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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Dardanellenvertrag; Dardaner; Dardania; Dardaniden; Dardanos; Dardanos (Stadt); Dardanus; Darden; Dardesheim; Dardistan; Dardschiling

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Dardanellenvertrag – Dardschiling

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Dardanellen'

den türk. Batterien bei seiner Durchfahrt 19. Febr. 1807 unbelästigt, 20. Febr. bis nahe vor Konstantinopel, mußte aber unverrichteter Dinge die Rückfahrt antreten. Der Dardanellenvertrag (13. Juli 1841), welchen die fünf Großmächte mit der Pforte abschlossen, und der durch den Pariser Frieden 1856 im wesentlichen bestätigt wurde, setzt fest, daß kein nichttürk. Kriegsschiff ohne Bewilligung der osman. Regierung in die Meerenge einlaufen und sie passieren darf. Auch Handelsfahrzeugen fremder Nationen ist die Passage der Schmalstelle von Tschanak-Kalessi bei Nacht untersagt, und sie sind zur Vorzeigung der Pässe und zur Zahlung einer Leuchtturmsgebühr verpflichtet. Der Londoner Vertrag (13. März 1871) sowie der Berliner Friede (13. Juli 1878) bestätigten das Princip der Schließung der D. nach Maßgabe des Pariser Friedens. Doch liefen Febr. 1878 engl. Kriegsschiffe durch die D., um Konstantinopel vor den Russen zu schützen. 1891 wurde die Dardanellenfrage von neuem aktuell, als zu verschiedenen Malen russ. Schiffe mit Soldaten an Bord von den Türken an der Durchfahrt gehindert wurden. Die Türkei schloß darauf ein Abkommen mit Rußland, wonach die Schiffe der sog. Freiwilligen Flotte Rußlands, sofern sie die Handelsflagge führen, die D. frei passieren, und wenn sie Sträflinge oder Soldaten an Bord haben, der Pforte vorher davon Anzeige machen sollen. Eine türk. Cirkularnote vom 16. Sept. teilte den Großmächten dies Abkommen mit.

Kleine D. heißen auch die Meerenge und die Schlösser von Rion (s. d.) in Griechenland.

Dardanellenvertrag, s. Dardanellen.

Dardaner, im Altertum ein illyr. Volk, das auf dem südl. Hochland von Mösien, im obern Gebiet des Flusses Margus (jetzt Morawa) wohnte und den Macedoniern unter den Antigoniden, später den Römern durch seine Raubzüge lästig fiel, dann aber vollständig romanisiert wurde. Ihr Gebiet wurde von Diocletian um 297 n. Chr. von Mösien abgetrennt und zu einer eigenen Provinz mit dem Namen Dardania und der Hauptstadt Naïssus (jetzt Nisch), dem Geburtsort Konstantins des Großen, erhoben. In Dardania lag auch das Kastell Bederiana, der Geburtsort des Kaisers Justinus l., bei der Stadt Tauresium, der Heimat des Kaisers Justinian I. (S. auch Dardanus.)

Dardanĭa, s. Dardaner und Dardanos.

Dardaniden, s. Dardanos.

Dardănos, Stadt, s. Dardanus.

Dardănos, nach der Ilias ein Sohn des Zeus und Gründer der sagenhaften Stadt Dardania am troischen Ida. Sem Ursprung wurde später nach Samothrake verlegt, von wo er nach Troas gewandert sein soll; hier wird er zum Sohn der Plejade Elektra gemacht. Des D. Sohn war Tros, der Ahnherr der Troer; dieser der Vater des Ilos, des Gründers von Ilion, dessen Sohn Laomedon den Priamos erzeugte. Von D. nannte man das Geschlecht die Dardaniden.

Dardănus (Dardanos), im Altertum eine unbedeutende äol. Stadt am südl. Hellespont, in welcher der Name des mit den Troern eng verbundenen, nach der Sage von Äneas beherrschten Volks der Dardaner (im östl. Binnenlande von Troas) fortlebte. Nahe dem Kap Dardanion, ziemlich auf halbem Wege zwischen Abydos und Ilion belegen, erfreute sich D. später seitens der Römer einer ähnlichen Pietät wie Ilion, beide Städte wurden ↔ für frei erklärt. Von D. stammt der Name der Dardanellen (s. d.), mit welchem die Ortschaften auf beiden Seiten des engsten Teils des Hellesponts und dieser selbst schon m spätbyzant. Zeit bezeichnet wurden. Historisch bekannt ist D. durch den 84 v. Chr. hier geschlossenen Frieden Sullas mit Mithridates.

Darden, s. Dardistan.

Dardesheim, Stadt im Kreis Halberstadt des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, am Westende des Huywaldes (305 m), hat (1890) 1594 evang. E., Postagentur, Telegraph; Ackerbau, 2 Ziegeleien und Steinbrüche in der Umgegend.

Dardistan (d. h. das Land der Darden) oder Jaghistan (Land der Rebellen), zusammenfassende Bezeichnung der kleinen, im Himalaja, westlich von der Umbiegung des Indus nach Süden gelegenen Gebirgsstaaten, namentlich Kafiristan, Tschitral, Kohistan, D., Gilghit, Swat, Boner u.s.w., teils Freistaaten, teils Fürstentümer. Die Darden oder Dardu, arischen Stammes, sind breitschulterig und gut proportioniert, mit schwarzem, auch braunem Haar und braunen Augen. Sie waren früher Buddhisten und sind jetzt schiitische Mohammedaner; ihre Sprache in vielen Dialekten gehört der ind. Familie an. Sie bedienen sich der pers. Schrift. Die Bemühungen der Fürsten von Kaschmir, D. zu erobern, sind ohne Erfolg geblieben.

Dardschiling (engl. Darjeeling oder Darjiling, vom tibet. Dar-rgjas-glin, d. h. Land des diamantenen Donnerkeils, des Scepters der Lama), Distrikt der indobrit. Präsidentschaft Bengalen, zur Division Kotsch-Bihar gehörig, mit 3196 qkm und (1881) 155179 E., auf der untersten Stufe der südl. Vorberge des Himalaja, in der Höhe von 1670–2000 m, grenzt südlich an den Distrikt Kotsch-Bihar, nördlich an Sikkim, westlich an Nepal und östlich an Bhotan. Das Land wird in unregelmäßiger Weise von niedrigen, hauptsächlich aus Gneis bestehenden Gebirgsrücken durchzogen. Hauptprodukt ist der Thee, der hier einheimisch ist; 1883–84 bezifferte sich der Ertrag auf rund 3670000 kg. In D. befindet sich unter 27° 3' nördl. Br. und 82° 19' östl. L. in 2400 m Meereshöhe das großartige Eden-Sanatorium, für kranke und rekonvalescente Militärpersonen bestimmt, aber auch vielfach von andern Personen besucht; die beste Jahreszeit für die Badekur in D. ist der Oktober, unmittelbar nach den großen Regengüssen. Bei der außerordentlichen Klarheit und Durchsichtigkeit der Luft hat man von hier gegen N. einen wunderbar schönen Blick über sieben sich hintereinander erhebende, grün bewaldete parallele Ketten der südl. Vorberge des Himalaja, auf den 8588 m hohen Kantschindschanga und andere mit ewigem Schnee und Eis bedeckte Spitzen. Bis zu einer Höhe von 3500 bis 3600 m sind die Berge mit dichten Waldungen bekleidet; darüber hinaus wachsen in erstaunlicher Fülle die schönsten Rhododendren. Die verhältnismäßige Nähe von Kalkutta und die geringe Mühe, von dort (mit der Himalajabahn [s. d.] in 26 Stunden) sowie überhaupt von Bengalen aus D. zu erreichen, trugen dazu bei, 1835, als die ind. Regierung beschlossen hatte, ein militär. Sanatorium für Bengalen zu stiften, die Wahl auf D. hinzulenken. Ein Areal von 357 1/2 qkm wurde von dem Radscha von Sikkim gegen eine jährliche Rente von 6129, später 12258 M. erworben. Der Radscha verlor dieses Einkommen jedoch 1850 wegen Beleidigung engl. Unterthanen. Hierbei wurden weitere 1657 1/2 qkm annektiert; 1869 kam noch ein

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 802.