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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Deutschland und Deutsches Reich (Zeitungswesen)

ebenso wie die "Frankfurter Zeitung" auch in einer Wochenausgabe erscheint; die "Kölnische Volks-Zeitung" und das Aachener "Echo der Gegenwart", beide ultramontan; die "Elberfelder Zeitung" und die "Barmer Zeitung"; in Westfalen die "Dortmunder Zeitung" sowie der "Westfälische Merkur" in Münster. In der Provinz Sachsen steht in erster Reihe die schon obenerwähnte "Magdeburgische Zeitung", das älteste der bestehenden deutschen Blätter, da die vorhandenen Jahrgänge bis 1717 und einzelne Nummern bis 1626 zurückreichen, daneben die "Saale-Zeitung" in Halle; in Pommern die "Stettiner Zeitung", die "Neue Stettiner Zeitung", die "Pommersche Zeitung" und die "Ostsee-Zeitung", sämtlich in Stettin erscheinend; in Posen die "Bromberger Zeitung" und die "Ostdeutsche Presse" in Bromberg sowie die "Posener Zeitung" und das "Posener Tageblatt"; in Ostpreußen die (fortschrittliche) "Königsberger Hartungsche Zeitung", die (nationalliberale) "Königsberger Allgemeine Zeitung" und die (konservative) "Ostpreußische Zeitung". In Westpreußen hat die "Danziger Zeitung" den bedeutendsten Einfluß; neben ihr ist der "Graudenzer Gesellige" zu erwähnen. Von den schles. Blättern zeichnen sich die weit bis ins 18. Jahrh. zurückreichende "Schlesische Zeitung" und die "Breslauer Zeitung" sowie die "Breslauer Morgen-Zeitung", der "Hausfreund" in Neurode, das "Liegnitzer Tageblatt" ("Schlesisches Pfennigblatt") und die "Görlitzer Nachrichten und Anzeiger" durch einen umfassenden Leserkreis aus. Aus Schleswig-Holstein sind die "Altonaer Nachrichten" und die "Itzehoer Nachrichten" sowie die "Flensburger Norddeutsche Zeitung" und die "Kieler Zeitung" hervorzuheben; von norddeutschen Blättern die "Weser-Zeitung" in Bremen, die "Hamburger Nachrichten", der "Hamburgische Correspondent", das socialdemokratische "Hamburger Echo" und die "Hamburgische Börsen-Halle" in Hamburg, die "Eisenbahn-Zeitung" in Lübeck, das "Braunschweiger Tageblatt", die "Braunschweigische Landeszeitung", die seit 1710 bestehende "Rostocker Zeitung" und die vielgelesene Hildburghäuser "Dorfzeitung".

Im Königreich Sachsen besteht eine umfangreiche Lokalpresse, und deshalb ist die Zahl der größern Zeitungen gering. Die größte Verbreitung besitzen die "Dresdner Nachrichten"; außer ihnen ist von der hauptstädtischen Presse noch das 1853 begründete "Dresdner Journal" und die (deutschfreisinnige) "Dresdner Zeitung" zu nennen. In Leipzig ist neben der amtlichen "Leipziger Zeitung" das nationalliberale "Leipziger Tageblatt" zu erwähnen.

An der Spitze der in Süddeutschland erscheinenden polit. Zeitungen steht noch immer die "Allgemeine Zeitung" (s. d.). Außer ihr bestehen in Bayern an größern Organen noch der "Fränkische Kurier" in Nürnberg, die "Neue Würzburger Zeitung" sowie die "Münchener Neuesten Nachrichten", das "Münchener Fremdenblatt" und der "Bayrische Courier" in München. In Württemberg ist der 1785 gegründete "Schwäbische Merkur" eins der gelesensten Blätter. Außerdem sind noch der "Schwarzwälder Bote" in Oberndorf, das "Stuttgarter Neue Tageblatt", die Heilbronner "Neckar-Zeitung" und der demokratische "Beobachter" in Stuttgart zu erwähnen. Unter den bad. Blättern ist die "Badische Landeszeitung" in Karlsruhe das bedeutendste. Neben ihm kommen noch das Regierungsorgan, die "Karlsruher Zeitung", die liberale "Breisgauer Zeitung" in Freiburg und die (demokratische) "Neue badische Landeszeitung" in Mannheim in Betracht. Im Großherzogtum Hessen sind die Hauptblätter die "Darmstädter Zeitung", das Organ der hess. Regierung, das (nationalliberale) "Mainzer Tageblatt" und das (ultramontane) "Mainzer Journal". In der Pfalz hat die "Pfälzische Presse" in Kaiserslautern alle andern Blätter überflügelt.

In Elsaß-Lothringen ist die polit. Tagespresse schwach entwickelt, weil sie hier noch unter den Bestimmungen des Diktaturgesetzes steht. Neben der amtlichen "Lothringer Zeitung" ("Gazette de Lorraine") sind zu nennen die unabhängige liberale "Metzer Zeitung", der "Lorrain" und "Messin", die regierungsfreundliche "Neue Mülhauser Zeitung", die "Straßburger Post", ein Zweigunternehmen der "Kölnischen Zeitung", und das "Elsässer Journal", früher "Courrier du Bas-Rhin", das Hauptorgan der Autonomisten. In Elsaß-Lothringen erschienen (1890) 131 Blätter, darunter 46 amtliche und politische, 13 kirchliche und Erbauungsblätter, 14 landwirtschaftliche, 12 naturwissenschaftliche Blätter, 88 in deutscher, 21 in franz., 22 in beiden Sprachen.

Die socialdemokratische Presse besitzt April 1894 in Deutschland 76 politische Zeitungen, darunter 37 täglich, 20 dreimal wöchentlich erscheinende. Den gewerkschaftlichen Interessen dienen 54 Blätter; davon erscheinen 28 wöchentlich, 18 alle 14 Tage. Dazu kommt die nicht socialistische Gewerkschaftspresse.

Unter den deutschen Wochenschriften ist die verbreitetste die "Gartenlaube" in Leipzig. Daselbst erscheinen auch die "Illustrierte Zeitung" (seit 1843), "Die Grenzboten", "Litterarisches Centralblatt" und "Blätter für litterar. Unterhaltung" (seit 1818). Von andern sind hervorzuheben "Daheim" (Leipzig), "Moderne Kunst" (Berlin), "Zur guten Stunde", "Das Magazin", "Die Gegenwart", "Die Zukunft" (ebd.), "Über Land und Meer" (Stuttgart), "Die Kunst für Alle" (München), "Universum" (Dresden) und "Globus" (Braunschweig), letztgenanntes, seit 1894 mit dem "Ausland" verschmolzen, für Länder- und Völkerkunde. Unter den polit. Wochenschriften haben das "Konservative Wochenblatt" und die freisinnige "Nation" (Berlin), die socialistische "Neue Zeit" (Stuttgart) einen bemerkenswerten Einfluß gewonnen. Das bedeutendste Witzblatt sind die "Fliegenden Blätter" (München), polit. Witzblätter "Kladderadatsch" (Berlin), "Der wahre Jacob" (Stuttgart), "Süddeutscher Postillon" (München), "Ulk", "Lustige Blätter" und "Deutsche Wespen", verbreitete Modezeitungen "Der Bazar", die "Modenwelt" und "Mode und Haus" (sämtlich in Berlin).

Von Monatsschriften erscheinen "Deutsche Rundschau" und "Preußische Jahrbücher" in Berlin, die "Allgemeine konservative Monatsschrift" in Leipzig, "Westermanns Illustrierte deutsche Monatshefte" in Braunschweig, Velhagen & Klasings "Neue Monatshefte" in Bielefeld, "Nord und Süd" und "Deutsche Revue" in Breslau, "Die Gesellschaft" in Leipzig, "Vom Fels zum Meer" in Stuttgart.

Im ganzen erscheinen, von den Tageszeitungen abgesehen, etwa 2400 Zeitschriften. Obenan stehen die wissenschaftlichen mit zusammen 1049 Wochen-, Monats- und Jahresschriften. Davon entfallen auf Theologie 210, auf Jurisprudenz 165, auf Medizin 175, auf Naturwissenschaften 139, auf Philosophie im engern Sinn 12, auf Pädagogik 158, auf Philologie 71, auf Geschichte und Statistik 82 und auf Kriegswissenschaft 37. An Blättern für Gewerbe und