Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

235
Devrient (Otto) - De Wette
Mohren in "Ficsco", Schcwa, Lorcnz Kindlein und
eine Menge kleiner Charakter ollen, die erst durch
ihn Leben und Bedeutung erhielten. Vgl. Z. Funck,
Aus dem Leben zweier Schauspieler: Ifflands und
D.s (Lpz. 1838); Ed. Devrient, Geschichte der deut-
schen Schauspielkunst, Bd. 4 (ebd. 1861). Eine auo-
führliche Biographie D.s von Gcrold findet sich in
Heft 13 der "Berlinischen Chronik" (Berl. 1876).
Novellistisch hat ihn H. Smidt in "Devrient-Novcl-
len>> (3. Aufl., 2 Bde., Verl. 1882) behandelt. Eine
treffliche Schilderung von D.s Eigentümlichkeit fin-
det sich in dem zweiten Bande von Holteis Roman
"Die Vagabunden" und in R. Springers Roman
"D. und Hoffmann oder Schauspieler und Sera-
pionsbrüder" (3 Bde., Verl. 1873).
Devrient (sp. -wnäng), Otto, Schauspieler uud
Dramatiker, Sohn von Philipp Eduard D., geb.
3. Ott. 1838 zu Berlin, betrat 28. Sept. 1856 in
Karlsruhe die Bühne, gehörte den Hoftheatern zu
Stuttgart und Berlin, dann dem Stadttheatcr zu
Leipzig an, wo er ins Charakterfach überging. 1863
-73 war er am Karlsruher Hoftheater und wurde
im letztern Jahre Schaufpicler und Regisseur am
Hoslhcater zu Weimar, 1876 Oberregisseur am Hof-
thcater zu Mannheim und 1877 Intendant am
Frankfurter Stadttheater, welche Stellung er schon
1879 wieder aufgab. D. übernahm 1884 die Direk-
tion des Hoftheaters in Oldenburg und ging 1889
als Direktor des Hoffchauspiels nach Berlin, wo er
Dez. 1890 zurücktrat. D. hat sich nicht nur als tüch-
tiger Charakterspieler, sondern auch als Dichter be-
kannt gemacht, zunächst durch die Trauerspiele "Zwei
Könige" (Karlsr. 1867), "Tiberius Gracchus" (ebd.
1871) und das Volksschauspiel "Kaiser Notbart"
(ebd. 1871). Sein zur Feier des Luther-Jubiläums
gedichtetes Festspiel "Luther" (18. Aufl., Lpz. 1891)
kam zuerst im Herbst 1883 in Jena unter Mitwirkung
D.s zur Aufführung. Ferner erfchien "Gustav Adolf",
histor. Charakterbild (5. Aufl., Lpz. 1892). Auch gab
er u. d. T. "Deutscher Bühnen- und Familien-Shake-
speare" (Bd. 1-4, ebd. 1872-75) mit seinem Vater
eine Auswahl Shakespearescher Dramen heraus und
veröffentlichte"ZweiShakespeare-Vorträge" (Karlsr.
1869), "Ifflands und Schröders Briefe an den Schau-
spieler Werdy" (Franks, a. M. 1881) u. a. in.
Devrient (spr. -wriäng), Philipp Eduard, Schau-
spieler und Dramaturg, Bruder von Karl August
und Gust. Emil D.,geb.^11. Aug. 1801 zu Berlin, war
zunächst ein tüchtig geschulter Baritonsänger, wid-
mete sich aber später dem recitierenden Rollenfache, in
welchem er eifriges Studium und Korrektheit, doch
weniger Feuer der Begeisterung bekundete. Seit 1819
Mitglied der Berliner Hofbühne, trat er 1835 zum
Schaufpiel über und übernahm 1844 die Oberregic
dcr Dresdener Hofbühne. 1846 legte er dies Amt
nieder und beschränkte sich auf die Darstellung sei-
ner Charakterrollen. 1852-70 war er Direktor des
bofthcatcrs in Karlsruhe und starb daselbst 4. Okt.
1877. Er verfaßte die Stücke: "Das graue Männ-
leiu", "Die Gunst des Augenblicks", "Die Vcr-
irrungcn", "Der Fabrikant", "Treue Liebe", die
zwar ein hohes poet. Interesse nicht beanspruchen,
aber doch theatralischen Wert habcn. Unter seinen
Operntexten, deren er mehrere schrieb, gewann "Hans
Hciling" an sich wie durch Marschuers ansprechende
Musik den meisten Beifall. Die Anregung, sich als
Librettist zu versuchen, gab ihm Felix Mendelssohn-
Bartholdy,mitdennhnfreundschaftlicheBeziehuugcn
vndcmden, die in seinem Werk "Meine Erinnerungen
an Felix Mendelssohn-Bartholdy und seine Briefe
an mich" (3. Aufl., Lpz. 1891) behandelt sind. Be-
deutenderes leistete er in seinen dramaturgischen
Schriften. Zu diesen gehören die "Briefe aus Paris"
lBerl.
fchulen" (ebd. 1840), ferner "Das Nationaltheater
des neuen Deutschland" (Lpz. 1848), eine umfassen-
dere Resormschrift voll trefflicher Ideen. Zur Ge-
schichte der Schauspielkunst schrieb er: "Das Pas-
sionsspiel in Oberammergau" (Lpz. 1851; 3. Aufl.
1880) und die "Geschichte der deutschen Schauspiel-
kunst" (5 Bde., ebd. 1848-74), sein Hauptwerk, das
allgemeine Anerkennung fand. Eine Sammlung
seiner "Dramat. und dramaturgischen Schriften >>
(10 Bde., Lpz. 1846-72) hat D. selbst veranstaltet.
Dew oder Dev, Name der bösen Geister, Dä-
monen oder Teufel in der Religion Zoroasters. Im
Sanskrit bedeutet vövg. "Gott", während das iden-
tische I)a6V2, im Avesta von Haus aus die Götter
der Ungläubigen (der DröZv^Qtz) oder die den
guten Geistern (Amschaspands, s. d.) und frommen
Menschen (den Aschavans) feindlichen Dämonen
im Dienste Ahrimans bezeichnet. Ihnen verwandt
sind die weiblichen Unholde, die Drudshas und Pairi-
kas (s. Peris) und andere böse Wesen. In den
Gathas heißen sie "der Same vom bösen Geist, die
Ausgeburt der bösen Gesinnung" (des^LN-Naiiö,
des Gegensatzes zu Voliu-Nllnö, s. Bahman), im
iüngern Avesta "die finstern, sinsternisentsprossenen".
Ihre Wohnung ist die finstere Hölle (äuxliand, neu-
persisch äö^kk Hölle, äa.02k3.iibvH höllisch), mit
der sie am jüngsten Tage zu Grunde gehen.
Delvadasl, s. Bajaderen.
Dewall, Johannes van, s. Kühne, Aug.
Detvalwara, Ort im Gebirge Arawali (s. d.).
Dewas, Mahrattenfürstentum in Centralindien
(s. d.).
Tewe-Vojun (türk., d. i. Kamelhals), Höhenzug
in Türkisch-Armenien, östlich von Erzerum, bekannt
durch den Angriff, den 4. Nov. 1877 die Russen da-
selbst gegen die türk. Stellung ausführten. Die
Türken, durch die Niederlage vom Aladscha-Dagh
(s. d.) ohnehin stark demoralisiert, wurden vollstän-
dig geschlagen; sie verloren 43 Geschütze, an 600
Gefangene, 2500 Tote und Verwundete und ebenso-
viele durch Desertionen. Der russ. Verlust betrug
41 Offiziere, 776 Mann.
De Wette, Will). Martin Leberecht, prot. Theo-
log, geb. 12. Jan. 1780 zu Ulla bei Weimar, stu-
dierte in Jena, habilitierte sich daselbst 1805, wurde
1807 außerord. und 1809 ord. Professor in Heidel-
berg, 1810 in Berlin. Ein Trostschreiben, das D. W.
3 l/März 1819 nach Karl Sands (s. d.) blutiaer
That an dessen ihm befreundete Mutter richtete, bot
den reaktionären Kreisen Anlaß, den wegen seines
theol. und polit. Liberalismus mißliebigen Mann
zu beseitigen. D. W. wurde seines Amtes entsetzt
(vgl. "Aktensammlung über die Entlassung des Pro-
fessors D. W. vom theol. Lehramt zu Berlin; zur Be-
richtigung des öffentlichen Urteils herausgegeben",
Lpz. 1820). Er zog sich nach Weimar zurück und
wurde 1822 als ord. Professor nach Basel berufen,
wo er, 1829 Zum Mitglied des Erziehungsrates er-
nannt, bis an seinen Tod, 16. Juni 1849, wirkte. Als
Theolog hat sich D. W. sowohl um die systematischen,
als auch besonders durch seine scharfe, zersetzende
Kritik des Kanons^und der biblischen Geschichte um
die biblischen Wmcnschaften Verdienste erworben.
Hervorzuheben sind: "Beiträge zur Einleitung in