti popolari ita.1i^ni laeeolti 6ä
i1w8ti-Hti" (Bologna 1889), "N^nualo äclill. Ißtwrn-
wi-a italianH)) (mit Bacci, Bd. I, Flor. 1892). Alle
diese Werke haben die Erforschung der ital. Litteratur
sehr gefördert. - D.s Selbstbiographie steht in dein
Sammelbande "11 prinio M88u" (Flor. 1882).
Dancourt (spr. dangtuhr), eigentlich Florent
Carton, franz. Lustfpieldichter, geb. 1. Nov. 1661
zu Fontainebleau, mußte die jurist. Laufbahn ver-
lassen, als er eine Schauspielerin heiratete, weshalb
er selbst Schauspieler und Bühnendichter wurde. Er
versuchte sich zunächst im höhern Lustfpiel, wandte
sich dann mehr der Posse zu, brachte Bauern und
Bäuerinnen mit ihrem Dialekt auf die Bühne und
verfaßte mit Benutzung von Tagesereignissen man-
ches unterhaltende (^tück. Seine besten Komödien
sind: "1^ (^!6VHlis!i- ^ 1a inoäc" (1687), "1^6 Faiant
Mräiiiier" und (nach Duryer) "1.68 v6iiäHii"68 ä^
sni'68N68". Er starb 6. Dez. 1725 auf feinem Gute
in Berry, wo er seit 1718 wohnte. Seine Werte
erschienen zu Paris 1760 (12 Bde.). Eine Auswabl
seiner besten Stücke geben die "(Nuvi-68 cnoi3i68 ä6
D." (5 Bde., Par. 1810) und die "01i6t8 ä'wnvre8
ä6 v." (3 Bde., ebd. 1822). - Vgl. Ch. Varthelemy,
1^3. l)0N6äi6 ä6 I)., 6tuä6 ^i8tni-iclU6 6t 3N6cä<>-
ti<^u6 (1882); I. Lemaitre, 1.3. 00M6äi6 apl68 ^Io-
1i6i'6 6t 16 t1i63.ti-6 ä6 v. (Par. 1882).
Theerose Lenoir de la Thorilliere, Gattin
des vorigen, geb. 1663, gest. 21. Mai 1725, war
sowohl ihrer Schönheit wie ihres i'chauMelerischen
Talents wegen bekannt.
Haltbaren, Volk des Altertums, an den Ab-
hängen des nordwestl. Kaukasus wohnhaft.
Dandenong, Ortfchaft in der brit.-austral. Ko-
lonie Victoria, 30 Ivin südöstlich von Melbourne, ist
Eisenbahnknotenpunkt und hat in dem nahen Staats-
forst die höchsten Riefenbäume der Erde.
Handin (fpr. dangdäng), ursprünglich die Schelle
des Viehes auf der Weide; bei Rabelais alsPerrin
D. Name eines Schiedsrichters, wird später durch
Racine (?1a,iä6ui-8) und Lafontaine (I^adi. IX,9)
sprichwörtliche Bezeichnung des gewissenlosen Rich-
ters. George D. in der gleichnamigen Moliere-
schen Komödie, ein dummstolzer, reicher Bauer, hat
ein Edelfräulein geheiratet und sich dadurch viele Un-
annehmlichkeiten zugezogen. Seine Selbstantlage:
"V0U8 1'a,V6X vouln; V0U8 1'a,V62 voulu, (^601^6 1).)
V0U8 1'HV65 vouluv (meist fälschlich in der Form "^n
I'll8 vouln, (F601'F6 D." citiert) ist sprichwörtlich ge-
worden für felbftverfchuldetes Unglück.
Tandin, ind. Dichter aus dcm 6. oder dem An-
fange des 7. Jahrh. n. Chr. Er schrieb einen Roman,
das V9>93iinin5i-3^3iit9,iii, der für die Kenntnis der
Kulturgeschichte sehr wichtig ist (hg. von Wilson,
Lond. 1846; von Godabole und Paraba, Vombav
1883 und 1889 mit einheimischen Kommentaren;
mit erklärenden Anmerkungen gab den ersten Teil
heraus Bühler, ebd. 1873; den zweiten Bühler und
Peterson, ebd. 1891; eine Analyse gab A. Weber,
Ind. Streifen 1, 308 fg., Berl. 1868). Ferner ver-
faßte D. ein rhetorisches Werk, den I^vMäarc^
(hg. in der "Vid1icM6ca. Inäica", Kalkutta 1863;
mit deutscher Übersetzung von Vöhtlingk, Lpz. 1890).
Vielleicht gebort ibm auch an das Drama >!><^1m-
j katikil (s.'d.).